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Schweizer Medien gehen mit Sepp Blatter hart ins Gericht

Kommt schlecht weg in den Schweizer Zeitungen: FIFA-Boss Sepp Blatter.
Kommt schlecht weg in den Schweizer Zeitungen: FIFA-Boss Sepp Blatter.Bild: EPA/KEYSTONE FILE

Schweizer Medien gehen mit Sepp Blatter hart ins Gericht

Am Tag nach der Festnahme von sieben FIFA-Funktionären in Zürich rücken die Kommentatoren der Schweizer Zeitungen eine Person in den Fokus: Präsident Sepp Blatter. Bei ihm, so sind sie sich einig, liegt die Verantwortung.
28.05.2015, 06:0328.05.2015, 08:41
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UEFA will FIFA-Präsidentewahl verschieben
Der UEFA-Spitze genügt diese Reaktion der FIFA nicht. Sie meldete am Mittwochabend, dass sie nach der Verhaftung von sieben hochrangigen Vertretern der Konföderationen CONMEBOL (Südamerika) und CONCACAF (Nord-/Mittelamerika und Karibik) die Verschiebung der für Freitag geplanten Präsidentenwahl fordere. «Die Ereignisse sind ein Desaster für die FIFA und beschädigen das Image des Fussballs», kommentierte die UEFA die schweren Turbulenzen in Sepp Blatters Hauptquartier in Zürich. Der europäische Verband befürchtet, der Kongress verkomme zu einer einzigen Farce. Der Titel zum deutlichen Statement: «Die UEFA zeigt dieser FIFA die rote Karte». In ihrem Schreiben regt die Organisation von Blatters Gegenspieler Michel Platini zu einem Rückzug an. Die Verbände aus Europa sollten einen Boykott der Wahl in Erwägung ziehen.

«Wenn Blatter den Fussball so sehr liebt, wie er immer wieder betont, dann gibt es nur eins: Er sucht ab sofort und konsequent seinen Nachfolger. Und er gibt nach seiner Wiederwahl bekannt, dass er nicht mehr vier Jahre lang auf dem Thron kleben bleiben will», schreibt der «Blick» am Donnerstag.

Die jüngsten Ereignisse würden «die absehbare Wiederwahl Blatters negativ färben. Doch mit diesem Kollateralschaden muss er leben, schliesslich trägt er die Verantwortung für jene Kultur, die er in seiner überlangen Amtszeit zumindest geduldet hat», kommentiert die «Neue Zürcher Zeitung».

Die FIFA-Skandale unter Sepp Blatter

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Die FIFA-Skandale unter Sepp Blatter
Die Präsidentschaftswahl 1998: Sepp Blatter, damals noch FIFA-Generalsekretär, gewinnt die Präsidentschaftswahl gegen UEFA-Präsident Lennart Johansson.
quelle: ap/ap / francois mori
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«In keiner anderen Geschäftswelt wäre Blatter noch tragbar. Bei der FIFA aber darf er jetzt den Erneuerer spielen. Ab morgen Freitag vermutlich für weitere vier Jahre. Das sagt alles aus über diesen Verband», heisst es im «Tages-Anzeiger» und im «Bund».

«Es geht um Macht»

«Der 79-jährige Walliser ist amtierender Weltmeister im Aussitzen von Krisen. (...) In jedem anderen Unternehmen hätte Blatter längst den Hut nehmen müssen. Weil er als Chef über einer Organisation thront, die jede Glaubwürdigkeit längst verspielt hat. Wenn es ihm tatsächlich nur um den Geist des Fussballs gehen würde, hätte er den Weg längst freimachen müssen. Aber ihm geht es um Macht», schreibt die «Basler Zeitung».

Sieben FIFA-Funktionäre in Zürich verhaftet

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Sieben FIFA-Funktionäre wurden am 26. Mai 2015 in Zürich verhaftet
Jeffrey Webb.
quelle: epa/mti / epa files / szilard koszticsak
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«So ist die Hoffnung klein, dass ausgerechnet dieser jüngste Skandal die verkrusteten Strukturen aufbrechen könnte. Das hängt auch damit zusammen, dass weit und breit niemand in Sicht ist, der dem allmächtigen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter dessen Platz streitig machen könnte. Von sich aus abtreten wird Blatter nicht», prophezeit die «Berner Zeitung».

«Die FIFA ist in keinster Weise das Opfer. Korruption ist ein imminenter Teil des Systems, das Blatter erschaffen hat», heisst es im Kommentar auf watson. «Es könnte einsam werden um Joseph S. Blatter. Die fünfte Amtszeit, die er aus Machtgier angestrebt hat, könnte sich als die eine zu viel erweisen.»

Die fragwürdigsten Sprüche von Sepp Blatter

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Die fragwürdigsten Sprüche von Sepp Blatter (FEHLERHAFT, NICHT VERWENDEN!)
Fifa-Boss Sepp Blatter präsentiert die Lösung für den Weltfrieden. Es wäre so einfach.
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Ist Blatter Teil des Systems?

Dieser Verband mit seinen Milliarden-Versuchen sei «zur Selbstreinigung offensichtlich nicht in der Lage», kommentiert die «Neue Luzerner Zeitung». «Zwar hatte man schliesslich, auf enorm grossen Druck hin, eine Ethikkommission auf die Beine gestellt. Doch von voller Transparenz wollte Blatter weiterhin nichts wissen.»

«Wie kann Blatter als langjähriger Präsident der FIFA sagen, er habe mit all diesen Vorgängen, die nun endlich an die Öffentlichkeit kommen, nichts zu tun?», fragt das «St.Galler Tagblatt». Demnach bleiben nur zwei Schlussfolgerungen: «Entweder hat Blatter die FIFA nicht im Griff, oder er ist – in welcher Form und in welchem Grad auch immer – Teil dieses Systems und profitiert davon.» (feb/sda)

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