Trumps gefährlichste Waffe ist nicht die Atombombe
Wie bekämpft Donald Trump die globale Erwärmung?
Antwort: Mit einem nuklearen Winter.
Nachdem wir über solche Witze nicht mehr lachen können, ist es an der Zeit, über die gefährlichste Waffe des neuen US-Präsidenten zu reden. Ab dem 20. Januar gebietet Trump nicht nur über Atombomben, die alles Leben auf dem blauen Planeten auslöschen können. Er hat auch Zugriff auf den mächtigsten Überwachungsapparat der Welt. Oder wie es der Journalist Micah Lee von The Intercept ausdrückt:
Folgt auf den totalen Krieg die totale Überwachung?
Trump wäre jedenfalls ein Dummkopf, wenn er die unter seinen Amtsvorgängern aufgebaute Überwachungs- und Spionage-Maschinerie nicht für eigene Zwecke nutzen würde.
Dass sich der 70-Jährige nur von hehren Zielen der guten Staatsführung leiten lässt, muss bezweifelt werden. Trump gilt als rachsüchtig. Im Wahlkampf hat er politischen Gegnerinnen und missliebigen Journalisten unverhohlen gedroht. Und er will erklärtermassen gegen Minderheiten vorgehen, die bei Teilen seiner Wählerschaft verhasst sind. Führt das FBI schon bald Gewissensprüfungen für moslemische Bürger durch?
Wir werden überwacht – und bezahlen dafür
Dank Edward Snowden wissen wir, dass die NSA auf Geheiss des US-Präsidenten weltweit Personen und Organisationen anzapft, um sensible Informationen zu beschaffen.
Eine besondere Rolle kommt den grossen Tech-Unternehmen zu, allen voran Apple, Google, Microsoft und Facebook. Sie betreiben die Internet-Plattformen, über die sich täglich Hunderte Millionen, ja, Milliarden User austauschen. Aber auch die Rechenzentren von Amazon sind im Visier.
Dank der integrierten Sensoren, kombiniert mit laschem Datenschutz, sind Smartphones, Tablets und Notebooks die perfekten Überwachungs-Tools. Und die Plattform-Betreiber haben ein ureigenes Interesse, möglichst viele Daten über die Nutzerinnen und Nutzer zu sammeln und zwecks weiterer Auswertung zu speichern. Sei dies, um Kunden mit personalisierter Werbung zu «bedienen», oder auch nur, um die eigenen Dienste und Produkte zu «optimieren».
- Telefongespräche
- Aufenthaltsorte
- Gesuchte Web-Inhalte
- E-Mails
- Kreditkarten-Käufe
- Uber-Routen
You name it!
Nicht auszumalen, was passiert, wenn die auf Firmen-Servern verarbeiteten und in den Rechenzentren gespeicherten Nutzerdaten in falsche Hände geraten.
Einer schlägt Alarm
Maciej Ceglowski, CEO von Pinboard (Werbeslogan: «Social Bookmarking»), ein kritischer Wirtschaftsvertreter aus dem Silicon Valley, sieht sich veranlasst, Alarm zu schlagen. Er appelliert an das Verantwortungsgefühl der Techies.
Es gelte nun die Menschen vor dem Überwachungs-Apparat zu schützen, den man um sie herum errichtet habe.
We have a moral responsibility in the tech community to protect people from the surveillance apparatus we’ve built around them. It’s urgent
— Pinboard (@Pinboard) 11. November 2016
Die Verantwortlichen sollten besser einen Plan haben, um gewappnet zu sein für drohende Szenarien ...
Have a plan for when the nice men with full legal authority, or the not so nice men without it, come to put the machine in your data center
— Pinboard (@Pinboard) 11. November 2016
Zu den gefährdeten Gruppierungen gehören Muslime, wie wir seit Trumps islamfeindlichen Äusserungen im Wahlkampf wissen. Zunächst forderte er ein totales Einreiseverbot und krebste zwar später zurück. Doch es bleiben Ängste, wonach die Menschen aufgrund von Rasse oder Religion benachteiligt werden.
Der Pinboard-CEO rät Internet-Unternehmen jedenfalls, sie sollten keine Standort-Daten von muslimischen Nutzern speichern, weil sie in falsche Hände fallen könnten.
Would you rather be able to say “I don’t have any location data stored for my Muslim users”, or go to jail for refusing a subpoena?
— Pinboard (@Pinboard) 12. November 2016
Generell rät der Pinboard-CEO den Unternehmen, sie sollten möglichst wenig «verräterische» Nutzerdaten sammeln.
Behavioral data: Don’t collect it.
— Pinboard (@Pinboard) 11. November 2016
If you have to collect it, don’t store it.
If you have to store it, don’t store it long.
Gemäss seiner Einschätzung sind Google, Apple und Facebook nicht vorbereitet auf eine Serie von Bedrohungen ...
Right now I know Google, Apple, Facebook are doing nothing meaningful to prepare for an unprecedented series of threats to their users
— Pinboard (@Pinboard) 11. November 2016
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Hier bleibt anzumerken, dass die Tech-Titanen nur zögerlich eine komplette Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einführen. Bei Google und Facebook hängt dies direkt mit dem Geschäftsmodell zusammen: Beide Unternehmen versuchen möglichst viele werberelevante Nutzerdaten zu sammeln. Aber auch Apple hat es bislang nicht geschafft, die NSA auszusperren. So sind etwa weiterhin Zugriffe auf die iCloud-Backup-Server möglich. Und schliesslich sind auch die Metadaten problematisch, weil solche Daten den Schnüfflern ebenfalls sehr viel preisgeben.
Sicher ist: Die Zeit wird knapp für die Tech-Unternehmen, um die eigenen Dienste für das aufziehende Trump-Zeitalter zu wappnen. Am 20. Januar ist Amtsübergabe.
Immerhin gibt es auch zuversichtliche Stimmen, die sagen, Apple und Co. würden es noch in nützlicher Frist schaffen. So zum Beispiel einer der Gründer des US-Portals Ars Technica.
Fingerabdruck-Scanner sind riskant!
Gefordert sind aber auch erneut die Nutzerinnen und Nutzer. Besorgte Bürger, Menschenrechts-Aktivisten und andere Trump-Kritiker sollten die seit den Snowden-Enthüllungen bekannten Vorsichtsmassnahmen im Alltag beherzigen.
Micah Lee von The Intercept fasst zusammen:
- Das Smartphone mit einem mindestens sechsstelligen Passwort schützen. Je länger, desto besser.
- Bei iPhones ist dann die Datenverschlüsselung standardmässig aktiviert, bei den meisten Android-Geräten muss man sie über die System-Einstellungen einschalten.
- Wer in die USA reist, sollte auf die Verwendung von TouchID beim iPhone verzichten. Grundsätzlich sollte man Mobilgeräte nicht per Fingerabdruck freischalten, weil dies von Strafermittlern erzwungen werden könnte.
- Abhörsichere Gruppen-Chats verwenden, wie zum Beispiel Signal. Oder auch die Schweizer App Threema.
- Das Mobilgerät bei heiklen Treffen nicht mitnehmen.
- Den Tor-Browser in Kombination mit weiteren Vorsichtsmassnahmen verwenden, um anonym zu surfen.
- Computer-Festplatten verschlüsseln.
- Aktivisten sollten das Open-Source-Betriebssystem Qubes in Betracht ziehen. Es wird von Snowden empfohlen.



