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Kevin Kühnert löscht sein Twitter-Profil – das steckt dahinter

ARCHIV - 27.04.2022, Berlin: Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland, blickt vor dem Wappen der Ukraine im Botschaftsgeb
Der abberufene ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, attackiert bei Twitter regelmässig das zögerliche Verhalten der deutschen Regierung – und zeigt sich nun verwundert über die Reaktion eines von ihm kritisierten linken Politikers.Bild: keystone

Kevin Kühnert will sich bei Twitter nicht mehr zum Ukraine-Krieg erklären, löscht Profil

Der 33-jährige SPD-Generalsekretär nahm bei Instagram zum überraschenden Rückzug Stellung.
13.09.2022, 07:5013.09.2022, 14:41
Rebecca Sawicki / watson.de
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Für den Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, kurz SPD, dürfte der Start in die neue Woche wenig erfreulich gewesen sein: Nach seinem Interview beim Fernsehsender NTV sah sich Kevin Kühnert massiver Kritik ausgesetzt. Der Grund: eine Aussage zum Thema Waffenlieferungen.

Was ist passiert?

Schnell wurden Teile des Interviews auf Twitter aufgegriffen. Kühnert hat mittlerweile sein Twitter-Konto gelöscht – und hat diese Entscheidung in dem Instagram-Liveformat «K-Frage» mit SPD-Chef Lars Klingbeil erklärt.

Unter anderem der ehemalige Botschafter der Ukraine, Andrij Melnyk, hat deutliche Worte für die Aussagen des SPD-Generalsekretärs gefunden. Er wirft der SPD vor, die Ukraine militärisch im Stich zu lassen.

Kühnert hingegen meint, nichts Neues gesagt zu haben. Es sei richtig, dass Deutschland keine Entscheidungen ohne die Bündnispartner treffe – und auch keine Waffen liefere, die kein anderer Bündnispartner liefere. Seine Aussagen seien allerdings sinnentfremdend verkürzt worden. Der Shitstorm sei aber nicht der Grund für Kühnerts Rückzug von Twitter.

Klingbeil steht Kühnert bei. Er stellt klar, dass die Kernaussage Kühnerts, keine Alleingänge anzustreben, korrekt gewesen sei. Auch der SPD-Chef kenne die Problematik der verkürzten Darstellung. Ihm ist Ähnliches einen Tag vorher beim Sommerinterview der ARD passiert.

Dort hatte Klingbeil die Aussage getätigt, die Entscheidung des Gremiums zum Verbleib Gerhard Schröders in der SPD zu akzeptieren. Im Nachgang wurde daraus die Aussage, Klingbeil spreche sich für den Verbleib des Alt-Kanzlers und Gazprom-Lobbyisten ein.

Shitstorm als Stein des Anstosses

Für Kühnert allerdings war der Twitter-Shitstorm nur der Tropfen auf den heissen Stein. Dem Generalsekretär sei bereits in den vergangenen Monaten aufgefallen, dass der Kurznachrichtendienst ihm gerade nicht das gibt, was er braucht.

Das seien eben gerade in Zeiten der Krisen nicht nur absolute Aussagen und steile Thesen, sondern auch nachdenklichere Töne. Kühnert stellt ausserdem klar: «Die Welt hat grössere Probleme als mein Medienverhalten.»

Kühnert stellt ausserdem klar: «Das ist kein politisches Statement gegen soziale Netzwerke oder Andrij Melnyk, sondern es war mir jetzt einfach zu blöd.» Dass er aktuell eine Pause brauche, heisse nicht, dass er nie wieder auf Twitter unterwegs sein wird.

Klingbeil nennt die Atmosphäre auf Twitter «toxisch». Was auch zur Wahrheit gehöre:

«Twitter ist das Brennglas für die Selbstbeschäftigung, die wir in Berlin immer haben, wo alle denken, jetzt geht die Welt unter. Das Thema Waffenlieferung ist ein krasses Thema und wir bewundern beide, was die Ukrainer:innen geschafft haben in den letzten Tagen. (...) Aber das, was du gesagt hast, dass es keine Alleingänge gibt – das bleibt ja richtig.»

Klingbeil wirbt für eine Versachlichung der Diskussion und auch Kühnert stellt fest: «Ja, man kann unterschiedlicher Meinung sein, aber man muss sich nicht missverstehen wollen.»

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13 Kommentare
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Kommissar Rizzo
13.09.2022 10:10registriert Mai 2021
Ob seine oder andere Positionen richtig oder falsch sind, mal bei Seite: die Empörungs(un)kultur ist schon längst ein Unding. Übrigens auch hier, wo es jeweils eine Leitmeinung gibt und man bei Abweichung sehr schnell diffamiert wird. Diskurs ist nicht erwünscht.
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