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Jagd auf die Todesschlepper: Dutzende Flüchtlinge finden in einem LKW in Österreich den Tod

Jagd auf die Todesschlepper: Dutzende Flüchtlinge finden in einem LKW in Österreich den Tod

27.08.2015, 12:4027.08.2015, 22:41
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Drama auf österreichischer Autobahn: 71 tote Flüchtlinge in Sattelschlepper
Grausamer Fund in diesem LkW: Insgesamt 71 Flüchtlinge wurden am Donnerstagmittag tot in diesem Kleintransporter gefunden - noch mehr, als zunächst befürchtet.
quelle: x00316 / heinz-peter bader
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Die Polizei spricht von einem «schrecklichen Verbrechen.» So nannte ein Beamter der österreichischen Polizei gleich zu Beginn der Pressekonferenz um 18 Uhr die Entdeckung vom Nachmittag. Dutzende tote Flüchtlinge wurden auf der Autobahn A4 im Burgenland in einem auf dem Pannenstreifen abgestellten Kleinlaster gefunden. Bereits sei Verwesungsflüssigkeit aus dem Laster geflossen, sagte ein Beamter. Wie viele Menschen in dem LkW waren, konnte die Polizei allerdings auch am Abend noch nicht sagen. Der LkW musste zunächst an einen geeigneten Ort gebracht und gekühlt werden. Der Laster hätte noch nicht geöffnet werden können. Gerichtsmediziner und Beamte sind aber daran, die Spuren auszuwerten. Die Polizei hofft, dass sie morgen nähere Details über die Todesursache und die Anzahl Opfer bekannt geben kann.

Der Sattelschlepper wurde am Donnerstagnachmittag gefunden. Bis zu 50 Flüchtlinge sollen tot darin gelegen haben. Andere Quellen sprechen von 30 Toten. Gemäss Informationen der österreichischen Krone-Zeitung sollen die Flüchtlinge erstickt sein. Vom Fahrer fehlt jede Spur.

Fahndung nach Schleppern mit Grossaufgebot

Unter Führung eines Krisenstabs fahnden österreichische Beamte nach den Schleppern. Die Staatsanwaltschaft nahm nach eigenen Angaben Kontakt zu den ungarischen Strafverfolgungsbehörden auf. «Wir werden nichts unversucht lassen, den Fahrer und seine Hintermänner auszuforschen und das Verbrechen aufzuklären», versicherte der leitende Staatsanwalt Johann Fuchs.

Eine Bergung der toten Flüchtlinge noch an der Autobahn sei nicht möglich, sagte Helmut Marban, der Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland. 

Das Fahrzeug mit einem Überführungskennzeichen des ungarischen Zolls sollte daher für die erforderlichen gerichtsmedizinischen Untersuchungen an einen anderen Ort gebracht werden. Dies ist unter anderem der Grund, weshalb derzeit noch nicht klar ist, wie viele Menschen sich in dem Transporter befunden haben.

Auf der Ostautobahn zwischen Parndorf und Neusiedl wurde der LKW gefunden.  googlemaps

Der Landespolizeidirektor Mikl-Leitner sprach von einem dunklen Tag für Österreich. Es sei nun die Aufgabe der Behörden, gegen die verbrecherischen Schlepperbanden effizient vorzugehen. «Die Schlepper dürfen sich nicht in Sicherheit wiegen.» Die Innenministerin forderte an der Pressekonferenz weiter, dass die Flüchtlinge fairer auf die EU-Länder verteilt werden und dass EU-Aussenstellen geschaffen werden, um den Flüchtlingen Schutz zu gewähren.

Beim Fahrzeug mit ungarischem Kennzeichen handelte es sich um einen Kühltransporter einer slowakischen Hühnerfleischfirma. Gegenüber der Kronenzeitung sagte ein Sprecher der Firma, dass 2014 mehrere LKWs weiterverkauft wurden. Offenbar habe einer der Käufer das Fahrzeug nach Ungarn weiterveräussert.

