Die Polizei in Hongkong hat am Samstag die zuvor von Demonstranten besetzte Regierungszentrale geräumt. Die 50 verbliebenen Protestteilnehmer wurden von den Sicherheitskräften abgeführt.
Einige von ihnen wurden weggetragen, nachdem sie sich geweigert hatten, das Gelände zu verlassen. Vor dem Regierungssitz harrten weiterhin etwa 1000 Demonstranten aus. «Die Polizei sollte Diebe fangen, nicht Studenten», rief die wütende Menge.
Hintergrund des Protests ist die Ablehnung einer Wahlrechtsreform durch die Volksrepublik China. Die Kundgebung war in der Nacht zum Samstag eskaliert. Mehr als 100 Demonstranten durchbrachen die Absperrungen zu dem Regierungsgebäude.
Die Polizei setzte Pfefferspray ein. 28 Studenten und Polizisten wurden verletzt, wie die Polizei am Samstag berichtete. 13 Menschen wurden festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch der Studentenführer Joshua Wong. Dem 17-Jährigen wurde vorgeworfen, Polizisten tätlich angegriffen zu haben.
Nach dem Willen Pekings soll Hongkongs Verwaltungschef zwar im Jahr 2017 erstmals direkt durch die Bewohner der Sonderverwaltungszone gewählt werden. Die zwei bis drei Kandidaten für das Amt sollen allerdings von einem pekingtreuen Ausschuss ausgewählt werden.
Die Studenten hatten am Montag eine Boykottwoche gestartet, um ihrer Forderung nach freien Wahlen Nachdruck zu verleihen. Sie fordern den Rücktritt des Regierungschefs Leung Chun-Ying und eine Rücknahme der Pläne für die Wahlreform.
Die Proteste der Studenten sind Vorläufer möglicherweise grösserer Demonstrationen der prodemokratischen Occupy-Central-Bewegung, die am Nationalfeiertag am Mittwoch beginnen sollen.
Die Aktivisten drohen mit einer Besetzung des Central genannten Finanzdistrikts. Seit der Rückgabe an China 1997 wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» autonom regiert.
Hongkong geniesst seit der Rückgabe an China einen besonderen Autonomiestatus. Dieser gewährt Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit, die auf dem chinesischen Festland teils stark eingeschränkt sind. (sda/afp/dpa)