Für den Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, kurz SPD, dürfte der Start in die neue Woche wenig erfreulich gewesen sein: Nach seinem Interview beim Fernsehsender NTV sah sich Kevin Kühnert massiver Kritik ausgesetzt. Der Grund: eine Aussage zum Thema Waffenlieferungen.
Schnell wurden Teile des Interviews auf Twitter aufgegriffen. Kühnert hat mittlerweile sein Twitter-Konto gelöscht – und hat diese Entscheidung in dem Instagram-Liveformat «K-Frage» mit SPD-Chef Lars Klingbeil erklärt.
Unter anderem der ehemalige Botschafter der Ukraine, Andrij Melnyk, hat deutliche Worte für die Aussagen des SPD-Generalsekretärs gefunden. Er wirft der SPD vor, die Ukraine militärisch im Stich zu lassen.
Diese katastrophale Verweigerungspolitik der @spdde & der Ampel, die Ukraine ausgerechnet in diesem kritischen Moment militärisch im Stich zu lassen, wird verheerende Folgen für die Zukunft haben.
— Andrij Melnyk (@MelnykAndrij) September 12, 2022
Meine Güte @KuehniKev https://t.co/sMqscbGsGp pic.twitter.com/CK3dtvOgE3
Kühnert hingegen meint, nichts Neues gesagt zu haben. Es sei richtig, dass Deutschland keine Entscheidungen ohne die Bündnispartner treffe – und auch keine Waffen liefere, die kein anderer Bündnispartner liefere. Seine Aussagen seien allerdings sinnentfremdend verkürzt worden. Der Shitstorm sei aber nicht der Grund für Kühnerts Rückzug von Twitter.
Klingbeil steht Kühnert bei. Er stellt klar, dass die Kernaussage Kühnerts, keine Alleingänge anzustreben, korrekt gewesen sei. Auch der SPD-Chef kenne die Problematik der verkürzten Darstellung. Ihm ist Ähnliches einen Tag vorher beim Sommerinterview der ARD passiert.
Dort hatte Klingbeil die Aussage getätigt, die Entscheidung des Gremiums zum Verbleib Gerhard Schröders in der SPD zu akzeptieren. Im Nachgang wurde daraus die Aussage, Klingbeil spreche sich für den Verbleib des Alt-Kanzlers und Gazprom-Lobbyisten ein.
Für Kühnert allerdings war der Twitter-Shitstorm nur der Tropfen auf den heissen Stein. Dem Generalsekretär sei bereits in den vergangenen Monaten aufgefallen, dass der Kurznachrichtendienst ihm gerade nicht das gibt, was er braucht.
Das seien eben gerade in Zeiten der Krisen nicht nur absolute Aussagen und steile Thesen, sondern auch nachdenklichere Töne. Kühnert stellt ausserdem klar: «Die Welt hat grössere Probleme als mein Medienverhalten.»
Kühnert stellt ausserdem klar: «Das ist kein politisches Statement gegen soziale Netzwerke oder Andrij Melnyk, sondern es war mir jetzt einfach zu blöd.» Dass er aktuell eine Pause brauche, heisse nicht, dass er nie wieder auf Twitter unterwegs sein wird.
Klingbeil nennt die Atmosphäre auf Twitter «toxisch». Was auch zur Wahrheit gehöre:
Klingbeil wirbt für eine Versachlichung der Diskussion und auch Kühnert stellt fest: «Ja, man kann unterschiedlicher Meinung sein, aber man muss sich nicht missverstehen wollen.»
⚡️Donnerwetter⚡️
— Andrij Melnyk (@MelnykAndrij) September 12, 2022
Jetzt habe ich Angst, wieder was zu twittern 🤭
Lieber Kevin Kühnert: nothing personal, just business 🙏🏻
Aber die Ukraine kämpft weiter 💪 Mit oder ohne deutsche Waffen @spdde @Bundeskanzler https://t.co/8a1heiimrj pic.twitter.com/wB0QaiT1Uv
diesen eindruck haben viele, lieber kevin….#kuehnert pic.twitter.com/LGQ013zRNk
— rechtungehalten (@goerch) September 12, 2022
Schade, dass Kevin Kühnert auf Twitter nie mehr erklären wird, warum er keine Ahnung von Putin, Russland und der Ukraine hat, aber trotzdem sich als General immer wieder zu den absurdesten außenpolitischen Falsch-Analysen hinreißen lässt. #MiniGasGerd
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) September 12, 2022
Kevin #Kühnert will keine Panzer schicken, weil Russland dann irrational handeln könnte. Ja glaubt der denn die bisher gelieferten Gepards, MLRS und Panzerhaubitzen verschießen Wattebällchen?
— südkiez (@nordkiez) September 12, 2022