International
AfD

Eklat im ARD-Interview: AfD-Chef Gauland verweigert Zuschauerfragen

epa07844389 Federal co-chairman of the Alternative for Germany (AfD) right-wing populist party Alexander Gauland attends the traditional summer interview of the television show 'Report from Berli ...
Alexander Gauland während des ARD-Sommerinterviews.Bild: EPA

Eklat im ARD-Sommerinterview: AfD-Chef Gauland verweigert Zuschauerfragen

15.09.2019, 21:38
Mehr «International»

Eigentlich sollen die Zuschauer im Anschluss des ARD-Sommerinterviews die Möglichkeit bekommen, den jeweiligen Spitzenpolitikern Fragen zu stellen. Eigentlich.

Als am Sonntag aber der Fraktionschef der AfD im Bundestag, Alexander Gauland, zu Gast war, war dies nicht der Fall. Denn im Anschluss an das Sommerinterview mit dem AfD-Politiker fiel das Online-Format «Frag selbst» aus, wie das ARD-Hauptstadtstudio mitteilte.

Gauland sagt Frageformat mit Zuschauern ab

Der Grund: Alexander Gauland hatte die Teilnahme an der obligatorischen Zuschauerfragerunde «Frag selbst» im Anschluss des Interviews abgelehnt. Ohne Begründung – bisher – teilte das ARD-Hauptstadtstudio mit. Die AfD habe angeboten, einen anderen Politiker für «Frag selbst» zu suchen. Das allerdings lehnt das ARD-Hauptstadtstudio «aus Gründen der Gleichbehandlung» ab, da alle bisherigen Sommerinterviewgäste (Christian Lindner, Annalena Baerbock, Markus Söder, Manuela Schwesig, Dietmar Bartsch und Annegret Kramp-Karrenbauer) sich den Fragen der Zuschauer gestellt haben.

«Wir bedauern Alexander Gaulands Absage, zumal schon von viele Userinnen und User interessante Fragen als E-Mail oder Video geschickt haben und bitten alle Interessierten, auf die Einsendung weiterer Fragen zu verzichten.»

Während des Sommerinterviews, dass die ARD am Sonntag um 18.30 Uhr ausstrahlte, wollte die Moderatorin Tina Hassel nun wissen, warum er sich nicht den Fragen der Zuschauer stellen wollte.

Und die Antwort lässt tief blicken. Gauland begründet seine Absage damit, dass er im Vorfeld gerne gewusst hätte, welche Fragen man ihm denn genau stellen würde.

«Ich wollte gerne wissen, was es für Fragen sind. Die wurden von ihnen beziehungsweise ihren Mitarbeitern nicht vorher gesagt. Und dann muss ich das nicht mitmachen.»
Alexander Gauland, AfD-Chefard

Eine bemerkenswerte Antwort. Denn: Dass Journalisten die Fragen Politikern im Vorfeld nicht mitteilen, ist eigentlich selbstverständlich. Offenbar nicht für den AfD-Politiker.

Die ARD-Journalistin Tina Hassel weist Gauland dann auch darauf hin, dass keiner der anderen Sommerinterview-Teilnehmer die Fragen der Zuschauer vorher bekommen habe. Es sei also auch eine Frage der Gleichbehandlung.

epa07844527 German journalist Tina Hassel (L) and Federal co-chairman of the Alternative for Germany (AfD) right-wing populist party Alexander Gauland (R) shake hands during the traditional summer int ...
ARD-Moderatorin Tina Hassel begrüsst Alexander Gauland zum Gespräch.Bild: EPA

Gauland sieht das offenbar anders. Seine Antwort formuliert er als Frage: «Warum muss ich sozusagen in ein schwarzes Loch gucken?» – «Sie müssen gar nichts», antwortete die Moderatorin am Ende der Sendung knapp und bedankt sich bei Gauland für sein Kommen.

Kritik an Ausstrahlung des Sommerinterviews

In sozialen Netzwerken erntet nicht nur Gauland Kritik für seine Absage, sondern auch die ARD für ihr Vorgehen. Twitter-User fordern, dass die ARD das Sommerinterview mit Gauland absagen solle, wenn dieser sich nicht im Anschluss den Fragen der Zuschauer stellen wolle.

Die ARD teilt gegenüber watson mit:

«Zu einer Absage des Sommerinterviews sehen wir keine Veranlassung. Wenn sich Herr Gauland nicht den Fragen der User stellen will, ist das für ihn ein Nachteil, nicht für die anderen bereits interviewten Parteivorsitzenden. Entsprechend wird dies ja auch im Netz diskutiert.»

