Der Bau einer neuen Hochstrasse direkt entlang mehrerer Wohnhaus-Fassaden hat in Ägypten für Kopfschütteln und Spott gesorgt. Die Brücke der neuen Schnellstrasse in Gizeh bei Kairo verläuft dort so nah entlang der Gebäude, dass Bewohner von ihrem Balkon im dritten Stockwerk fast den Rand der Brücke berühren können.
Ägyptische Aktivisten waren schockiert über die Bilder vom Bau einer Brücke in Gizeh bei Kairo, wo die Brücke vollständig an Wohngebäude angrenzte.
— Nahost Review (@NahostR) May 12, 2020
Die Fotos zeigten auch, wie das Sonnenlicht und frische Luft aufgrund der Brücke einige Wohnungen nicht erreichen konnten. pic.twitter.com/5ulL1HXNHo
Nach offiziellen Angaben liegen nur 50 Zentimeter zwischen den Fassaden und der Brücke, über die bald der ägyptische Grossstadtverkehr brausen soll. Die Strassen in Kairo und Gizeh sind meist hoffnungslos verstopft.
Im Internet spotteten Nutzer über die offenbar miserable Planung der zuständigen Baufirma. Auf Facebook machten Witze die Runde über Berufspendler, die Busfahrer bitten, sie an ihrem Balkon abzusetzen. Andere scherzten, dass sie nun direkt im Wohnzimmer parken oder Maut vom Balkon aus erheben könnten. Ein Bild zeigt die neue Brücke und dazu zwei Ermittler vor einer Leiche. Einer der Ermittler sagt, der Getötete sei im Schlaf von einem Auto erfasst worden. Auch der bekannte TV-Moderator Amr Adib griff das Thema in seiner Sendung auf.
Der Vorsitzende der ägyptischen Baubehörde, Mahmud Nassar, kündigte eine Zählung aller betroffenen Gebäude an. Es stehe ein Betrag von umgerechnet 14.6 Millionen Euro zur Verfügung, um deren Bewohner zu entschädigen. Das gelte allerdings nur für Bewohner von legal gebauten Wohnhäusern. In Ägypten blüht das Geschäft mit illegalen Bauprojekten, weil Behörden die nötigen Genehmigungen oft nur sehr langsam oder nach hohen Schmiergeldzahlungen vergeben.
Anwohner beteuerten im Interview mit einem örtlichen TV-Sender, ihre Häuser seien legal gebaut worden. Und durch die bevorstehende vier- bis sechsspurige Schnellstrasse drohten jetzt Lärm, starke Abgase und sogar Autounfälle vor dem eigenen Balkon. Auch die Wasser- und Stromversorgung werde seit Baubeginn immer wieder unterbrochen. Ein Anwohner sagte: «Wenn ein Auto an mir vorbei fährt, kann der Fahrer auf dem Balkon mit mir Tee trinken.» (aeg/sda/dpa)
Also den Rand können die definitiv berühren.