Digital
Schweiz

25 Jahre Interwebs – diese Fakten muss jedes Kind kennen

Happy Birthday, Interwebs 🎂 Vor genau 25 Jahren ging das WWW an den Start

Katzenvideos, Gratis-Pornos und vieles mehr: Was haben wir dem World Wide Web nicht alles zu verdanken. Heute vor einem Vierteljahrhundert wurde es in der Schweiz lanciert. Ein spannend-informativer Rückblick.
06.08.2016, 05:2006.08.2016, 08:59
Mehr «Digital»

In diesem Beitrag erfährst du unter anderem:

  • Wie das World Wide Web fast einen anderen (zungenbrecherischen) Namen erhalten hätte.
  • Weshalb der WWW-Erfinder einen Adelstitel trägt und darauf verzichtete, stinkreich zu werden.
  • Wie Bill Gates das WWW zunächst unterschätzte.
  • Was das Ganze mit Kernforschung in Genf zu tun hat.

Und los geht's!

Animiertes GIFGIF abspielen

Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Internet ein Buch mit sieben Siegeln, genutzt von einer Handvoll Computerfreaks. Zugang hatten nur ein paar Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Wer ein Dokument aus dem Netz holen wollte, musste genau wissen, auf welchem Rechner dieses gespeichert war. Voraussetzung für das Herunterladen von Dokumenten war zudem, dass man über den identischen Computertyp und die gleiche Software verfügte.

Für die breite Masse war dies nicht praktikabel. Anfang der 1990er-Jahre waren weltweit erst rund 200'0000 Computer ans Internet angeschlossen. Heute nutzen es fast 3,5 Milliarden Menschen, knapp die Hälfte der Weltbevölkerung.

Ohne WWW gäbe es nicht solche 404-Fehlermeldungen.
Ohne WWW gäbe es nicht solche 404-Fehlermeldungen.

Geburtsort: Genf

Ein entscheidender Katalysator für diese Erfolgsgeschichte war eine gemeinsame «Sprache», mit der am Internet angeschlossene Rechner kommunizieren und Daten austauschen konnten. Diese Sprache – das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP – geht auf den britischen Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee zurück.

LONDON, ENGLAND - SEPTEMBER 24: Sir Tim Berners-Lee inventor of the World Wide Web arrives at Guildhall to receive an Honorary Freedom of the City of London award on September 24, 2014 in London, Engl ...
Sir Tim Berners-Lee, bei einer früheren Ehrung in London.
Bild: Getty Images Europe

Ab 1989 tüftelte Berners-Lee am Europäischen Kernforschungsinstitut CERN in Genf an einem weltweiten Informationsmanagement-System, das den Datenaustausch vereinfachen sollte. Unterstützung bekam er von seinem Kollegen Robert Cailliau.

Das in den 1970er Jahren von Militärs entwickelte Internet sollte für einen grösseren Kreis nutzbar gemacht werden. Im Blick hatte Berners-Lee aber noch nicht Privatnutzer, sondern primär die Forschergemeinde.

Fast hätte das WWW den Namen «Mesh» erhalten

Sein Projekt nannte Berners-Lee anfänglich «Mesh» (engl. Geflecht). Der Name wurde aber schnell verworfen, da er zu sehr an «Mess» (engl. Unordnung) erinnerte. Schliesslich legte er sich auf «World Wide Web» fest, obwohl er von Kollegen gewarnt wurde, dass die im Englischen zungenbrecherische Abkürzung WWW den Projekterfolg gefährden würde.

Doch «Web» erschien ihm als Bild besonders passend, da dies in der Mathematik ein Netz von Knoten bezeichnet, von denen jeder mit jedem verbunden sein kann.

Bist du bereit für eine weitere «Perle» aus den Tiefen des Interwebs?

Animiertes GIFGIF abspielen
gif: giphy

Die Geburtsstunde des Surfens

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit war es dann am 6. August 1991 soweit. Tim Berners-Lee veröffentlichte in verschiedenen Newsgruppen im Internet eine Beschreibung seines Projekts «World Wide Web». Der Post erklärte, wie Interessierte den von ihm entwickelten Browser herunterladen konnten und schlug ihnen vor, Berners-Lees erste Website aufzurufen.

Diese war zwar bereits im Jahr zuvor aufgeschaltet worden, wurde aber mit Berners-Lees digitaler Einladung erstmals ausserhalb des CERN zugänglich. Sie erklärte, wie das Hypertext Transfer Protocol funktionierte, wie das Internet nach Informationen abgesucht werden konnte und gab einen Leitfaden für das Programmieren eigener Websites.

