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Justiz

Neue Facebook-Gruppe «Date einen Häftling» lockt Tausende Däninnen an

Das «Bad Boy»-Prinzip

Neue Facebook-Gruppe «Date einen Häftling» lockt Tausende Däninnen an

Alle haben ein Recht auf Liebe, finden zwei junge Häftlinge in Dänemark. Sie organisieren über Facebook Dates für Mitgefangene - mit grossem Erfolg. Das «Bad Boy»-Prinzip lockt Tausende Frauen an.
29.01.2015, 10:2729.01.2015, 11:42
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Innerhalb von nur zwei Wochen hat die Facebook-Gruppe «Date en indsat» («Date einen Häftling») mehr als 10'000 Mitglieder gewonnen.
Innerhalb von nur zwei Wochen hat die Facebook-Gruppe «Date en indsat» («Date einen Häftling») mehr als 10'000 Mitglieder gewonnen.

Der «Häftling des Tages» heisst Patrick, ist 25 Jahre alt und sitzt im Staatsgefängnis Renbæk in Süddänemark. Er ist auf der Suche nach einem Mädchen, mit dem er sein Leben verbringen und für das er romantische Lieder auf der Gitarre spielen kann. Sein Facebook-Foto zeigt einen jungen Mann mit dunkelbraunen Haaren und leicht skeptischem Blick.

Eine Frau zu finden, war für Patrick Baagø bisher nicht so einfach. Wegen Schwindeleien sitzt er derzeit eine Gefängnisstrafe von einem Jahr ab. Für die Liebes-Flaute haben er und sein Mithäftling Kim Uth Jensen nun eine Lösung gefunden: Über eine Facebook-Gruppe vermitteln sie Rendezvous in der Gefängniszelle.

Bereits Tausende Mitglieder

«Wir machen das vor allem, um anderen Gefangenen dabei zu helfen, die Eine zu finden, die sie aus der kriminellen Ecke holen kann», erzählt Uth Jensen. «Damit sie etwas haben, wofür sie kämpfen können.» Der 27-Jährige hat etwas, wofür er kämpfen kann: eine Freundin und zwei Kinder. Viele andere Häftlingen bekommen dagegen kaum Besuch - schon gar nicht vom weiblichen Geschlecht.

Das könnte sich in Zukunft ändern. Innerhalb von nur zwei Wochen hat die Facebook-Gruppe «Date en indsat» («Date einen Häftling») mehr als 10'000 Mitglieder gewonnen, täglich stellen sich zahlreiche flirtwillige Däninnen darin vor.

«Bad Boys» ziehen Frauen an

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Screenshot Facebook

Dass die «Bad Boys» hinter Gittern auf die Frauenwelt so anziehend wirken, habe viele Gründe, erklärt die Kopenhagener Sexologin und Paartherapeutin Tanja Glückstadt. «Wenn man sich im Alltag ein bisschen langweilt, ist das eine schnelle Möglichkeit, ein bisschen Bestätigung zu bekommen», sagt sie. «Das gefährliche Image kann anziehend wirken.»

Gleichzeitig könnten sich die Frauen sicher fühlen - schliesslich sitze der Herzbube hinter Schloss und Riegel. «Es ist ungefährlich, mit jemandem zu schreiben, der so weit weg ist.» Beim reinen Nachrichtenaustausch über Facebook muss es aber nicht bleiben. Nicht alle Häftlinge können zudem soziale Netzwerke nutzen. Das ist in Dänemark nur in Internetcafés in Jugendgefängnissen oder im offenen Vollzug wie in Renbæk der Fall. 

«Ich hab ihn zuerst gesehen!»

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Screenshot Facebook

Um für ihre Mitinsassen Amor zu spielen, stellen Uth Jensen und Baagø regelmässig in ihrer Gruppe einen «Häftling des Tages» vor. «Dafür haben wir einige Regeln - zum Beispiel wollen wir nicht, dass Pädophile und Gewaltverbrecher mitmachen», sagt Uth Jensen. Um «Häftling des Tages» zu werden, muss man mindestens 18 Jahre alt sein - und zum Beweis ein Dokument einschicken, auf dem vermerkt ist, wofür man einsitzt.

An Kandidaten mangelt es nicht. Da gibt es den 36-jährigen Mikkel aus Aarhus, der Anfang Februar entlassen wird. Den früheren Barkeeper Frederik, der sich für Fussball interessiert. Und eben Initiator Patrick. «Es gibt richtig viele, die mir die ganze Zeit schreiben», erzählt Baagø. «Hübscher Kerl», steht unter seinem Eintrag. «Hat unglaublich schöne Augen.» Und: «Ich hab ihn zuerst gesehen!»

Magie schwer auf Alltag übertragbar

Der sichere Flirt hinter Gefängnismauern lasse die Frauen womöglich aber die Konsequenzen für das Leben nach dem Knast vergessen, meint Paartherapeutin Glückstadt. «Es ist schwer, diese Art von Magie in den Alltag zu übertragen.»

Die Vorstellung, dass die neue Partnerin den Ex-Häftling zurück auf den richtigen Weg bringe, sei oft utopisch. Die kriminelle Vergangenheit müssten die Männer selbst hinter sich lassen. «Wenn das Ziel für die Gefangenen ist, dass eine Frau sie retten soll, glaube ich, dass die Chancen schlecht stehen.» Die dänischen Gefängnisbehörden sind zuversichtlicher: Wer nach der Haft eine Freundin habe, werde seltener rückfällig, heisst es dort. (whr/sda/dpa) 

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