Nicht einer, nicht zwei, nein, drei Dokumentarfilme über den ehemaligen österreichischen ÖVP-Politiker und Bundeskanzler Sebastian Kurz (37) werden ab dem 21. September in den österreichischen Kinos laufen. Alle drei erzählen die Wahrheit, noch einmal die Wahrheit und sicher nichts als die Wahrheit über Sebastian Kurz. Nur sieht sie immer etwas anders aus. Der Kurzfilm erhält damit in Österreich eine ganz neue Bedeutung.
«Kurz – Der Film» läuft bereits seit letzter Woche. Regisseur Sascha Köllnreiter (39), der sich selbst als Linker bezeichnet, wollte eine objektiv-kritische Annäherung an Kurz drehen. Es ist ihm exorbitant misslungen. Kurz und seine besten Freunde liessen sich an der Premiere feiern, die versammelte ÖVP-Spitze war da, das Nachrichtenmagazin «Profil» berichtete, es handle sich beim Film ganz knapp nicht um «reines Propagandawerk».
Die Frage, ob «der ehemalige Wunderwuzzi der Konservativen» («NZZ Magazin»), der heute als Global-Stratege für den libertären Investor Peter Thiel arbeitet, die Premiere zum Startschuss eines politischen Comebacks machen wolle, beantwortete Kurz klar mit «Nein». Köllnreiter ist frustriert. Er wollte das alles ganz anders.
Und dann ereignete sich übers Startwochenende auch noch ein (tendenziell branchenüblicher) Ticket-Betrug: Die angeblich formidablen Eintrittszahlen, die vom Verleih verkündet wurden, stimmten nicht, wie eine Kinokette den Medien meldete: Zwar waren pro Vorstellung gut 90 Tickets verkauft (und dies auch noch zu Vorzugsgruppenpreisen), doch in den Sälen sassen drei bis fünf Menschen. Gekauft hatte die Karten die Produktionsfirma von «Kurz – Der Film».
Über die beiden neu startenden Kurzfilme ist noch nicht viel bekannt. Kurt Langbeins (69) «Projekt Ballhausplatz – Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz» wird eine dezidiert linke und, so ist aus dem Trailer zu schliessen, eher reisserische Auseinandersetzung.
«Sebastian Kurz – The Truth» von Jakov Sedlar (71) schliesslich, der für alle überraschend am Dienstag auch noch angekündigt wurde, dürfte eine rechte Heldenverehrungsorgie werden. Das Drehbuch hat die österreichische Journalistin Judith Grohman geschrieben, die 2019 «Sebastian Kurz: Die offizielle Biografie» verfasst hatte. Sedlar ist ein bekannter kroatischer Propagandafilmer und Holocaustleugner.
Bert Stein
45rpm
Ktwo