Die 27. Weltklimakonferenz findet 2022 in Scharm El-Scheich in Ägypten statt. Nach einem Jahr voller Umweltkatastrophen auf der ganzen Welt wird deutlicher denn je: Klimaschutz muss Priorität haben. Als dementsprechend wichtig gilt auch der Weltklimagipfel.
Zwei Wochen lang, vom 6. bis 18. November, verhandeln die Länder der Erde mit Zehntausenden von Unterhändlern, Regierungsvertreterinnen, NGOs, CEOs sowie Bürgerinnen und Bürger darüber, welche Klimaschutzmassnahmen sie ergreifen können, um die menschengemachte Erderwärmung noch unter Kontrolle zu bringen. Gastgeber der diesjährigen Konferenz ist Ägypten.
Warum die COP27 so wichtig ist, was genau verhandelt wird und was erreicht werden muss, hat watson für euch recherchiert.
An der Weltklimakonferenz nehmen 195 Staaten sowie die EU teil. Der englische Begriff COP27 steht dabei für «Conference of the Parties» – ein Treffen aller Vertragsparteien der UN-Klimarahmenkonvention.
Climate disasters are hurting nations & economies like never before.
— António Guterres (@antonioguterres) October 13, 2022
People need adequate warning to prepare for extreme weather events.
On this International Day for Disaster Risk Reduction, I call on all countries to invest in early warning systems. pic.twitter.com/AvXWqCEAFf
Im Zentrum der Verhandlungen soll die praktische Umsetzung des Kohle-, Gas- und Ölausstiegs stehen, der bei der letzten Klimakonferenz 2021 beschlossen wurde.
Neben dem Aufruf zum Kohleausstieg enthält der Klimapakt auch die Forderung, «ineffiziente» Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Ausserdem bekannten sich die Länder in ihrer Abschlusserklärung erneut zu dem Ziel, die Erderwärmung auf «möglichst» 1.5 Grad zu begrenzen. Um das zu erreichen, hatten die rund 200 Staaten angekündigt, die weltweiten Emissionen um 45 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2010 zu senken.
Doch dass in Europa Krieg herrscht und die Welt tief in einer Energiekrise steckt – und leider auch in einer Renaissance klimaschädlicher Energiequellen – könnte sich auch auf die diesjährige COP auswirken.
Bereits auf einem Treffen der Afrikanischen Union Mitte Juni verabschiedeten Energieminister und -ministerinnen der afrikanischen Länder – mit Unterstützung ihrer europäischen Kollegen und Kolleginnen – ein internes Papier, das der Vorbereitung für die COP27 dient.
African Union Climate Change and Resilient Development Strategy and Action Plan (2022-2032) https://t.co/ArzIGFd7hi pic.twitter.com/1fYLB883Z5
— African Union (@_AfricanUnion) June 28, 2022
Wie der »Spiegel« berichtete, hiess es darin: »Kurz- bis mittelfristig werden fossile Brennstoffe, insbesondere Erdgas, eine entscheidende Rolle bei der Ausweitung des Zugangs zu moderner Energie spielen müssen.« Zwar wären auch »Massnahmen zum schrittweisen Ausstieg« erwähnt worden, aber aufgrund der »benachteiligten Position« Afrikas vertagt. Dem »Spiegel« zufolge bedeutet das: »fossile Energieprojekte jetzt, Klimaschutz später".
Doch für ein «später» ist längst keine Zeit mehr. Ein Bericht der Welt-Meteorologieorganisation (WMO) geht davon aus, dass die 1.5 Grad schon bis 2026 überschritten werden könnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens einmal geschieht, liegt der Studie nach bei 50 Prozent. Das hätte gravierende Folgen. Denn die 1.5-Grad-Grenze wurde nicht zufällig ausgewählt: Sie markiert einen Punkt, an dem die Klimaauswirkungen für die Menschen und den gesamten Planeten zunehmend schädlich werden und Kipppunkte unwiderruflich überschritten werden könnten.
Allerdings bedeutet selbst eine Erhitzung auf 1.5 Grad eine Verschlimmerung des aktuellen Zustands. Dabei ist die globale Temperatur «erst» um 1.2 Grad angestiegen. Die Katastrophen, die sich schon jetzt rund um den Globus abspielen, zeigen: Jedes Zehntelgrad zählt.
Die erste Klimakonferenz fand 1992 in Rio de Janeiro in Brasilien statt. Mit einer kurzen Unterbrechung bis 1995 tagen die rund 200 Staaten nun jedes Jahr aufs Neue, immer in einer anderen Stadt. Bekannte Treffen, bei denen besondere Beschlüsse gefasst wurden, fanden etwa 1997 in Kyoto, 2009 in Kopenhagen und 2015 in Paris statt, wo sich die Staaten erstmals zum 1.5-Grad-Ziel bekannten.
Bei der COP27 handelt es sich also um das 27. Treffen der Vertragsstaaten.
Während der zweiwöchigen Konferenz konzentrieren sich die Staats- und Regierungsvertreter jeden Tag auf ein anderes Thema, beginnend mit Finanzen, Wissenschaft und dann Jugend.
Das gesamte Programm der COP27 findet ihr hier. Beginnen wird die Konferenz mit Reden verschiedener Staatsoberhäupter, die die Dringlichkeit der Bekämpfung der Klimakrise beschwören und Vorschläge unterbreiten, wie sich die Krise noch abmildern lässt. Am Ende der Konferenz soll ein jährliches Abschlusskommuniqué präsentiert werden, das die wichtigsten Beschlüsse und Einigungen noch einmal auf den Punkt bringt.
Die COP27 findet in zwei unterschiedlichen Zonen statt: der blauen und grünen Zone. Die blaue Zone ist den Delegierten der Länder zu formellen Verhandlungen vorbehalten.
Die grüne Zone steht der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Dort können Unternehmen, Indigene, Aktivistinnen, Umweltorganisationen und Künstler ins Gespräch kommen, es finden Workshops, Performances und Panels statt. Ein Programm ist bislang noch nicht veröffentlicht worden.
Zwar hat die letzte Weltklimakonferenz COP26 einige Fortschritte erzielt, die notwendigen Änderungen, um weitere Katastrophen zu verhindern, haben ganze 26 Treffen aber noch nicht mit sich gebracht.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg kritisierte die Ergebnisse der letzten Klimakonferenz auf Twitter folgendermassen:
The #COP26 is over. Here’s a brief summary: Blah, blah, blah.
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) November 13, 2021
But the real work continues outside these halls. And we will never give up, ever. https://t.co/EOne9OogiR
Kritik an der UN-Klimakonferenz übt aber nicht nur die Klimaaktivistin, sondern eine breite Masse. Als das zentrale Problem bemängeln Kritiker der Konferenz, dass die Beschlüsse einstimmig von allen 195 Teilnehmerstaaten gefällt werden müssen, was die Durchsetzung von Massnahmen und Beschlüssen gravierend erschwert.
Hinzu kommt, dass Menschen aus dem Globalen Süden, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, jedoch am schwersten von ihr getroffen werden, laut Klimaaktivistinnen zu wenig zu Wort kommen. Ihre Länder sind zumeist von deutlich kleineren Delegationen vertreten, als die Industrieländer, womit auch ihre Einflussmöglichkeiten schwinden.