Good News für alle WhatsApp-Nutzer, die schon lange auf Video-Chats gewartet haben. Ab sofort rollt WhatsApp das lang erwartete Feature für Android, iPhone und Windows Mobile aus. Es sollte also demnächst in der App auftauchen. Dies hat die Facebook-Tochterfirma WhatsApp am Montag im Firmenblog angekündigt.
Die Video-Anrufe werden genauso ausgeführt wie die Sprachanrufe, nur dass man eben Video- anstatt Voice-Call auswählt. Während des Anrufs kann man das Bild minimieren, um etwa eine neue Kurznachricht oder E-Mail zu lesen. Nicht unterstützt, zumindest zum Start, werden jedoch Gruppen-Video-Anrufe.
Microsoft, Apple, Google und andere haben schon seit längerem Apps für Video-Anrufe. WhatsApp-Gründer Jan Koum begründete die späte Einführung damit, dass WhatsApp insbesondere in Ländern wie Indien und Brasilien genutzt werde, wo die Smartphones und Netzinfrastruktur erst jetzt für Video-Anrufe bereit sei.
Koum spielt darauf an, dass in Schwellenländern bislang viele Smartphones mit schlechten Front-Kameras genutzt wurden oder die mobile Bandbreite für Videoanrufe ungenügend war. Man habe die neue Funktion Video-Anrufe erst einführen wollen, wenn sie in möglichst vielen Ländern sinnvoll genutzt werden könne.
Koum sagte in einem Interview, dass die Video-Anrufe demnächst in 180 Ländern zur Verfügung stehen werden und wie bereits die Text-Nachrichten verschlüsselt sind. Dies ist umso wichtiger, da sowohl in der Schweiz als auch im Ausland der Druck auf die Technologie-Firmen steigt, Hintertüren in ihre Apps einzubauen, um den Strafverfolgern wie dem FBI den Zugriff auf die Online-Kommunikation zu erleichtern.
Koum sagte, WhatsApp werde sich auch nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten weiter um die Sicherheit seiner App bemühen. Trumps Wahl hat Befürchtungen geweckt, dass er die von seinen Vorgängern aufgebaute Überwachungs- und Spionage-Maschinerie der NSA für eigene Zwecke nutzen wird, sprich vermehrt politische Gegner, Journalisten oder Muslime überwacht werden.
Gemeinsam mit führenden Republikanern und FBI-Direktor James Comey hat Trump schon mehrfach von Firmen wie Apple gefordert, dass sie die Daten ihrer Nutzer herausgeben. Mit Trump im Weissen Haus dürfte der Druck des FBI auf WhatsApp, Facebook und Co. massiv steigen, den Ermittlern Nutzerdaten herauszurücken. Firmen wie Amazon, Microsoft, Google oder Apple, über die der Grossteil der weltweiten Online-Kommunikation läuft, haben daher nur noch bis am 20. Januar 2017 Zeit, ihre Software vollständig zu sichern und somit die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.
Koum sagte, er betrachte Trump nicht als grosse Bedrohung für WhatsApp. Selbst Diplomaten und Regierungsvertreter würden WhatsApp nutzen. Eine Schwächung der Verschlüsselung sei daher kontraproduktiv.
Apple offeriert mit FaceTime schon seit längerem eine bequeme Möglichkeit für Video-Anrufe auf iOS-Geräten. Skype von Microsoft ermöglicht gar Plattform-übergreifende Video-Anrufe zwischen den wichtigsten Betriebssystemen wie Windows, Android und iOS. WhatsApp tut nun das Gleiche und kann dabei auf über eine Milliarde aktiver Nutzer zählen. Insbesondere für iOS-Nutzer ist WhatsApp eine bequeme Alternative zu FaceTime, da nun auch Video-Anrufe mit Freunden, die ein Android- oder Windows-Smartphone nutzen, möglich sind.
Auch Microsofts Skype könnte die mächtige Konkurrenz zu spüren bekommen. Skype ist allerdings vor allem im geschäftlichen Umfeld stark verbreitet, während WhatsApp vermutlich eher privat genutzt wird. Mit Gruppen-Video-Anrufen und der Echtzeit-Übersetzung von Video-Anrufen – zum Beispiel Deutsch-Spanisch oder Englisch-Chinesisch – hat Microsofts Chat-App aber noch deutlich die Nase vorn.
Microsoft hat zudem bereits auf die neue Bedrohung reagiert und führte am Montag für Skype Videotelefonate über Gast-Zugänge ein. Damit kann auch ohne Skype-Account per Videoanruf gechattet werden. Für die webbasierte Anwendung im Browser muss keine Software heruntergeladen werden. Auf der Seite Skype.com können Nutzer direkt eine Unterhaltung starten.
(oli)