Sunrise hat am Dienstag den Kaufvertrag für die Kabelnetzbetreiberin UPC gekündigt und damit den Deal offiziell beerdigt. Doch UPC-Besitzerin Liberty Global hält die Türe einen Spalt weit offen und hofft auf einen neuen Anlauf.
Im Oktober sei sehr klar geworden, dass die Mehrheit der Sunrise-Aktionäre nicht hinter der Kapitalerhöhung zur Finanzierung der 6.3 Milliarden Franken teuren Übernahme von UPC stehe, sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee am Mittwoch. Deshalb hatte Sunrise am 22. Oktober die zur Finanzierung des Kaufs nötige ausserordentliche Generalversammlung in letzter Minute abgeblasen.
Und nun folgt der nächste Schritt: «Gestern Abend haben wir den Kaufvertrag gekündigt», sagte Swantee. Und:
Damit ist erneut ein Versuch gescheitert, im Schweizer Telekommarkt einen stärkeren Herausforderer für Branchenprimus Swisscom zu bilden. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) hatte vor neun Jahren die geplante Fusion von Sunrise und Orange aus Wettbewerbsgründen verboten. Gegen den UPC-Kauf durch Sunrise hatten die Kartellwächter allerdings nichts einzuwenden.
Liberty Global hat in der Nacht auf Mittwoch in einer Stellungnahme die Kündigung des Kaufvertrags bedauert. Allerdings hofft die UPC-Mutter auf einen neuen Deal für ihre Schweizer Kabelnetztochter.
«Wir freuen uns darauf, unsere Gespräche mit dem Sunrise-Verwaltungsrat oder Sunrise-Grossaktionärin Freenet über eine mögliche Transaktion fortzusetzen», erklärte Liberty-Chef Mike Fries. Eine solche Übernahme würde den Aktionären und Schweizer Konsumenten einen erheblichen Mehrwert bringen.
Dazu müsste der Chef der grössten Kabelnetzkonzerns der Welt allerdings den deutschen Sunrise-Grossaktionär Freenet überzeugen, der rund ein Viertel am zweitgrössten Schweizer Telekomanbieter hält. Freenet stand an der Spitze des Widerstands gegen den UPC-Kauf. Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisierte den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung von 2.8 Milliarden Franken als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre.
Zudem sah er den strategischen Sinn der Übernahme nicht mehr. Wegen der neuen Mobilfunkgeneration 5G lohne sich der Kauf des UPC-Kabelnetzes für so viel Geld nicht. Dafür 6.3 Milliarden Franken auszugeben, sei «Irrsinn», hatte Vilanek erklärt.
Wie Liberty einen Meinungsumschwung bei Freenet bewirken will, bleibt offen. Von beiden Unternehmen waren bislang keine Stellungnahmen erhältlich.
«Wir schauen uns Wertsteigerungsmöglichkeiten für unsere Aktionäre an, wenn die auf unseren Tisch kommen», sagte Sunrise-Finanzchef André Krause: «Aber im Moment ist das hypothetisch und spekulativ.»
Die Sunrise-Spitze konzentriert sich nun auf den Alleingang. «Es geht jetzt um Sunrise. Wir fokussieren uns auf unseren Plan für 2020», sagte Konzernchef Swantee. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigten, dass Sunrise gut unterwegs sei.
Aber es brauche gewisse Anpassungen bei der Strategie des Alleingangs. «Wir müssen uns im intensiver gewordenen Wettbewerb überlegen, wo wir uns verbessern und wo wir weiter investieren müssen», sagte Swantee.
Auf die Frage über einen allfälliges Ausscheiden von Sunrise-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer nach dem Scheitern des Deals mit UPC, sagte Swantee: «Kurer ist ein sehr starker Verwaltungsratspräsident. Unter seiner Führung und der Führung des Managements haben wir es geschafft, Sunrise extrem stark zu positionieren im Schweizer Markt. Wir gewinnen Quartal um Quartal Marktanteile. Das Management wird Peter Kurer weiterhin unterstützen», sagte Swantee.
Derweil laufen die Geschäfte bei Sunrise rund, obwohl das Management seit Monaten mit dem UPC-Kauf beschäftigt war. Trotz der happigen Einmalkosten von 120 bis 125 Millionen Franken für den Abbruch des Deals klingelten im Sommer die Kassen.
In den ersten neun Monaten konnte Sunrise den Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um gut drei Prozent steigern. Der Reingewinn schoss gar um über die Hälfte nach oben. Allerdings sind von den Einmalkosten erst 27 Millionen Franken in der Rechnung enthalten.
(dsc/sda/awp)