Dieser «Schweizer» Sportler verdient am meisten – und du kennst ihn nicht
In Detroit wird ab und an Schweizer Sportgeschichte geschrieben. Hier, im US-Bundesstaats Michigan, schoss Georges Bregy 1994 das erste Schweizer Tor an einer Fussball-WM nach 28 Jahren, ehe wenige Tage später das Schweizer Nationalteam gegen Rumänien historisch 4:1 gewann.
Etwas weniger prickelnd als damals im ausverkauften WM-Stadion «Silverdome» war der Rahmen vor wenigen Tagen am Republic Drive im Detroiter Vorort Allen Park, als der Football-Defenseman Aidan Hutchinson am Sitz der NFL-Franchise Detroit Lions einen neuen Vertrag über vier Saisons unterschrieb, der ihm mindestens 28,5 Millionen Franken pro Jahr garantiert.
Was diese Zahl für die Schweiz historisch macht, dazu später mehr. Aber: Aidan Hutchinson? Schweiz? Nun, der 25-Jährige ist hierzulande nur NFL-Nerds ein Begriff. Und Aidan Hutchinson tönt tatsächlich weniger nach Toggenburg, Meisterschwanden oder Liestal und mehr nach … eben: Detroit.
Der Urgrossvater wanderte aus dem Tessin aus
Aber durch die Adern von Aidan Hutchinson, diesem 2 Meter grossen und 120 Kilo schweren Berg von einem Mann, fliesst Schweizer Blut. Sein Urgrossvater Giuseppe Bernardi wanderte Ende der 1930er-Jahre aus dem Tessiner Dorf Medeglia oben auf dem Monteceneri in die Auto-Metropole Detroit aus.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Giuseppe, er nannte sich in den USA nun Joseph, in einer US-Spezialeinheit in Burma, das von der Achsenmacht Japan besetzt war, und erhielt später als einer von wenigen Überlebenden dieser Einheit die Congressional Gold Medal, eine Art US-Verdienstorden.
In einem Interview mit dem TV-Sender «CBS» erklärte Hutchinson vor zwei Jahren, welche Bedeutung sein Urgrossvater für ihn habe. «Er ist ein Held. Er kam aus der Schweiz und hat der Welt den Stempel aufgedrückt. Er war ein starkes Familienoberhaupt.» So stark, dass die Hutchinsons ihre Herkunft nicht nur vom Hörensagen kennen. Aidan besuchte schon die Schweiz mit seinen Eltern Chris und Melissa sowie den beiden Schwestern Mia und Aria. Die Eltern sind sogar regelmässig hier.
Von seiner Schweizer Reise erzählte Hutchinson im vergangenen August auch in einem Video-Call mit Manuel Akanji, den die Detroit Lions arrangierten und über ihre Social-Media-Kanäle veröffentlichten. Die beiden Verteidiger plauderten während einiger Minuten über die Schweiz und über ihre Position auf dem Spielfeld. Am Ende wünscht Hutchinson Akanji, der seit Jahren ein grosser NFL-Fan ist, viel Glück für die WM-Qualifikation mit der Schweiz und unterschreibt in einem anderen Video für den Fussballer und «Landsmann» ein Lions-Trikot.
Die Bedeutung der Schweizer Flagge auf dem Helm
Die Schweiz ist so sehr verankert im Bewusstsein von Hutchinson, dass Aidan auf seinem NFL-Helm neben der Flagge der USA auch die Flagge der Schweiz aufgeklebt hat. Das ist deshalb erwähnenswert, weil die Liga solches Zur-Schau-Stellen nur in Ausnahmefällen erlaubt. Eine ausländische Flagge wird nur gebilligt, wenn der Helmträger eine direkte verwandtschaftliche Linie und starke Verbundenheit zum Land nachweisen kann.
Aidan Hutchinson in his career:
— DraftKings Network (@DKNetwork) October 29, 2025
34.5 sacks
36 TFL
4 INT
An absolute GAME WRECKER 💪pic.twitter.com/0xZv463ne6
Aidan Hutchinson, der «Schweizer» also. Nie hat ein Athlet aus unserem Land auch nur annähernd so viel Geld mit seiner sportlichen Aktivität verdient wie Hutchinson mit seinen 115 Millionen Franken in vier Jahren, die mit Erfolgsprämien sogar auf 145 Mio ansteigen könnten. Kein Roger Federer, kein Granit Xhaka, kein Roman Josi.
Ja, diese drei erreichen Hutchinsons Jahressalär nicht einmal dann, wenn sie ihre Jahresverdienste zusammenlegen. Xhaka unterschrieb im Sommer in Sunderland in der englischen Premier League einen Vertrag für 5 Mio. Franken pro Saison. Josi verdient bei den Nashville Predators in der NHL bis 2027 7,2 Mio. Franken jährlich und Federer strich 2017, in seiner einträglichsten Saison, ein Preisgeld in Höhe von 13 Mio. Franken ein.
Der bestbezahlte Nicht-Quarterback der NFL-Geschichte
Der Vertrag, den Hutchinson beim American-Football-Spitzenteam Detroit Lions unterschrieb, ist aber auch innerhalb der NFL auf Rekordkurs. In der glamourösesten und finanzstärksten Liga der Sportwelt haben in den 105 Jahren ihres Bestehens bisher nur «Quarterbacks», die Spielgestalter und Superstars der Sportart, besser dotierte Verträge erhalten.
Mit Sacks, Forced Fumbles, Pressures on Quarterbacks und Interceptions – Begriffen, die man hierzulande kaum kennt – wurde einer, den man hierzulande kaum kennt, zum bestverdienenden Sportler mit Schweizer Kreuz.
