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Scientology versteckt Botschaften in Kinderhörspiel

Der US Amerikaner David Miscavige, Leader der Scientology-Kirche, spricht waehrend der Eroeffnungsfeierlichkeiten der Scientology Kirche in Basel am Samstag, 25. April 2015. Es handelt sich um die ers ...
Scientology-Vorsitzender David Miscavige: Ein deutsches Hörspiel für Kinder verbreitet ungekennzeichnet Glaubenssätze der Organisation.Bild: KEYSTONE

Scientology versteckt Botschaften in Kinderhörspiel

Harmlos erzählt eine deutsche Hörspielreihe von «tierischen Abenteuern» auf einem Bauernhof. Doch der Schein trügt: Dahinter steckt Scientology. Der Podcast vermittelt Kindern spielerisch gefährliche Glaubenssätze der Sekte.
14.06.2022, 07:3114.06.2022, 15:55
Jonas Mueller-Töwe / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die Mäuschen Murkelino und Murkelinchen leben mit Papa Murkel auf einem Bauernhof. So kindlich idyllisch beginnen die «Tierischen Abenteuer von Amanda's Bauernhof». Kostenlos und zugangsfrei sind sie bei grossen Streaming-Anbietern wie Spotify und Apple zu finden, die Eltern gern für die Hörspiele ihrer Kinder nutzen. Die einzelnen Folgen sind für kleine Kinder konsumierbare Häppchen: Fünf bis sieben Minuten lang und in einfacher Sprache gehalten.

Da trifft es sich gut, dass die unter dem Pseudonym «Amanda Ahorn» auftretende Autorin angibt, die Serie sei «ab drei Jahren» geeignet, und sie in der gesprochenen Einleitung auch noch den vermeintlichen pädagogischen Nutzen herausstellt: «Jedes Mal, wenn [meine Freunde auf dem Bauernhof] etwas gelernt haben, fühlen sie sich glücklicher. Das wünsche ich mir auch für Dich!»

Der Wunsch ist allerdings womöglich grösser und gefährlicher, als Eltern ahnen. Denn die Hörspielreihe ist mehr als ein kurzes, kostenloses Vergnügen für die Kleinen.  

Scientologin aus Deutschland

Hinter dem 25-teiligen Podcast steckt die Scientology-Organisation, die seit Jahrzehnten vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird. Ihr wird vorgeworfen, eine totalitäre Gesellschaft anzustreben und Methoden anzuwenden, die der Gehirnwäsche gleichkommen. Über die Erzählungen der Hörspiele sollen ihre Glaubenssätze schon jüngsten Kindern vermittelt werden – ohne dass darauf auch nur im Entferntesten hingewiesen wird.

t-online identifizierte als Verantwortliche die seit vielen Jahren bekennende Scientologin Gloria S. aus Niedersachsen. Auf Anfrage gab sie an, Scientology und seine Mitglieder verbreiteten die Schriften, auf denen die Reihe basiert, «aus religiöser Motivation und sozialer Verantwortung». Sie sei aus eigener Erfahrung als Mutter und Grossmutter zu der Einschätzung gelangt, dass der Podcast für Kinder ab drei Jahren geeignet sei.

Grundlage des Hörspiels ist die auf Kinder zugeschnittene Broschüre «Wie man gute Entscheidungen trifft», die ebenfalls von S. über eine Internetseite vertrieben wird und ursprünglich von der US-amerikanischen «The Way to Happiness Foundation» stammt. Sie gilt für die deutschen Verfassungsschutzbehörden als Tarnorganisation von Scientology. Denn die Broschüre wiederum basiert auf dem Buch «Der Weg zum Glücklichsein» (engl.: «The Way to Happiness»), in dem Scientology-Gründer L. Ron Hubbard 21 moralische Grundsätze des Scientology-Glaubens ausführte.

