Hongkongs Regierungschef Leung Chun Ying steht unter Druck: Rund 3000 Demonstranten blockieren den Amtssitz und verlangen seinen Rücktritt bis heute Abend. Ansonsten wollen sie das Gebäude besetzen. Das letzte, was der umstrittene Politiker jetzt gebrauchen kann, ist Ärger an der Familienfront. Doch genau das hat ihm seine älteste Tochter auf Facebook beschert.
Die in den Sozialen Medien hyperaktive Chai Yan Leung reagierte kürzlich auf einen unflätigen Kommentar auf ihr Profilbild.
Darin trägt sie eine auffällige Halskette, die ein User als «Hundehalsband» und sie demnach als Hund bezeichnete – umgangssprachlich bedeutet das im Englischen «unattraktiv».
Das liess die 23-Jährige nicht auf sich sitzen. Voilà ihre Retour-Schimpftirade, in voller Länge, weil sie dabei nichts auslässt:
«Die Halskette in meinem Profilbild ist kein Hundehalsband, Dummerchen!!! Ich weiss nicht, ob du schon einmal einen Hund gesehen hast, aber sie kommen eigentlich auf der ganzen Welt vor. Ein Hundehalsband ist üblicherweise rund, schwarz und aus Nylon, befindet sich am Hals eines Hundes, damit eine Leine daran befestigt werden kann. Das hier ist eine wunderschöne Halskette von Lane Crawford (ein Luxusgeschäft in Hongkong, Anmerkung der Redaktion) – ja, bezahlt von euch allen als Steuerzahler Hongkongs!! Genau wie alle meine wunderschönen Schuhe, Kleider und Taschen!! Vielen vielen Dank!!!! Doch halt, vielleicht sollte ich nicht «von euch allen» sagen, denn offensichtlich sind die meisten hier arbeitslos, wie sonst hättet ihr soviel Zeit, mich mit Kommentaren einzudecken.
Facebook ist eine Social-Media-Plattform, wo ich mich mit Freunden austausche und alles posten kann, was ich will – öffentlich oder privat, für Freunde oder nur enge Freunde. Das gilt für Bilder, Kommentare, lustige Links, Notizen, Status-Updates, solange sie keine Nacktszenen, Gewalt oder missbräuchliches und unangemessenes Material enthalten. Frag einfach den grossen Zuckerberg (ähm, wenn du überhaupt weisst, wer das ist). Wie dem auch sei, ich habe besseres zu tun, also tschüss!! Wenn ich mich ab und zu langweile, werde ich deine gefilterten Kommentare lesen.
Ehrlich gesagt, wenn ich mir das Englisch-Niveau hier anschaue, bezweifle ich, dass du überhaupt verstehst, was «Social-Media-Plattform» heisst. Oder irgendetwas von dem verstehst, was ich schreibe. Viel Spass beim Copy-Pasten in Google Translate, du wirst es immer noch nicht kapieren. Macht nichts, deine Mutter liebt dich trotzdem.
(P.S. Ich schlage vor, du nimmst Box-Unterricht – ein super Weg, Aggressionen abzubauen, die von Selbsthass und Unsicherheit herrühren. Versuchs mal!)»
Zur Sicherheit fügt die prominente Tochter an, dass sie also nicht nur super Englisch, sondern auch Kantonesisch und Mandarin spreche und zudem Unterricht in Spanisch, Französisch und Deutsch nehme.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Tochter des Regierungschefs auf Facebook für Schlagzeilen sorgt. Doch etwas ist diesmal anders: Seit dem Vorfall ist ihr Facebook-Profil offline. Die Lage muss ernst sein. Die politische und private Zukunft ihres Vaters könnte sich in diesen Stunden entscheiden. Geholfen hat sie ihm mit ihrer Tirade sicher nicht. (kri)