Analyse
10.10.2022, 20:0712.10.2022, 04:03

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Binance ist die grösste Kryptobörse der Welt. Aber nicht nur das. Binance hat auch eigene Blockchains. Damit Transaktionen zwischen diesen stattfinden können, existieren sogenannte Blockchain-Brücken. Diese sind, wie auch im realen Leben, ein verhältnismässig einfaches Ziel.
Offenlegung der Interessenverbindung
Der Autor dieses Artikels besitzt verschiedene Kryptowährungen. Darunter auch Bitcoin und Ethereum.
Einem Hacker ist vor wenigen Tagen gelungen, eine Sicherheitslücke einer solchen Blockchain-Brücke auszunutzen. Er konnte damit neue Binance-Tokens (BNB) im Wert von über einer halben Milliarde (590 Millionen Dollar) generieren. Das Gute daran ist: Kein rechtmässiger Besitzer von BNB-Tokens wurde bestohlen. Das Schlechte daran: Es sind nun zusätzliche BNB-Tokens im Gegenwert von 590 Millionen im Umlauf (wenn sie denn in Umlauf kommen).
Das eigentliche Drama an der Geschichte ist damit aber noch nicht erzählt.
Um den Schaden in Grenzen zu halten, stoppte Binance seine BSC-Blockchain. Kryptoaffine Menschen werden angesichts dieses Satzes die Stirn runzeln. Weniger dossiersichere User werden den Satz einfach überlesen. Deshalb eine kurze Erinnerung, weshalb es Blockchains überhaupt gibt/benötigt:
Eine Blockchain ermöglicht den Austausch von digitalen Assets zwischen mehreren Parteien, ohne dabei auf einen zentralisierten Dienstleister wie eine Bank vertrauen zu müssen. Der Verzicht auf einen zentralisierten Dienstleister ist die Kernidee einer Blockchain – und ihr fundamentaler Wert. «Trustlessness» nennt sich das in der Fachsprache – «Vertrauenslosigkeit».
Anstelle eines zentralisierten Dienstleisters übernehmen in einer «echten» Blockchain unzählige Hubs, sogenannte Nodes, die Arbeit der Validierung von Transaktionen. Bitcoin hat davon über 10’000. Sie sind auf der ganzen Welt verteilt. Das Netzwerk gilt deshalb als dezentral – weil es auch von einem Stromausfall in Nordamerika, einer Revolution in Südamerika oder einer Energiekrise in Europa nicht in die Knie gezwungen werden kann. Auch andere Blockchains verfügen über ein engmaschiges Node-Netzwerk.
Nicht so Binance. Ihre Smart-Contract-Blockchain (BSC) verfügt gerade mal über 21 Knotenpunkte. Diese kann Binance dem Anschein nach bei Bedarf stoppen. Das bedeutet nicht weniger, als dass es sich somit um ein zentral gelenktes System handelt. Sprich: Der eigentliche Kernnutzen, die Existenzgrundlage, wird obsolet. Es ist, als hätte man ein Auto gebaut, das zwar über ein aufregendes Interieur verfügt, aber nicht von A nach B fahren kann.
Das Zentralisierungs-Problem ist nicht neu. Bereits das 2015 gegründete Projekt IOTA setzte als Hilfsmittel einen sogenannten «Koordinator» ein. Ohne diesen zentral verwalteten Server wäre die Aufrechterhaltung des Netzwerkes nicht möglich gewesen. Trotz des offensichtlich Mankos gehörte IOTA lange Zeit zu den 10 wertvollsten Kryptoprojekten.
Auch Solana, das sich in den letzten Jahren als sogenannter «Ethereum-Killer» zu positionieren versuchte, wird immer mal wieder hoch- und heruntergefahren (allerdings aus anderen Gründen). Seit 2020 fiel das Netzwerk bereits mindestens fünfmal für eine längere Zeit aus – dreimal davon im Jahr 2022.
Und dann sind da noch unzählige Projekte, die unter dem Label «DeFi» – dezentrale Finanzen – einen von Grund auf zentralisierten Service anbieten.
Dezentralität ist ein Problem. Sie verlangsamt das System. Deshalb wird sie von neuen, ehrgeizigen Projekten oftmals links liegen gelassen. Das, obwohl sie eigentlich am Ursprung der Blockchain-Idee stand.
Mit der Ursprungsidee haben viele neue Projekte nicht mehr viel zu tun. Deshalb erstaunt es nicht, dass Binance seine Blockchain einfach mal so stoppen kann, ohne dass die gesamte Kryptoszene aufschreit. Auch die Investoren zeigten sich kaum beunruhigt. Der Binance-Coin verlor in den letzten Tagen nicht einmal 5 Prozent.
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