Portrait des US-amerikanischen Schriftstellers und Sekten-Gruenders Ron Lafayette Hubbard, undatierte Aufnahme. Der einstige Science-Fiction-Autor Hubbard gruendete 1954 die als Scientology Church bek ...
Scientology-Gründer L Ron Hubbard: Die von ihm gegründete Organisation ist bis heute auch in der Schweiz aktiv, geschätzt mit mehreren tausend Mitgliedern.Bild: EPA/DPA

Auf der von S. verantworteten deutschen Internetseite fehlen ebenso wie beim Podcast Hinweise auf die Organisation hinter den Veröffentlichungen. Vielmehr heisst es dort, bei den Urhebern des «Projekts» handele es sich um «engagierte Eltern, Grosseltern, Tanten, Onkel, Lehrer oder einfach Menschen, denen Kinder am Herzen liegen». Die vermittelten «grundlegenden Regeln» beruhten «auf gesundem Menschenverstand». 

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält in seinem jüngsten Jahresbericht hingegen fest, sowohl Broschüre als auch Podcast illustrierten «die verstärkten Bemühungen der Scientology-Organisation, auf Kinder Einfluss zu nehmen». Denn immer wieder wurden in den vergangenen Jahren verschleierte Kontaktanbahnungen der Sekten bekannt. Ob durch Nachhilfeunterricht oder Sportstipendien: Oft suchte die Organisation besonders die Nähe zu Kindern und Jugendlichen. In diese Strategie passt auch das Hörspiel für Kinder «ab drei Jahren».

Bei Apple und Spotify weiter abrufbar

Wie viele Male der Scientology-Podcast seit seinem Start im Februar 2021 bisher auf Spotify und Apple abgerufen wurde, ist unklar. Für Nutzer sind diese Daten nicht einsehbar. Ende Mai rangierte «Tierische Abenteuer von Amanda's Bauernhof» in der Kategorie «Stories for Kids» der Podcast-Analysesoftware «Chartable» für Apple unter den Top-300-Podcasts im unteren Mittelfeld auf Rang 182 bis 232. Derzeit ist es dort nicht mehr gelistet.

Apple schrieb dazu auf Anfrage von t-online, das Unternehmen verfüge über einen «dezidierten Review-Prozess für Podcast-Inhalte» und alle Podcasts unterlägen Inhaltsrichtlinien. Unbeantwortet blieb die Frage, ob Inhalte der Kategorie «Kids & Family» gesondert darauf überprüft werden, ob sie auch altersgerecht sind. Aus den Inhaltsrichtlinien geht das nicht hervor. Zum seit über einem Jahr verfügbaren Podcast «Tierische Abenteuer von Amanda's Bauernhof» äusserte sich die Sprecherin nicht konkret. 

Spotify schrieb auf Anfrage von t-online, der Dienst dürfe erst ab 16 Jahren und dann nur mit Einverständnis von Erziehungsberechtigten genutzt werden und verwies weiter auf die Inhaltsrichtlinien für die Plattform, die beispielsweise Hassrede verbieten. Unbeantwortet blieb die Frage, ob Inhalte besonders geprüft werden, die in ihrer Beschreibung als für Kinder geeignet bezeichnet werden. Bis zur Veröffentlichung war das Hörspiel bei Spotify und Apple weiter abrufbar.

Verwendete Quellen:

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der/die Waldpropaganda
14.06.2022 08:11registriert September 2018
Wenn man hier schon von gefährlichen Inhalten spricht, was sind denn nun diese schlimmen Inhalte? Das wäre wohl das wichtigste im ganzen Artikel, sonst wäre ich gezwungen diesen Sch*isstology Podcast zu hören.
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Zwerg Zwack
14.06.2022 08:21registriert April 2016
Warum wird hier kein Beispiel dieser gefährlichen Inhalte genannt?
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Peter Vogel
14.06.2022 09:33registriert Juni 2020
Wie wäre es mit einem Beispiel? Was wird den Kindern in diesen Podcasts denn erzählt.
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