«Die Volksabstimmung vom 5. Juli wird in die Geschichte als der einzigartige Moment eingehen, als eine kleine europäische Nation sich gegen Knechtschaft erhoben hatte», beginnt Varoufakis seine Rücktrittserklärung auf seinem Blog.
«Kurz nach Bekanntgabe der Referendums-Resultate haben mir einige Mitglieder der Eurogruppe klar gemacht, dass sie es vorziehen würden, wenn ich nicht mehr an ihren Treffen teilnehmen würde. Eine Idee, die auch Ministerpräsident Alexis Tsipras als potentiell hilfreich betrachtet hat. Deshalb verlasse ich heute das Finanzministerium.»
«Wir von der Linken verstehen etwas davon, kollektiv zu handeln, ohne sich um Amtsprivilegien zu kümmern», so Varoufakis weiter. «Ich werde Ministerpräsident Tsipras, den neuen Finanzminister und unsere Regierung voll unterstützen.» Und weiter heisst es in seinem Blog: «Und ich werde die Verachtung der Gläubiger mit Stolz tragen.»
Varoufakis sprach von einer «historischen Ablehnung des Ultimatums», das die Eurogruppe am 25. Juni den Griechen gestellt habe. Nun sei es entscheidend, dass das «grossartige Nein» unverzüglich in ein «Ja zu einer angemessenen Lösung» umgemünzt werde.
Minister No More! http://t.co/Oa6MlhTPjG
— Yanis Varoufakis (@yanisvaroufakis) 6. Juli 2015
Am Sonntagabend hatten Vertreter der Syriza noch auf Anfrage erklärt, dass Varoufakis im Amt bleibe. Die griechische Opposition hatte jedoch einen neuen Verhandler für die Gespräche in Brüssel gefordert. Varoufakis hatte immer wieder mit Provokationen für Schlagzeilen gesorgt, zuletzt warf er den Gläubigern Griechenlands Terrorismus vor.
Tsipras kündigte neue Verhandlungen an. Erste Priorität habe aber nun die Wiederöffnung der geschlossenen Banken, erklärte er. Athen sei weiter zu Reformen bereit. Dringend notwendig seien Investitionen sowie die Umstrukturierung der Schulden.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande wollen bereits am Montag über die Konsequenzen aus dem Referendum beraten. «Beide sind sich darin einig, dass das Votum der griechischen Bürger zu respektieren ist», hiess es in der kurzen Erklärung weiter.
Ebenfalls am Montag will EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker mit Spitzenvertretern der EU-Institutionen über das weitere Vorgehen beraten. Es sei eine Telefonkonferenz mit EU-Gipfelchef Tusk, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi geplant, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. (mbu/mlu/sda/dpa/afp/reu)