Velofahrer mit Helm kommen bei Unfällen vergleichsweise glimpflich davon: Sie erleiden deutlich weniger schwere Kopfverletzungen als helmlose Radler. Entsprechende Zahlen legten US-Forscher der Universität Arizona am Donnerstag auf einem Chirurgenkongress in Chicago vor.
Ihre Auswertung der Daten von mehr als 6200 Patienten, die nach einem Fahrradunfall ein Gehirntrauma erlitten, zeigt: Bei den Helmträgern ist das Risiko für schwere Hirntraumata und auch für einen tödlichen Ausgang des Unfalls um etwa 60 Prozent geringer.
Das gleiche gilt für schwere Verletzungen, die wegen einer Hirnschwellung die Öffnung des Schädelknochens (Kraniotomie) erforderlich machen. Um immer noch ein Viertel niedriger ist bei Helmträgern das Risiko für Wunden im oberen Teil des Gesichts.
«Wir wissen sicher, dass Helme Verletzungen bei Fahrradunfällen vorbeugen können. Aber die wichtige Frage war: Wenn es trotzdem zu einer Kopfverletzung kommt, inwieweit schützt der Helm dann?», betonte Co-Autor Ansab Haider. Dies konnten die Zahlen nun zeigen. «Wenn man die Gruppe derjenigen mit Hirnverletzung betrachtet, dann machte der Helm wirklich den Unterschied», ergänzte Autor Bellal Joseph.
Umstrittene Helmpflicht
Insgesamt war nur ein Viertel der verunglückten Radler mit Helm unterwegs. Besonders wenige Helmträger gab es unter den 10- bis 20-Jährigen. «Dann ging es mit jedem Jahrzehnt weiter nach oben», sagte Haider. Die Studienautoren fordern nun «strengere Gesetze», die das Velohelmtragen unterstützen.
In vielen Ländern, auch in der Schweiz, wird seit langem über eine Helmpflicht – besonders auch für Kinder – diskutiert. Um sich vor schweren Kopfverletzungen zu schützen, empfehlen der Touring-Club Schweiz (TCS) und Pro Velo einen Helm.
Sie sind zugleich aber gegen eine Helmpflicht, weil diese erfahrungsgemäss zu einem Rückgang der Velofahrten führe, wie der TCS auf seiner Webseite schreibt. Zudem sei «die Durchsetzung kaum möglich». Die Verbände appellieren an die Selbstverantwortung der Velofahrenden.
Tempolimiten und Handyverbot
Die deutsche Hannelore Kohl Stiftung sammelte Zahlen, wonach sich 80 Prozent der schweren Hirnverletzungen mit Helmen verhindern lassen. Andere halten dagegen, dass Helme Unfälle nicht wirklich verhindern. Die Verbände fordern deshalb, dass die Polizei sich dort einsetzt, «wo die Sicherheit für alle erhöht werden kann, beispielsweise bei der Einhaltung der Geschwindigkeitslimiten oder dem Handyverbot beim Fahren».
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert seit Jahren, das Radfahren in den Städten sicherer zu machen, mit einem Tempolimit für Autofahrer und besseren Radwegen. In den Niederlanden sind Radhelme kaum verbreitet, doch die Unfallzahlen wegen der besseren Infrastruktur niedriger.
(sda/dpa)