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Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Internet ein Buch mit sieben Siegeln, genutzt von einer Handvoll Computerfreaks. Zugang hatten nur ein paar Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Wer ein Dokument aus dem Netz holen wollte, musste genau wissen, auf welchem Rechner dieses gespeichert war. Voraussetzung für das Herunterladen von Dokumenten war zudem, dass man über den identischen Computertyp und die gleiche Software verfügte.
Für die breite Masse war dies nicht praktikabel. Anfang der 1990er-Jahre waren weltweit erst rund 200'0000 Computer ans Internet angeschlossen. Heute nutzen es fast 3,5 Milliarden Menschen, knapp die Hälfte der Weltbevölkerung.
Ein entscheidender Katalysator für diese Erfolgsgeschichte war eine gemeinsame «Sprache», mit der am Internet angeschlossene Rechner kommunizieren und Daten austauschen konnten. Diese Sprache – das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP – geht auf den britischen Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee zurück.
Ab 1989 tüftelte Berners-Lee am Europäischen Kernforschungsinstitut CERN in Genf an einem weltweiten Informationsmanagement-System, das den Datenaustausch vereinfachen sollte. Unterstützung bekam er von seinem Kollegen Robert Cailliau.
Das in den 1970er Jahren von Militärs entwickelte Internet sollte für einen grösseren Kreis nutzbar gemacht werden. Im Blick hatte Berners-Lee aber noch nicht Privatnutzer, sondern primär die Forschergemeinde.
Sein Projekt nannte Berners-Lee anfänglich «Mesh» (engl. Geflecht). Der Name wurde aber schnell verworfen, da er zu sehr an «Mess» (engl. Unordnung) erinnerte. Schliesslich legte er sich auf «World Wide Web» fest, obwohl er von Kollegen gewarnt wurde, dass die im Englischen zungenbrecherische Abkürzung WWW den Projekterfolg gefährden würde.
Doch «Web» erschien ihm als Bild besonders passend, da dies in der Mathematik ein Netz von Knoten bezeichnet, von denen jeder mit jedem verbunden sein kann.
Nach zwei Jahren Entwicklungszeit war es dann am 6. August 1991 soweit. Tim Berners-Lee veröffentlichte in verschiedenen Newsgruppen im Internet eine Beschreibung seines Projekts «World Wide Web». Der Post erklärte, wie Interessierte den von ihm entwickelten Browser herunterladen konnten und schlug ihnen vor, Berners-Lees erste Website aufzurufen.
Diese war zwar bereits im Jahr zuvor aufgeschaltet worden, wurde aber mit Berners-Lees digitaler Einladung erstmals ausserhalb des CERN zugänglich. Sie erklärte, wie das Hypertext Transfer Protocol funktionierte, wie das Internet nach Informationen abgesucht werden konnte und gab einen Leitfaden für das Programmieren eigener Websites.
Die Seite umfasste auch sogenannte Hypertext-Links, digitale Querverweise auf weitere Dokumente. Die dazu notwendige Seitenbeschreibungssprache HTML war ebenfalls von Berners-Lee entwickelt worden.
Auf diese Weise konnten Nutzer leicht von einem Dokument zu einem anderen weitergeleitet werden. Es genügte, per Mausklick den Link auf der ersten Seite anzuklicken, die der Browser anzeigte. So gelangte man zu einer anderen Seite, die vielleicht noch gar nicht bekannt war: Das «Surfen» war geboren.
Im April 1993 legte das CERN dann mit einem wichtigen formalen Akt das Fundament für den Erfolg von Burners-Lees Erfindung. Das Institut gab das Web für die Öffentlichkeit frei und verzichtete auf Lizenzzahlungen oder eine Patentierung.
Der Siegeszug des World Wide Web Mitte der 90er-Jahre fand dann vor allem in den USA statt. Zu Popularität weit über den Kreis von Physikern und Informatikern hinaus verhalf dem WWW der Browser «Mosaic», den der damalige Student Marc Andreessen 1993 entwickelte.
Mosaic, ein Vorläufer des Programms «Netscape», war auch für Laien geeignet und konnte zudem erstmals Texte mit Grafiken anzeigen. Schon Ende 1994 surften weltweit zehn Millionen Menschen im Web.
Für Microsoft-Gründer Bill Gates war das WWW damals noch «nur ein Hype». Doch bald erkannte auch der Softwaregigant das Internet als strategisches Feld – und ab 1995 war der Browser «Internet Explorer» von Microsoft, kurz IE genannt, auf Rechnern mit dessen Software automatisch installiert.
Den folgenden «Browser-Krieg» mit Netscape entschied der Internet Explorer für sich und erreichte eine dominierende Position. Heute sehen die Kräfteverhältnisse nicht zuletzt wegen der Mobilgeräte wieder anders aus: Dort führen Apples Safari und Chrome von Google. Und bei den Desktop-Browsern hat Chrome die Microsoft-Browser (IE und Edge) im Mai dieses Jahres laut Medienberichten an der Spitze abgelöst.
(dsc/sda)