Binnen 24 Stunden haben die militant-islamistischen Taliban eine dritte Provinzhauptstadt in Afghanistan eingenommen.
Die Stadt Kundus im Norden Afghanistans ist nach heftigen Gefechten an die militant-islamistischen Taliban gefallen. Die Islamisten hätten die wichtigsten Regierungseinrichtungen der Stadt erobert, bestätigten drei Provinzräte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. In der Nähe von Kundus lag früher ein grosses Feldlager der Bundeswehr.
Die Stadt Kundus im Norden Afghanistans ist nach heftigen Gefechten an die militant-islamistischen Taliban gefallen. Die Islamisten hätten die wichtigsten Regierungseinrichtungen der Stadt erobert, bestätigten drei Provinzräte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. In der Nähe von Kundus lag früher ein grosses Feldlager der Bundeswehr.Lokalen Behördenvertretern zufolge ist die Stadt Schiberghan der Provinz Dschausdschan im Norden des Landes am Samstag an die Islamisten gefallen. Erst am Freitag war die kleine Provinzhauptstadt Sarandsch an der iranischen Grenze an die Taliban gefallen. Auch in anderen Städten dauerten heftige Gefechte an.
Seit dem Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen Anfang Mai haben die Taliban mehrere Offensiven in dem Land gestartet. Erst konnten sie vor allem im ländlichen Raum massive Gebietsgewinne verzeichnen. Danach eroberten sie mehrere Grenzübergänge. Nun liegt ihr Fokus offenbar auf den Hauptstädten der 34 Provinzen des Landes.
Dem Fall von Schiberghan gingen heftige Kämpfe voraus, sagten Provinzräte. Schlüsseleinrichtungen der Stadt hatten am Freitag mehrmals die Kontrolle gewechselt. Am Samstag brachten die Islamisten die wichtigsten Regierungsgebäude unter ihre Kontrolle - das Polizeihauptquartier, das Gefängnis und den Gouverneurssitz.
Sicherheits- und Pro-Regierungskräfte haben lokalen Behördenvertretern zufolge auch den Sitz des Geheimdienstes und das Haus des ehemaligen Kriegsfürsten und Vizepräsidenten Abdul Raschid Dostum verlassen und sind lediglich noch im Gebiet rund um den Flughafen und in einer Militärbasis.
Schiberghan liegt rund 130 Kilometer von Masar-i-Scharif entfernt an einer wichtigen Ost-West-Verbindung in Nordafghanistan. Die Stadt mit geschätzt 130 000 Einwohnern gilt als wichtiges Tor zu den nördlichen und nordöstlichen Regionen des Landes.
Sie ist seit langem der Machtsitz von Dostum. Als Teil der sogenannten Nordallianz bekämpften dessen Milizen im Bürgerkrieg der 1990er Jahre die Taliban. Dostum galt als besonders grausam gegenüber den Islamisten. In den aktuellen Gefechten um die Stadt waren seine Milizen unter Führung seines Sohnes im Einsatz, Dostum selbst war erst diese Woche nach einem Auslandsaufenthalt wegen einer Krankheit nach Kabul zurückgekehrt.
Der Ex-General Atikullah Amarchail sagte, der Fall der Provinzhaupstadt von Dostums Geburtsprovinz werde negative Folgen auf die Moral der Sicherheitskräfte im Land haben. «Die Menschen und Soldaten hier dachten, dass Dostum übermenschliche Fähigkeiten im Kampf gegen die Taliban hat», sagte Amarchail. Andere Beobachter erklärten, es sei unklar, ob die Bewohner von Schiberghan eine Taliban-Kontrolle einfach hinnehmen würden. Ein Parlamentarier aus der Provinz sagte, der Sohn von Dostum bereite an der Stadtgrenze bereits einen Gegenangriff vor.
Heftige Taliban-Angriffe mussten Sicherheitskräfte am Samstag zudem in den Städten Kundus und Faisabad im Norden sowie Laschkargah im Süden abwehren. Provinzräte aus Faisabad sagten, die Islamisten hätten die Stadt aus fünf verschiedenen Richtungen angegriffen, seien aber auf starken Widerstand der Polizei und Armee gestossen. Auch in Kundus rückten die Islamisten auf mehrere Polizeibezirke der Stadt gleichzeitig vor. Alle Geschäfte und Behörden seien wegen der Kämpfe geschlossen, es gebe zivile Opfer.
Im Moment sehe es so aus, als ob die Taliban schneller vordrängen als von allen erwartet, sagt der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig von der Kabuler Denkfabrik Afghanistan Analysts Network zur Deutschen Presse-Agentur. «Die US-Truppen haben noch nicht einmal vollständig das Land verlassen, da greifen sie schon Provinzstädte an.»
Es sei «bemerkenswert», dass Sarandsch am Freitag wohl kampflos fiel. «Nun da Schiberghan im Gegensatz dazu bei heftiger Gegenwehr fällt, sollte niemand mehr die militärischen Fähigkeiten der Taliban unterschätzen», sagte Ruttig weiter. Immerhin würden sie zeitgleich in vielen Regionen angreifen. «Bis Kabul aber ist es trotzdem noch ein langer Weg.»
Die US-Botschaft in Kabul gab am Samstag eine neue Sicherheitswarnung heraus und forderte alle US-Bürger erneut «nachdrücklich» auf, das Land zu verlassen. Die US-Militärmission in Afghanistan endet am 31. August. Der Abzug ist US-Angaben zufolge zu mehr als 95 Prozent abgeschlossen. Die Bundeswehr hat das Land bereits Ende Juni verlassen. (sda/dpa)
Dann weckt mich, wenn die Taliban dort sind.
Sarkasmus off
Nun können wir gemeinsam ein Lektion lernen, die wir als westliche Gesellschaften doch schon in Syrien, dem Irak und Libyen hätten gelernt haben müssen:
Die Abwesenheit westlicher Truppen führt nicht, entgegen aller anti-kolonialistischer und anti-amerikanischer Rhetorik zu einem mehr an Frieden, sondern nur zu einem Machtvakuum, dass durch lokale, regionale und andere globale Grossmächte gefüllt wird.
Ist das ein pro-invenetionismus-Statement?
Nein, nur eines gegen die Romantik
Das erinnert an die Zeit in der ISIS innerhalb von zwei Wochen den halben Irak eingenommen haben.