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Wer hat uns Europäer verraten? Die Sozialdemokraten!

Ein Bild, das die Machtverhältnisse klar ausdrückt: Angela Merkel und Sigmar Gabriel.
Ein Bild, das die Machtverhältnisse klar ausdrückt: Angela Merkel und Sigmar Gabriel.Bild: EPA/DPA

Wer hat uns Europäer verraten? Die Sozialdemokraten!

Ausgerechnet SPD-Chef Sigmar Gabriel und sein Parteikollege und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz profilieren sich als Hardliner in der Griechenland-Frage. 
06.07.2015, 14:5407.07.2015, 06:51
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Kaum waren die ersten Hochrechnungen über das griechische Referendum eingetrudelt, da meldete sich auch schon SPD-Parteichef Sigmar Gabriel zu Wort: «Wir lassen uns nicht erpressen», verkündete er lauthals. «Tsipras und seine Regierung führen das griechische Volk auf einen Weg von bitterem Verzicht und Hoffnungslosigkeit.» 

«Es gab SPD-Vorsitzende, die sich für so etwas geschämt hätten.»  
Gustav Horn, Ökonom und SPD-Mitglied

EU-Parlamentspräsident und SPD-Mitglied Martin Schulz hatte derweil schon im Vorfeld die Anti-Griechenlandstimmung angeheizt und vehement für ein Ja geworben. Auch er verstärkte das vorherrschende Klischee der starrsinnigen Griechen und der nachsichtigen Troika. «Es ist alles unternommen worden, der Regierung Tsipras entgegenzukommen», erklärte Schulz in einem Interview mit der «Welt». «Wir haben wirklich bis zur letzten Minute für eine Lösung gekämpft.»

Martin Schulz, EU-Parlamentspräsident, spricht im ukrainischen Parlament.
Martin Schulz, EU-Parlamentspräsident, spricht im ukrainischen Parlament.Bild: Sergei Chuzavkov/AP/KEYSTONE

Die «Bild»-Zeitung lässt grüssen

Kommentare in der «Bild»-Zeitung, poltern in Talkshows: Gabriel und Schulz stehen den konservativen Hardlinern in nichts nach. Der Grund dafür ist ebenso offensichtlich wie durchsichtig: In den Umfragewerten befindet sich die SPD in einem Dauertief. Gabriel kann sich auch als Nummer zwei der schwarz-roten Regierung nicht profilieren und ist im langen Schatten der Kanzlerin kaum noch zu erkennen. 

Mit dem Versuch, zu retten, was eigentlich nicht zu retten ist, macht Gabriel jedoch alles nur noch schlimmer. Statt seiner Partei Profil zu verleihen, weckt er alte Geister und erinnert an eine Zeit, in der es hiess: «Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!» Der Slogan geht zurück auf die so genannte «Burgfriedenspolitik» der SPD vor dem Ersten Weltkrieg. 

«Die griechische Regierung hat letzte Brücken eingerissen, über die sich Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zu bewegen konnten.»
Sigmar Gabriel, Vorsitzender der SDP

Lange hatten auch die deutschen Sozialdemokraten auf eine internationale Friedenspolitik gesetzt. Doch am 4. August 1914 stimmte die SPD-Fraktion im Reichstag fast geschlossen für die Kriegskredite, weil sie «das eigene Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich» lassen wollte. Kaiser Wilhelm II. konnte daraufhin stolz ausrufen: «Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!»

Widerstand in der eigenen Partei

Die moderne SPD hat bei der griechischen Tragödie von Anfang an eine prominente Rolle gespielt. Ohne die Agenda 2010 von Gerhard Schröder wäre das deutsche Exportwunder nicht geschehen, und auch nicht das damit verbundene wirtschaftliche Ungleichgewicht in Europa. Bis heute jedoch verteidigen die deutschen Sozialdemokraten dieses «Gürtel-enger-schnallen»-Programm als grossen Triumph ihrer Partei. 

Immerhin: Gabriels Griechen-Bashing findet auch innerhalb der SPD nur beschränkt Zuspruch. Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung und selbst SPD-Mitglied schreibt empört an die Adresse von Gabriel: «Es gab SPD-Vorsitzende, die sich für so etwas geschämt hätten.»  

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerWeise
06.07.2015 15:08registriert Februar 2014
Und die SP Schweiz lädt Martin Schulz zum Parteitag ein... Sagt viel über den Zustand der Schweizer Sozialdemokratie aus...
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stadtzuercher
06.07.2015 18:39registriert Dezember 2014
Ich finde Watsons Berichte und Meinungen in der Griechenlandfrage klasse. Die Deutschen Medien (nicht nur der Boulevard) sind diesbezüglich natürlich voreingenommen und ganz übel, aber auch etliche andere Schweizer Medien rennen da ohne es wahrzunehmen gewissen Ideologien nach.
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Oberon
06.07.2015 20:07registriert Januar 2014
Es ist immer wieder verwunderlich wie einige Leute nicht einsehen wollen das Griechenland ein souveräner Staat ist und demnach sich auch selber regiert.
Die Lage in Griechenland kann ohne weitgreifende Reformen nicht verbessert werden. Das grössere Problem aktuell ist jedoch die Zahlungsunfähigkeit, da hätte die aktuelle Regierung in den letzten 5 Monate besser versucht daran zu arbeiten.
Das nächste was mich weiter sprachlos macht, dass viele Griechen den Schuss immer noch nicht gehört haben. und der Meinung sind, dass nun alle anderen ihnen eine Lösung bieten müssen. Peinlich!
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