Die Behörden in Kuwait haben Medienberichten zufolge mehrere Verwandte des «Jihadi John» genannten IS-Kämpfers Mohammed Emwazi im Visier. Die Sicherheitsdienste hätten «die notwendigen Massnahmen» ergriffen, um die Angehörigen rund um die Uhr zu überwachen, berichtete die Zeitung «Al-Kabas» am Sonntag unter Berufung auf informierte Kreise.
Emwazi soll die US-Journalisten Steven Sotloff und James Foley sowie drei Entwicklungshelfer aus Grossbritannien und den USA vor laufender Kamera enthauptet haben. Auch in Videoaufnahmen mit zwei japanischen Geiseln war der vermummte Kämpfer der Dschihadistenmiliz «Islamischer Staat» angeblich zu sehen. Am Donnerstag war die Identität von Emwazi alias «Jihadi John» veröffentlicht worden.
«Al-Kabas» zufolge arbeitet eine Reihe von Verwandten Emwazis in dem Golfemirat. Wie der IS-Kämpfer verfügten sie über die britische Staatsangehörigkeit.
Ein weit verzweigtes Terror-Netzwerk – mitten in London
Wie viele Verwandte in Kuwait leben, wurde nicht bekannt. Die örtlichen Behörden äusserten sich bislang nicht zu dem Fall. Die Zeitung «Al-Rai» berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass sich Emwazis Vater, Jassem Abdulkareem, derzeit in Kuwait aufhalte und von den Behörden vernommen werden solle. Emwazi selbst soll den Berichten zufolge mehrfach in den Golfstaat gereist sein, zuletzt im Jahr 2010. Später sei ihm die Einreise verweigert worden, da sein Name bei Ermittlungen zu Anschlägen in Grossbritannien aufgetaucht sei.
Emwazi wurde in Kuwait geboren, zog aber in den frühen Neunzigerjahren als Kind nach London, wo er zur Schule und zur Universität ging. Laut der Zeitung «Daily Telegraph» ging er gemeinsam mit zwei Jungen zur Schule, die ebenfalls zu Kämpfern wurden - sie wurden in Syrien und in Somalia getötet.
Parallel wurden über die Terror-Karriere Emwazis weitere Details bekannt. So soll Emwazi überdies Kontakt zu den Verantwortlichen von fehlgeschlagenen Anschlägen auf den öffentlichen Nahverkehr in London im Jahr 2005 gehabt haben. Zwei Wochen zuvor waren bei Selbstmordanschlägen in der britischen Hauptstadt 52 Menschen getötet worden.
Brutstätte für IS-Kämpfer
Wie der «Guardian» berichtet, soll ein führendes Mitglied von Emwazis Netzwerk in London am Tag der fehlgeschlagenen Anschläge im Juli 2005 mit Hussein Osman telefoniert haben. Osman wurde später zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, weil er in der U-Bahnstation Shepherd's Bush einen Sprengsatz deponiert hatte, der allerdings nicht detonierte.
Die Tatsache, dass Emwazi dem britischen Geheimdienst MI5 bereits seit sechs Jahren bekannt war und trotzdem aus Grossbritannien nach Syrien reisen konnte, hat im Vereinigten Königreich eine heftige Debatte über die Anti-Terror-Gesetze ausgelöst. Diese waren zuletzt gelockert worden, nun werden Forderungen laut, sie wieder zu verschärfen.
Durch die Enthüllung der Identität von «Jihadi John» gerät nun auch die Gegend, in der Emwazi lebte, ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Wie die «New York Times» berichtet, sei das Viertel im Nordwesten Londons als Brutstätte für radikale Islamisten bekannt. Dutzende junge Männer sollen von dort aus in den Dschihad gereist sein, nach Somalia und nach Syrien. Zudem seien Kontakte zu verschiedenen Terrornetzwerken gepflegt worden, unter anderem auch al-Qaida.
Aus der Nachbarschaft von Emwazi in London stammt auch der Ex-Amateur-Rapper Abdel-Majed Abdel Bary. Von ihm kursierte im August 2014 ein Bild im Internet, das ihn mit dem Kopf eines enthaupteten in der Hand zeigte. Der Text dazu: «'Chillin' with my Homie or what's left of him». (mhe/afp)