Herr Kaspar, heute ist der Hafenkran fertig aufgestellt und das einen Tag früher als geplant. Warum ist es so schnell gegangen?
Rolf Kaspar: Einerseits haben wir ein super Team hier gehabt, das schnell und effizient gearbeitet hat. Zum anderen haben wir Reserve eingeplant, weil wir anfangs überhaupt nicht sicher waren, ob alles nach Plan laufen würde.
Warum nicht?
Weil das Montageteam beim Rückbau des Kranes in Rostock gewisse Probleme hatte. Statt drei Wochen hat der Rückbau fünf Wochen gedauert. Hier in Zürich hatten wir aber keine Probleme mehr. Im Gegenteil, es ist alles genau so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Die Kosten haben sich durch die Verzögerung in Rostock jedoch nicht erhöht, da wir einen Pauschalvertrag ausgehandelt haben.
Was war die grösste Herausforderung bei diesem Projekt?
Im Grunde waren die kompliziertesten Probleme logistischer Art. Wann können wir mit welchen Teilen wo durch fahren, ohne den Tram- oder sonstigen Verkehr am Limmatquai und anderen neuralgischen Punkten zu beeinträchtigen? Wie bringen wir den Kran auf dem knappen Platz in die richtige Position? Wie gehen wir mit Hindernissen um, die im Weg stehen?
Mindestens ein solches gab es: Ein Pfosten direkt in der Verschiebungslinie des Krans, der die Abspannung der Fahrleitungen des Trams sowie der öffentlichen Beleuchtung hält. Wie haben Sie das gelöst?
In der Nacht vom Montag auf den Dienstag wurden zwei Ersatzpfosten aufgestellt und der Mast demontiert. Anschliessend wurde die vorhandene Schienenlücke durch vorbereitete Teile ergänzt, damit der Kran in die bewilligte Position verschoben werden kann. Gestern morgen um neun wurde der Kran verschoben. In der Nacht auf heute stellten die Monteure von EWZ und VBZ den Original-Fahrleitungsmast wieder an seinen Platz und hängten die Abspannung der Fahrleitungen um.
Wie hoch ist der Kran mit ausgefahrenem Arm?
Das kommt darauf an, wie man diesen ausrichtet. Die Oberkante des Turms ist 26 Meter hoch und je nach Positionierung des Auslegers können an der Spitze Höhen über 40 Meter erreicht werden. Aber das schauen wir in den nächsten Tagen zusammen mit den Künstlern von zürich transit maritim an und wenn alles stimmt, wird der Ausleger (Arm) fixiert.
Kann der Kran das selbst machen, oder muss dafür nochmals ein Extrakran ran?
Dazu brauchen wir den Kranwagen. Der Hafenkran ist nur ein totes Skelett. Alle elektronischen und hydraulischen Anlagen sind ausgebaut und entsorgt worden.
Welche Sicherheitsvorkehrungen haben Sie vorgesehen? Ich könnte mir vorstellen, dass unter den Graffiti-Aktivisten bald ein Wettbewerb um das höchste Tag gestartet wird.
Wir geben unsere Sicherheitsvorkehrungen nicht bekannt, aber sicher werden wir den Kran nicht vor Graffiti schützen. Wir hoffen, dass niemand hochklettert.
Greenpeace-Aktivisten?
Das haben Sie jetzt gesagt. Ich habe eher an das neuere Phänomen der Urban Rooftopping Photography gedacht, wo es offenbar Ziel ist, aus grössten Höhen auf den Boden herunter zu fotografieren.
Wird es für die Montagearbeiter morgen oder am Donnerstag eine Aufrichte geben?
Nein, es gibt keine Aufrichte wie im Hochbau. Aber wir waren mit den Monteuren eigentlich immer ein bisschen unterwegs. Zu den Mittag und Abendessen waren sie in der Regel eingeladen und vergangenen Samstag hatten wir auch einen lustigen Abend. Der nächste offizielle Anlass ist also erst am 10. Mai, wenn die Übergabe des Krans von den Künstlern an die Stadt Zürich gefeiert wird.
Wo sind eigentlich die Teile des Hafenkrans in Zürich gelagert worden?
Am Stadtrand.
Ja, aber wo?
Das wird nicht verraten. Denn die Künstler erzählen ja eine Geschichte. Der Kran wird nicht profan hingekarrt, nein, er wurde freigelegt; es handelt sich um ein Fundstück aus der Zeit, als Zürich am Meer lag...
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