Kaum waren die ersten Hochrechnungen über das griechische Referendum eingetrudelt, da meldete sich auch schon SPD-Parteichef Sigmar Gabriel zu Wort: «Wir lassen uns nicht erpressen», verkündete er lauthals. «Tsipras und seine Regierung führen das griechische Volk auf einen Weg von bitterem Verzicht und Hoffnungslosigkeit.»
EU-Parlamentspräsident und SPD-Mitglied Martin Schulz hatte derweil schon im Vorfeld die Anti-Griechenlandstimmung angeheizt und vehement für ein Ja geworben. Auch er verstärkte das vorherrschende Klischee der starrsinnigen Griechen und der nachsichtigen Troika. «Es ist alles unternommen worden, der Regierung Tsipras entgegenzukommen», erklärte Schulz in einem Interview mit der «Welt». «Wir haben wirklich bis zur letzten Minute für eine Lösung gekämpft.»
Kommentare in der «Bild»-Zeitung, poltern in Talkshows: Gabriel und Schulz stehen den konservativen Hardlinern in nichts nach. Der Grund dafür ist ebenso offensichtlich wie durchsichtig: In den Umfragewerten befindet sich die SPD in einem Dauertief. Gabriel kann sich auch als Nummer zwei der schwarz-roten Regierung nicht profilieren und ist im langen Schatten der Kanzlerin kaum noch zu erkennen.
Mit dem Versuch, zu retten, was eigentlich nicht zu retten ist, macht Gabriel jedoch alles nur noch schlimmer. Statt seiner Partei Profil zu verleihen, weckt er alte Geister und erinnert an eine Zeit, in der es hiess: «Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!» Der Slogan geht zurück auf die so genannte «Burgfriedenspolitik» der SPD vor dem Ersten Weltkrieg.
Lange hatten auch die deutschen Sozialdemokraten auf eine internationale Friedenspolitik gesetzt. Doch am 4. August 1914 stimmte die SPD-Fraktion im Reichstag fast geschlossen für die Kriegskredite, weil sie «das eigene Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich» lassen wollte. Kaiser Wilhelm II. konnte daraufhin stolz ausrufen: «Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!»
Die moderne SPD hat bei der griechischen Tragödie von Anfang an eine prominente Rolle gespielt. Ohne die Agenda 2010 von Gerhard Schröder wäre das deutsche Exportwunder nicht geschehen, und auch nicht das damit verbundene wirtschaftliche Ungleichgewicht in Europa. Bis heute jedoch verteidigen die deutschen Sozialdemokraten dieses «Gürtel-enger-schnallen»-Programm als grossen Triumph ihrer Partei.
Immerhin: Gabriels Griechen-Bashing findet auch innerhalb der SPD nur beschränkt Zuspruch. Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung und selbst SPD-Mitglied schreibt empört an die Adresse von Gabriel: «Es gab SPD-Vorsitzende, die sich für so etwas geschämt hätten.»
Die Lage in Griechenland kann ohne weitgreifende Reformen nicht verbessert werden. Das grössere Problem aktuell ist jedoch die Zahlungsunfähigkeit, da hätte die aktuelle Regierung in den letzten 5 Monate besser versucht daran zu arbeiten.
Das nächste was mich weiter sprachlos macht, dass viele Griechen den Schuss immer noch nicht gehört haben. und der Meinung sind, dass nun alle anderen ihnen eine Lösung bieten müssen. Peinlich!