Nicht der erste Vorfall

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Bereits am Dienstag griff die Polizei drei Schlepper auf. Diese hatten 34 Flüchtlinge in einem Kastenwagen über die Grenze gebracht. Die Insassen, darunter zehn Kleinkinder, wurden offenbar von den Schleppern auf einer Autobahn ausgesetzt. Bei ihrer Befragung erzählten die Flüchtlinge von unmenschlichen Zuständen in den Fahrzeugen. Sie hätten kaum Luft zum Atmen gehabt.

Die Aussetzung von Flüchtlingen ist in Österreich keine Seltenheit. Alleine in Niederösterreich wurden seit Jahresbeginn über 3000 Flüchtlinge von Schleppern auf Autobahnen und Schnellstrassen ausgesetzt, wie ORF berichtet.

Zehntausende Flüchtlinge kommen derzeit auf der Balkanroute nach Europa. Ziele sind meistens Deutschland und die skandinavischen Länder. Auf der Route durchqueren die Flüchtlinge auch Österreich. 

Betroffenheit oder Heuchelei?

«Ich bin erschüttert, tief betroffen und zornig», reagierte der österreichische Justizminister Wolfgang Brandstetter auf das Flüchtlingsdrama. Die Justiz werde gemeinsam mit dem Innenministerium «mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln» gegen diese Form der Kriminalität ankämpfen, kündigte er in einer der APA übermittelten Stellungnahme an.  

Die Teilnehmer der Westbalkan-Konferenz gedachten in Wien bei einer Schweigeminute der toten Flüchtlinge. Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer sprach von einem «schockierenden Ereignis». Es zeige einmal mehr die «dringende Notwendigkeit, dass EU-Mitgliedsstaaten solidarisch und in Kooperation mit unseren Partnern am Westbalkan auf diese Krise antworten». 

«Wer immer hier von Tragödie spricht, ist ein Heuchler», reagierte der Generalsekretär von Amnesty International Österreich, Heinz Patzelt. «Das ist ein vorhersehbarer und bei all jenen, die krampfhaft an einem nicht mehr funktionierenden Dublin-System festhalten, auch fahrlässig in Kauf genommener, grauenhafter Kollateralschaden.» (wst/meg/sda)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Against all odds
27.08.2015 16:46registriert März 2014
Es ist absolut unwürdig, was im Moment abläuft. Gewisse Menschen sind sich offenbar immer noch nicht bewusst, dass es sich um die grösste Flüchtlingswelle seit dem 2. Weltkrieg handelt. Und Nein, es sind keine Wirtschaftsflüchtlinge (klar, es gibt immer Trittbrettfahrer). Wie sagte doch gestern ein Pfarrer im deutschen Fernsehen sinngemäss: Als es um die Rettung Griechenlands ging, fand die EU innert Tagen und Stunden Lösungen, beim Flüchtlingsproblem machen die meisten einen auf die 3 Affen. Merke: wenn's um Kohle sind alle an einer Lösung interessiert, geht's um Menschleben wird weggeschaut.
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zombie woof
27.08.2015 14:58registriert März 2015
Bei solch tragischen Vorkommnissen ist es verdammt schwierig, nicht den Glauben an die Politik bzw. an die Menschheit zu verlieren! Die Menschen ersaufen im Mittelmeer, werden in Flüchtlingslagern wie Vieh gehalten, ersticken in LKW, was muss eigentlich noch alles passieren, bis Bewegung in die Sache kommt? Die Situation erinnert mich stark an die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, da hat auch niemand was von den KZ gewusst und genauso ist es heute, nur mit dem Unterschied dass man es weiss, aber es interessiert nicht!
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Ceci
27.08.2015 16:42registriert Februar 2014
Wie viele Tote braucht es noch (bis Europa reagiert)?
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