Die Technik erstaunt immer wieder: In diesen Tagen zum Beispiel auch mehrere hundert Millionen Chinesen.
Eines der grössten Gesprächsthemen in dem Land ist gerade die Enthüllung der wahren Identität hinter der Netz-Persönlichkeit «Your Highness Qiao Biluo» (zu Deutsch: «Eure Hoheit Qiao Biluo»).
Wie die BBC schreibt, kamen in den Sozialen Netzwerken Chinas in den letzten Tagen mehr als 600 Millionen Menschen mit der Geschichte über die Wahrheit hinter »Your Highness Qiao Biluo" in Kontakt.
Stets war rätselhaft, wer sich hinter der künstlich anmutenden Persona verbarg – ihre Fans schwärmten von ihrer «süssen und heilenden Stimme», als «süsse Göttin» habe ihre Community sie geradezu «angebetet», zitiert die BBC einen chinesischen Medienbericht.
In einem Livestream in der vergangenen Woche sei die Streamerin dann weiter bedrängt worden, sie solle doch endlich ihr wahres Gesicht offenbar. Ihre Antwort: «Ich kann mein Gesicht nicht zeigen, bis ich Geschenke im Wert von 100'000 Yuan (11'950 US-Dollar) erhalten habe. Schliesslich bin ich eine gutaussehende Gastgeberin.»
Auf diese Forderung gingen dem Medienbericht zufolge tatsächlich zahlreiche Nutzer ein – und begannen, über die auf Douyu integrierte Spendefunktion, ihrer «süssen Göttin» Geld zu überweisen. «Your Highness Qiao Biluo» sang weiter, das Geld sammelte sich bei ihr – bis ihr ein technischer Fehler unterlief.
Die Frau hatte offenbar einen Streaming-Filter benutzt, durch den sie die Gestalt einer jungen Frau bedienen konnte. Ihre Stimme wurden durch das Filter-Tool auf die echt wirkende Frauen-Gestalt übertragen – und verfremdet. Man kann auch sagen: aufgehübscht. Douyu ist bekannt für eine Reihe von Filtern, die während der Live-Aufnahme zur Verfügung stehen, ähnlich wie Snapchat.
Während des Livestreams brach dieser Filter aber eben zusammen – und die Fans sahen plötzlich die wahre «süsse Göttin» vor sich: eine Mittvierzigerin mit Headset und Herzchen-Pullover. Das gefiel vielen Fans gar nicht: In Scharen verliessen sie der BBC zufolge den digitalen Raum ihres früheren Idols – und versuchten ihre Geldgeschenke an die Streamerin zurückzuholen.
Der Vorfall zeigt auf, wie leicht es heutzutage ist, sich mithilfe technischer Täuschungen eine neue Schein-Identität zu geben – und wie bereitwillig viele Nutzer von Social-Media-Plattformen auf solche Tricks tatsächlich hereinfallen.
Qiao Biluos Account wurde von den Betreibern der Streaming-Plattform Douyu mittlerweile gelöscht. Zu landesweiter Bekanntheit hat sie es in China nun dennoch gebracht. Wenn auch anders als beabsichtigt.
(pb)