Damit kommen wir zu HTML

Animiertes GIFGIF abspielen

Die Seite umfasste auch sogenannte Hypertext-Links, digitale Querverweise auf weitere Dokumente. Die dazu notwendige Seitenbeschreibungssprache HTML war ebenfalls von Berners-Lee entwickelt worden.

Auf diese Weise konnten Nutzer leicht von einem Dokument zu einem anderen weitergeleitet werden. Es genügte, per Mausklick den Link auf der ersten Seite anzuklicken, die der Browser anzeigte. So gelangte man zu einer anderen Seite, die vielleicht noch gar nicht bekannt war: Das «Surfen» war geboren.

Einer der modernen Helden des Interwebs

Animiertes GIFGIF abspielen

Mosaic bringt den Durchbruch

Im April 1993 legte das CERN dann mit einem wichtigen formalen Akt das Fundament für den Erfolg von Burners-Lees Erfindung. Das Institut gab das Web für die Öffentlichkeit frei und verzichtete auf Lizenzzahlungen oder eine Patentierung.

Berners-Lee verzichtete auf viel Geld
Das ganz grosse Geld machte der Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee, nie. Er verzichtete auf die Patentierung und daraus resultierende Einnahmen, um die Entwicklung des Web nicht durch Copyright-Auseinandersetzungen und konkurrierende Techniken zu behindern.

Immerhin erhielt Berners-Lee für seine Erfindung den mit einer Million Euro dotierten Millennium-Technologiepreis. Für seine Verdienste wurde der Brite von Königin Elisabeth II 2004 zudem in den Ritterstand erhoben und erhielt den Orden «Knight Commander of the Order of the British Empire».

Sir Tim Berners-Lee lebt heute in den USA und lehrt am Massachusetts Institute of Technology. Dort leitet der 61-Jährige auch das World Wide Web Consortium (W3C). In diesem Gremium werden die technischen Entwicklungen des Web standardisiert. Der Einsatz für ein freies Internet und für einen Netzzugang für alle Menschen prägt seine Arbeit bis heute. (sda)

Der Siegeszug des World Wide Web Mitte der 90er-Jahre fand dann vor allem in den USA statt. Zu Popularität weit über den Kreis von Physikern und Informatikern hinaus verhalf dem WWW der Browser «Mosaic», den der damalige Student Marc Andreessen 1993 entwickelte.

Mosaic, ein Vorläufer des Programms «Netscape», war auch für Laien geeignet und konnte zudem erstmals Texte mit Grafiken anzeigen. Schon Ende 1994 surften weltweit zehn Millionen Menschen im Web.

Zeitreise ins Netz der Vergangenheit: 15 Screenshots, mit denen heutige Teenager nichts mehr anfangen können

1 / 17
Zeitreise ins Netz der Vergangenheit: 15 Screenshots, mit denen heutige Teenager nichts mehr anfangen können
Netscape war einer der ersten Browser. Entwickelt wurde er von dem heutigen Valley-Investor Marc Andreessen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Für Microsoft-Gründer Bill Gates war das WWW damals noch «nur ein Hype». Doch bald erkannte auch der Softwaregigant das Internet als strategisches Feld – und ab 1995 war der Browser «Internet Explorer» von Microsoft, kurz IE genannt, auf Rechnern mit dessen Software automatisch installiert.

Den folgenden «Browser-Krieg» mit Netscape entschied der Internet Explorer für sich und erreichte eine dominierende Position. Heute sehen die Kräfteverhältnisse nicht zuletzt wegen der Mobilgeräte wieder anders aus: Dort führen Apples Safari und Chrome von Google. Und bei den Desktop-Browsern hat Chrome die Microsoft-Browser (IE und Edge) im Mai dieses Jahres laut Medienberichten an der Spitze abgelöst.

(dsc/sda)

Zum Schluss ein Quiz:

Quiz
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Phrosch
06.08.2016 08:17registriert Dezember 2015
Schade eigentlich, hat sich Mesh nicht durchgesetzt. Gerade die Ähnlichkeit mit Mess scheint äusserst zutreffend.
00
Melden
Zum Kommentar
11
Ermittler decken russische Geldwäsche-Netzwerke und Krypto-Deals in halb Europa auf
Im Zuge einer internationalen Operation sind zwei riesige russische Geldwäsche-Netzwerke aufgedeckt worden, die Milliarden in Kryptowährungen «abwickelten». Mittendrin: Ransomware-Banden und Putin.

Russische Oligarchen, Ransomware-Banden und andere Kriminelle haben während Jahren ausgeklügelte Geldwäschenetzwerke in Russland genutzt, um grosse Summen ins Ausland zu schaffen und zu reinvestieren.

Zur Story