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Elektroautos: Europas Batterie-Produktion droht uneinholbarer Rückstand

An aerial view of new cars awaiting shipment to foreign markets from a port in Yantai in east China's Shandong province Thursday, Aug. 21, 2025. (Chinatopix via AP)
China Manufacturing
Der Umstieg auf die Elektromobilität hat die Lage grundlegend verändert – zuungunsten der europäischen Autohersteller.Bild: keystone

Darum droht Europas Batterie-Produktion ein uneinholbarer Rückstand

Noch vor zehn Jahren war Europas Autoindustrie technologisch in der Weltspitze. Doch der von China angeführte Umstieg auf elektrischen Antrieb hat die Lage grundlegend verändert.
04.09.2025, 07:2704.09.2025, 07:31
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Die Abhängigkeit von E-Auto-Batterien aus China gefährdet nach Einschätzung der Unternehmensberatung Deloitte sowohl die technologische Souveränität als auch die Versorgungssicherheit europäischer Hersteller.

Nach Deloitte-Berechnungen stammten 2024 lediglich 13 Prozent der weltweit hergestellten Batterien aus europäischen Fabriken, doch dabei handelte es sich zum allergrössten Teil (97 Prozent) um Zweigwerke chinesischer und südkoreanischer Hersteller.

Lediglich ein einziger Hersteller in der EU produzierte laut Studie im begrenzten Umfang eigene Batterien. 70 Prozent der weltweit hergestellten E-Auto-Batterien kamen demnach aus China.

«Wenn europäische Unternehmen bei der Batterieproduktion nicht massiv aufholen, zahlen sie einen hohen Preis.»

Chronische Abhängigkeit droht

Deloitte geht davon aus, dass der Umsatz mit E-Auto-Batterien in Europa von 2024 bis 2030 von gut 16 auf 54 Milliarden Euro steigen könnte. Sofern Europa in den kommenden Jahren nicht aufhole, könnte das erwartete Wachstum des E-Auto-Markts die Abhängigkeit von Herstellern aus China und anderen asiatischen Ländern noch zementieren, schreiben die Autofachleute des Unternehmens in ihrer wenige Tage vor Beginn der Münchner Automesse IAA veröffentlichten Analyse – dort wird die chinesische Industrie stark vertreten sein.

Warum ist das wichtig?

«Wenn europäische Unternehmen bei der Batterieproduktion nicht massiv aufholen, zahlen sie einen hohen Preis», sagte Studienautor Harald Proff. «Unsere Versorgungssicherheit und technologische Souveränität sind in Gefahr.»

Um eine mitbestimmende Rolle auf dem Weltmarkt zu spielen, müsste der europäische Weltmarktanteil an der E-Auto-Batterie-Produktion nach Deloitte-Schätzung bei mindestens 40 Prozent liegen. «Als teuerste Komponente bestimmt die Batterie den Preis, die Fahrzeugleistung und die Reichweite.»

Die Unternehmensberatung spricht von «regionaler Monopolisierung» des Weltmarkts durch asiatische Batterieproduzenten. Damit einhergehen könnte im schlechtesten Falle nach Deloitte-Einschätzung auch ein eingeschränkter Zugang zur jeweils modernsten Batterietechnologie.

Insolvenz statt Expansion

Die Autoren verweisen mit Sorge auf die zahlreichen gescheiterten oder verschobenen Baupläne europäischer Batteriefabriken. Prominentestes Beispiel in Deutschland ist die Pleite des schwedischen Herstellers Northvolt, der in Schleswig-Holstein bereits mit dem Bau einer grossen Fabrik begonnen hatte.

Northvolt galt als Hersteller von Batterien für E-Autos lange Zeit als grosse Hoffnung der europäischen Automobilbranche. Die Schweden expandierten, mussten jedoch immer wieder neue Rückschläge wie den Rückzug eines Milliardenauftrags für Batteriezellen durch den Autobauer BMW verkraften und mit immer grösser werdenden Schulden ringen.

Vor rund einem Jahr zog das Unternehmen in Schweden dann die erste Reissleine, indem es die Entlassung von schätzungsweise 1600 Beschäftigten in Schweden ankündigte und gleichzeitig diverse Expansionspläne auf Eis legte. Im November beantragte das Unternehmen Gläubigerschutz in den USA und hoffte auf ein erfolgreiches Restrukturierungsverfahren.

Auch das half nicht: Wegen anhaltender Finanzierungsprobleme stellte Northvolt Mitte März Insolvenzantrag für den Betrieb in Schweden. Unklar blieb bis zuletzt, wie es mit der geplanten Gigafabrik bei Heide weitergehen sollte. Das deutsche Tochterunternehmen Northvolt Germany ist zwar eine eigenständige Gesellschaft, als Teil des insolventen Mutterkonzerns aber indirekt von dem Verfahren betroffen.

Bei der staatlichen Förderung droht ein Millionenverlust für die Steuerzahler. Northvolt hatte von der staatlichen Förderbank KfW für den geplanten Fabrikbau bei Heide über eine Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro erhalten.

(dsc/sda/dpa)

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83 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mimo Staza
04.09.2025 08:34registriert März 2020
Zuerst Solar, jetzt Batterien… ein Dank geht an all die Lobbyisten und Politiker, welche die Zukunftstechnologien systematisch untergraben, für den eigenen Gewinn oder weil das Weltbild in der Vergangenheit steckt.
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Fernrohr
04.09.2025 08:17registriert Januar 2019
Genau so, wie der Hersteller von Solarpanels, Meyer-Burger. Lieber bei Xi bestellen als zu Hause. Die kurzfristige Gewinnmaximierung ist viel wichtiger als weitreichende Investitionen. Die europäischen Autobauer schaufeln eifrig weiter an ihrem eigenen Grab.
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rosen nell
04.09.2025 08:55registriert Oktober 2017
Auch als nicht Unternehmensberater fällt mir auf, dass im Bereich Batterien und Solar das Feld scheinbar kampflos den Chinesen überlassen wird. Dabei hätten wir in Europa Fachwissen, Infrastruktur und die Arbeitskräfte. Jedoch fehlt die Konsequenz der Chinesen, diese Produktion wirklich zu wollen. Es muss ja keine staatlich verordnete Produktion sein. Aber viel zu viele Fragen, Rückzieher und Uneinigkeit liessen diese Chance schlicht entgleiten. Ich vermute, manche hoffen auf eine hier entdeckte „Wundertechnik“ mit der man den Rückstand dann aufholen könnte. Ob dieser Traum in Erfüllung geht?
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