Dating-Apps wie Tinder erfreuen sich grösster Beliebtheit. Statt sich auf der Suche nach einem passenden Paarungspartner nächtelang in Bars und Clubs rumzutreiben, wischt man einfach auf dem Smartphone nach links oder rechts. Sorgt der einfache Zugang zu unverbindlichem Sex bei den Menschen für Nachlässigkeit?
Das meinen zumindest US-Behörden: In einer Medienmitteilung des Bundesstaats Rhode Island wird unter anderem Social Media für den Anstieg von Geschlechtskrankheiten verantwortlich gemacht. Konkret wuchs in Rhode Island die Zahl von Syphilis-Erkrankungen zwischen 2013 und 2014 um 79 Prozent. Unter Gonorrhoe, besser bekannt als Tripper, litten 30 Prozent mehr als in den Jahren zuvor. Und auch HIV-Infizierungen stiegen um 33 Prozent an. Zu einem ähnlichen Schluss kamen zuvor Beamte in Utah und zeigten dabei mit dem Finger auf Tinder und Co. Utah gehört aber auch zu den Bundesstaaten, die in den Schulen Abstinenz vermitteln, statt auf eine offene sexuelle Aufklärung zu setzen. Was Menschen anfälliger für sexuelle Krankheiten macht.
«Der aktuelle Anstieg von sexuell übertragbaren Krankheiten in Rhode Island folgt einem nationalen Trend», heisst es in der Mitteilung. Das Hoch-Risiko-Verhalten habe in den letzten Jahren stark zugenommen. Darunter fällt das Benutzen Sozialer Medien, um Gelegenheits- und anonymen Sex zu arrangieren, Sex ohne Kondom, Sex mit mehreren Partnern und Sex unter Drogen- oder Alkoholeinfluss. Einen Teil des Anstiegs wird auch auf genauere Testverfahren zurückgeführt.
Forscher wie Lynn Beltran, Epidemiologin an der Salt-Lake-County-Klink für sexuell übertragbare Krankheiten, sehen in den neuen Dating-Möglichkeiten regelrechte Brutkästen für Infektionen. «Wenn du Sex haben willst und das sofort, gibt es dafür eine App – und eine Infektion gleich dazu», so Beltran gegenüber dem US-Nachrichtenportal KUTV. (pru)