Ransomware bedeutet, dass die Erpresser (unbemerkt) Verschlüsselungs-Software auf den Computer-Systemen ihrer Opfer installieren und für die Entschlüsselung der wertvollen Daten Geld verlangen. 2019 haben die Attacken mit der Schadsoftware Emotet, die über gefälschte E-Mails angreift und Windows-PCs ins Visier nimmt, massiv zugenommen.
Ungeachtet aller Warnungen verursacht die Online-Erpressung mit Verschlüsselungs-Trojanern (Ransomware genannt) weltweit wachsende Schäden. Demnach steigt nicht nur die Zahl dieser Attacken, auch die von den Erpressern verlangten Summen werden immer höher, wie die Cyber-Fachleute des Rückversicherers Munich Re berichten.
«Die Zunahme der Ransomware-Angriffe ist ein globales Phänomen, wobei wir momentan die meisten Fälle in den USA sehen» sagte Jürgen Reinhart, Leiter des Geschäfts mit Cyberpolicen.
Diese Woche gab es jedoch auch Good News, was die Bekämpfung der weltweit agierenden Cyberkriminellen betrifft: Microsoft ist es gemeinsam mit Partnern aus 35 Ländern gelungen, das gefährliche Botnet Necurs weitgehend zu zerstören.
Home Office.
Kumulschaden bedeutet in der Fachsprache der Versicherer ein Ereignis, das eine Vielzahl von Menschen oder Unternehmen gleichzeitig trifft. Ein Beispiel wäre eine landesweite Dürre, die die Ernte Zehntausender Bauern gleichzeitig vertrocknen lässt.
«Nun wird auch sehr stark das Thema Coronavirus Gegenstand betrügerischer Mails», sagt Martin Kreuzer, Fachmann für Cyberkriminalität bei dem Münchner Unternehmen. Die Tatsache, dass viele Arbeitnehmer derzeit mit mobilen Zugang ins Firmennetz daheim arbeiten, könnte nach Einschätzung der Munich Re eine Sicherheitslücke bedeuten.
«Dies kann zu Kapazitätsproblemen und verringerter Leistung der Systeme führen sowie zu einer Reduzierung von IT-Security», sagte Kreuzer. «Die Implikationen der Pandemie auf das Thema Informationssicherheit bleiben in der aktuellen Diskussion häufig unberücksichtigt.»
Mitarbeitende, die zuhause arbeiten, tun gut daran, ihre Computer mit entsprechender Spezial-Software abzusichern und vor Malware zu schützen. Dies gilt insbesondere für Notebooks und PCs, die auch privat genutzt werden. Bei reinen Arbeitsgeräten müsste der Arbeitgeber entsprechende Sicherheits- und Schutzvorkehrungen getroffen haben.
Die Online-Erpresser zielten vermehrt auf kritische Infrastrukturen. Dazu zählen Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler, aber auch Unternehmen im Energiesektor. In der Regel geht es den Angreifern ja darum, mit den verschlüsselten Firmendaten eine möglichst hohe Summe zu erpressen.
«Im vergangenen Jahr beobachteten wir die grösste Zunahme von Ransomware-Angriffen bei Anbietern aus dem Gesundheitswesen», sagte Kreuzer. Allein in den USA seien 764 Healthcare-Provider betroffen gewesen. Die 911-Notruf-Rufnummer war demnach mehrmals auf nationaler Ebene nicht verfügbar. «Es mussten Operationen verschoben werden, Notruf-Leitsysteme haben nicht mehr funktioniert.»
«In Europa haben wir die grössten Ransomware-Schäden in Skandinavien gesehen», sagte Kreuzer. «Das war zum einen ein Hersteller von Spezialhörgeräten, der einen Schaden von 90 Millionen Dollar erlitt, zum anderen war der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro mit einem Schaden von 75 Millionen Dollar betroffen.»
Norsk Hydro hatte laut Munich Re eine Cyber-Versicherung abgeschlossen. «Unsere Schätzung der weltweiten Cyberversicherungsprämie im vergangenen Jahr lag bei knapp sechs Milliarden Dollar», sagte dazu Reinhart.
Nur ein Bruchteil der Schäden, die durch Ransomware-Angriffe entstanden, war versichert.« Denn die Gesamtschadenssumme schätzen Cybersicherheitsfirmen auf weltweit 500 bis 600 Milliarden Dollar im Jahr.
Dabei habe es «ein wirklich grosses Ereignis mit einem Kumulschaden» bislang noch nicht gegeben, sagte Reinhart – «aber jeder hat Angst davor».
Das Fazit der Münchner Experten:
Daneben gebe es Breitenphänomene wie Phishing-E-Mails, «die immer noch perfekt funktionieren».
(dsc/sda/dpa)