Zuschauerfragen während der Sendung

Zuvor hatte die Moderatorin Tina Hassel einfach während des Interviews die von einigen Zuschauern eingesandten Fragen verlesen. Darunter die nach einer erneuten Kandidatur Gaulands für den Parteivorsitz. Er habe bei der vorangegangenen Wahl die Erfahrung gemacht, dass man manchmal kandidieren müsse, «wenn es schwierig wird», antwortete dieser. Auf eine weitere Zuschauerfrage, welches Alter das richtige für einen Ausstieg aus der Politik sei, antwortete der 78-Jährige: «Das kommt ganz auf die individuelle Leistungsfähigkeit an.»

epa07844528 Federal co-chairman of the Alternative for Germany (AfD) right-wing populist party Alexander Gauland (L) leaves the traditional summer interview of the television show 'Report from Be ...
Bild: EPA

Brisant wurde es auch bei einer Frage nach Gaulands Verhältnis zum brandenburgischen AfD-Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz. Diesem wurden Verbindungen zu diversen rechtsextremen Gruppierungen in der Vergangenheit nachgewiesen. Gauland verteidigte den Brandenburger Kalbitz. Der sei ein «bürgerlicher Mensch», er könne «nichts Rechtsextremes in ihm finden», sagte der AfD-Bundesvorsitzende. «Er macht das gut.»

Gauland beschwerte sich in dem Interview auch über Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der der AfD einen bürgerlichen Charakter abgesprochen hatte. Der Bundespräsident hätte eine Rede halten können, wo er diese Themen anspricht, in diesem Zusammenhang aber nicht die AfD erwähnen dürfen, sagte der AfD-Vorsitzende. Letzendlich versuche Steinmeier, die AfD «aus dem politischen Diskurs auszugrenzen». Das sei aber allenfalls Sache des Bundesverfassungsgerichts.

(ts/hau/bal)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rechtspopulisten in Europa
1 / 15
Rechtspopulisten in Europa
Alternative für Deutschland: Die AfD mit ihrem Führungsduo Alice Weidel und Alexander Gauland hat sich in allen deutschen Bundesländern etabliert. Sie wird von den anderen Parteien (noch) gemieden.
quelle: dpa-zentralbild / britta pedersen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
65.000 Menschen zeigen in Chemnitz: #WirSindMehr
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
53 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
FITO
16.09.2019 03:40registriert April 2019
Hat ja System bei den Hetzern wie heute bei Bernd Höcke, der das Interview wiederholen wollte weil er im Nachhinein merkte was für einen Bullshit er rausgelassen hatte.

Oder Aeschi vorgestern der meinte er müsse konkreten Fragen ausweichen und sie nicht beantworten um dann seine Wahlwerbung zu platzieren.
Dies sind doch alles die gleichen Feiglinge. http://www.zdf.de/nachrichten/heute/zdf-interview-mit-bjoern-hoecke-100.html
Eklat im ARD-Sommerinterview: AfD-Chef Gauland verweigert Zuschauerfragen
Hat ja System bei den Hetzern wie heute bei Bernd Höcke, der das Interview wiederholen wollte weil er im Nachhinein merkte wa ...
44413
Melden
Zum Kommentar
avatar
FrancoL
15.09.2019 22:37registriert November 2015
Austeilen bei jeder Gelegenheit, wenn dann aber etwas Einstecken angesagt sein könnte macht man einen Abgang.
"Tolle" Persönlichkeit, die aber bestens zur AfD passt und klar aufzeigt wieso die AfD KEINE Alternative für Deutschland ist.
21936
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gipfeligeist
15.09.2019 22:18registriert Januar 2016
Es würde den Sinn einer Frage etwas verfehlen, wenn die Antworten schon fertig geschrieben wären 🙄
Ach die AfD, nimmts mit der Logik nicht so genau
18327
Melden
Zum Kommentar
53
Frau in Deutschland verschwand für 31 Jahre spurlos – jetzt erklärt sie, wieso
1984 verschwand eine deutsche Studentin spurlos. Irgendwann wird sie für tot erklärt, ein Mann hatte den Mord an ihr gestanden. Doch 31 Jahre später taucht die Frau plötzlich wieder lebend auf. In einem Interview erklärt sie sich nun.

Am 26. Juli 1984 verliess die junge Informatik-Studentin Petra P. ihre Unterkunft in einem Studentenwohnheim in Braunschweig. Sie hatte einen Termin beim Zahnarzt. Im Anschluss an diesen fuhr sie laut damaligen Zeugenaussagen mit dem Bus in Richtung ihres Elternhauses. Von jenem Punkt, wo sie ausgestiegen war, hätte sie dieses via eines kleinen Waldstücks erreichen können.

Zur Story