Was stets gepredigt wird, untermauern Zürcher Sozial- und Präventivmediziner nun mit Zahlen: Wer viele Früchte isst, sich viel bewegt, wenig Alkohol trinkt und nicht raucht, der lebt länger. Die Resultate der Studie sollen in die Gesundheitsberatung in Arztpraxen und in die Prävention einfliessen.
«Ein gesunder Lebensstil kann einen zehn Jahre jünger erhalten», sagte Erstautorin Eva Martin-Diener von der Universität Zürich in einer Mitteilung der Hochschule vom Dienstag. Umgekehrt ist das Sterblichkeitsrisiko 2,5-mal höher bei jemandem, der raucht, viel trinkt, sich nicht bewegt und sich ungesund ernährt, als bei jemandem, der auf die Gesundheit achtet.
Für die Studie griff das Team um Brian Martin vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) auf Daten der Schweizerischen Nationalen Kohortenstudie zurück. Diese lieferte Angaben zum Tabakkonsum, Früchteverzehr, körperlicher Bewegung und Alkoholgenuss von 16'721 Personen im Alter von 16 bis 90 Jahren aus der Zeit von 1977 bis 1993.
Diese Daten konnten die Forscher mit den Todesfällen bis ins Jahr 2008 in Verbindung setzen. Sie konzentrierten sich dabei auf Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebs, da diese in der Schweiz die meisten Todesfälle verursachen. Die Resultate stellen die Forscher nun im Fachjournal «Preventive Medicine» vor.
Es zeigte sich, dass der Effekt jedes einzelnen Faktors relativ gross ist, wie Martin-Diener erklärte. Am schädlichsten scheint das Rauchen zu sein: Gegenüber einer Gruppe von Nichtrauchern haben Rauchende epidemiologisch gesehen ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben. Ungesunde Ernährung, wenig Sport und Alkoholmissbrauch erhöhen das Sterblichkeitsrisiko je um rund 15 Prozent.
«Erstaunt hat uns das 2,5-fach höhere Risiko bei einer Kombination aller vier Risikofaktoren», sagte Brian Martin. Ein 75-jähriger Mann mit allen Risikofaktoren überlebt demnach die nächsten zehn Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent, ein Gleichaltriger ohne Risikofaktoren hingegen mit 67 Prozent. Bei einer Frau wären es 47 beziehungsweise 74 Prozent.
Die Auswirkungen des ungesunden Lebenswandels offenbaren sich vor allem im Laufe der Zeit: Während bei 45- bis 55-Jährigen viel Alkohol, Zigaretten, ungesunde Ernährung und Bewegungsfaulheit noch kaum Auswirkungen auf die Sterblichkeit zeigen, werden diese bei den 65- bis 75-Jährigen sichtbar.
Ein 75-jähriger Mann ohne diese vier Risikofaktoren erlebt die nächsten zehn Jahre mit der gleichen Wahrscheinlichkeit – nämlich 67 Prozent – wie ein zehn Jahre jüngerer Raucher, der sich nicht bewegt, sich ungesund ernährt und viel trinkt.
Damit konnten die Forscher die Auswirkungen des ungesunden Lebenswandels erstmals in Zahlen fassen. Diese haben sie auf übersichtlichen Überlebenstafeln dargestellt. Ärzte könnten diese in den Praxen bei der Gesundheitsberatung ihrer Patienten nützen, sagte Martin-Diener.
Die Resultate könnten zudem für jene Politiker nützlich sein, die sich mit der Ausarbeitung der nationalen Präventionsstrategie für nicht übertragbare Krankheiten befassen. Solch eine Strategie wird derzeit vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) erarbeitet.
Die Studie wurde durch die Schweizerische Herzstiftung und die Krebsliga Schweiz mitfinanziert. (pma/sda)