Im Kampf gegen den IS sondieren die USA die Möglichkeiten einer Unterstützung durch die Türkei. Wie US-Verteidigungsminister Chuck Hagel gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte, würden die USA den Zugang zu türkischen Luftwaffenstützpunkten, namentlich demjenigen in Incirlik, begrüssen. Dies sagte Hagel anlässlich einer Südamerika-Reise in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Bereits zuvor hatten US-Offizielle in Gesprächen mit türkischen Behördenvertreter ein Eingreifen der Türkei im Syrien-Konflikt erwogen.
US-Aussenministeriumssprecherin Jennifer Psaki teilte am Donnerstag (Ortszeit) in Washington mit, in der kommenden Woche werde sich eine Militärdelegation nach Ankara begeben, um die bereits begonnenen Gespräche über den gemeinsamen Kampf gegen den IS fortzusetzen.
Es gebe «fortlaufende» Gespräche über die Rolle der Türkei in dem Kampf. Es gehe derzeit nicht darum, an die Türkei «Forderungen zu stellen», sagte Psaki. Washington hatte bereits den pensionierten US-General John Allen und den Irak-Beauftragten Brett McGurk nach Ankara geschickt. Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Donnerstag, es sei «nicht realistisch», dass die Türkei «allein eine Bodenoperation» ausführe.
Kern der Debatte ist die Lage in der kurdischen Grenzstadt Kobane. Die mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt ist seit Wochen von IS-Kämpfern umzingelt. Einige tausend kurdische Kämpfer der YPG harren in Kobane aus. Der Fall der Grenzstadt würde den Dschihadisten die Kontrolle über das Grenzgebiet verschaffen und hätte unübersehbare Konsequenzen für die gesamte Region.
Der Türkei wird vorgeworfen, mit Waffenlieferung oder einem militärischen Eingreifen abzuwarten, um den kurdischen Autonomieansprüchen in der Region nicht Geltung zu verschaffen. Seit Montag flog die internationale Koalition um die USA mehr als 30 Luftangriffe auf IS-Stellungen in und um Kobane. Dennoch behauptet der IS nach letzten Meldungen einen Drittel der Stadt für sich. (wst/sda)