Labour-Politiker Jack Straw und Tory-Spitzenmann Malcolm Rifkind tappten in eine Falle, die ihnen verdeckte Reporter des TV-Senders Channel 4 und der Zeitung «Daily Telegraph» gestellt hatten, wie beide Medien am Sonntag berichteten.
Straw bot gemäss den Angaben einer fiktiven Hongkonger Firma seine Verbindungen zur Politik an – gegen 5000 Pfund (7210 Franken) pro Tag. Rifkind stellte der Firma in Aussicht, ihr die Tür zu «jedem britischen Botschafter in der Welt» zu öffnen.
Die beiden Ex-Minister sind die bislang prominentesten britischen Politiker, die sich von als Geschäftsleuten «getarnten» Journalisten täuschen liessen. Für Straw bedeutet dies drei Monate vor der Parlamentswahl das Aus, er trat als Konsequenz aus der Labour-Fraktion zurück.
Er erklärte am Sonntagabend, er habe gegenüber den Undercover-Journalisten erklärt, er würde erst nach der Wahl im Mai, für deren vermeintliche Firma arbeiten. Nun werde ihm zu Unrecht ein Fehlverhalten unterstellt. Straw hatte bereits zuvor angekündigt, bei der Wahl nicht mehr anzutreten.
Straw war unter Tony Blair und Gordon Brown Aussen- und Justizminister. Seine Labour-Partei bezeichnete die Vorwürfe als «verstörend». Straw habe sich selbst beim parlamentarischen Kommissar für Verhaltensregeln gemeldet und sich aus der Fraktion zurückgezogen, sagte ein Sprecher.
Den Berichten zufolge pries sich der Ex-Minister in Treffen mit den verdeckten Journalisten regelrecht an. So habe er angegeben, sich bereits für 60'000 Pfund pro Jahr «unter dem Radar» für eine Rohstofffirma eingesetzt zu haben, um EU-Auflagen zu verändern. Einen früheren ukrainischen Regierungschef will er gedrängt haben, zugunsten der Firma Gesetze zu ändern.
Tory-Mann Rifkind, der 1997 in den Ritterstand gehoben worden war, ist Vorsitzender des Geheimdienst- und Sicherheitsausschusses im Parlament. Er war unter John Major Verteidigungs- und Aussenminister.
Ein Sprecher von Tory-Premierminister David Cameron sagte zu den Enthüllungen, Rifkind habe sich wie Straw beim Parlamentskommissar gemeldet, damit überprüft werde, ob er gegen die Regeln für Abgeordnete verstossen habe. Rifkind muss sich einer parlamentarischen Untersuchung stellen.
Der «Telegraph» berichtete, die Journalisten hätten insgesamt zwölf Parlamentarier kontaktiert. Sechs von ihnen hätten überhaupt nicht reagiert. Einer habe den vermeintlichen Geschäftsleuten gesagt, seine Kontakte seien «nicht zu verkaufen». (whr/sda/afp)