Twitter hat mit der nächsten Neuerung bei seinen Verifikations-Symbolen den Nutzen der einst hilfreichen Zeichen weiter entwertet. Der Unterschied zwischen den früher nach einer Überprüfung an bekannte User vergebenen Häkchen und den neuen Bezahl-Symbolen ohne echte Verifizierung ist in der Nacht zu Montag komplett verwischt worden.
Twitter-Besitzer Elon Musk hatte kürzlich angekündigt, dass die früheren Symbole vom 1. April an entfernt werden sollen. Viele bekannte User wie Basketball-Star LeBron James machten in den vergangenen Tagen deutlich, dass sie kein Abo abschliessen werden, um in ihren Profilen das weisse Häkchen auf blauem Hintergrund zu behalten.
Am Montag trugen zahlreiche schon früher verifizierte Twitter-Accounts weiterhin das Symbol – doch der Erklärtext wurde zu beiden Arten der Häkchen angeglichen.
Bisher bekamen die User bei einem Klick auf das Symbol angezeigt, ob es einst kostenlos vergeben oder jetzt mit einer Abo-Zahlung erkauft wurde. Jetzt heisst es zu allen Häkchen, dass der Account entweder ein Abo abgeschlossen hat oder früher verifiziert war.
Der US-Journalist Ben Collins (NBC News) gab über sein verifiziertes Twitter-Profil zu bedenken:
Der deutsche Journalist Stephan Anpalagan verschaffte seinem Ärger über seinen verifizierten Twitter-Account Luft:
Twitter teilt auf einer Support Seite mit, dass «keine neuen Bewerbungen für das blaue Verifizierungshäkchen» unter den früheren Kriterien entgegengenommen würden.
Der Link zur Support-Seite mit «den alten Verifizierungsrichtlinien» führt inzwischen ins Leere.
Der US-Techblog 9to5Mac weist auf eine kostenlose Erweiterung (Plugin) für populäre Webbrowser hin.
Die Erweiterung mit dem humorvollen Titel «Eight Dollars» stamme von zwei US-Entwicklern. Es gebe sie für Google Chrome und verwandte Browser, darunter auch Edge, im Chrome Web Store, sowie für Mozilla Firefox.
Einfach ausgedrückt suche das Tool nach Häkchen auf der Twitter-Website und ersetze sie durch die Einblendung «Verifiziert» (für Profile, die nicht für das Häkchen bezahlt haben) oder «Bezahlt» (für «Twitter Blue»-Abonnenten).
Eine Ausnahme von der neuen Regelung traf das Twitter-Profil der «New York Times», das seit dem Wochenende kein Verifikations-Häkchen mehr trägt.
Zuvor hatte ein Twitter-Nutzer Elon Musk darauf hingewiesen, dass das US-Medienhaus angekündigt habe, nicht für ein Abo mit dem Symbol bezahlen zu wollen.
«Ok, dann nehmen wir es weg», antwortete der Twitter-Chef. Danach griff er die Zeitung in weiteren Tweets an. Er behauptete unter anderem, die «New York Times» verbreite «Propaganda, die nicht einmal interessant ist». Die Tweets der Zeitung verunglimpfte er als «Durchfall».
Unterdessen hatten auch andere grosse US-Medien angekündigt, nicht für das Symbol bezahlen zu wollen. Sie hatten am Montag weiterhin ihre Häkchen.
Musk reagiert bei Twitter oft auf Tweets von einer Handvoll Accounts mit rechten politischen Ansichten. US-Journalisten und Medien-Organisationen wirft er schon lange vor, unfair über ihn zu berichten. Vor kurzem behauptete er, dass sie «rassistisch» gegenüber Weissen seien.
Musk hatte Twitter im vergangenen Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Darauf folgte ein Einbruch der Werbeeinnahmen – und er setzt nur stärker auf Abo-Erlöse.
Für einen User kostet das Abo sieben Franken, respektive in Deutschland acht Euro im Monat. Unternehmen und Organisationen sollen für ein goldgelbes Verifikations-Symbol monatlich eine Grundgebühr von 950 Euro plus 50 Euro für jeden verknüpften Account bezahlen.
(dsc/sda/awp/dpa)