Donald Trump muss 200'000 Dollar Anwaltshonorare blechen – jeden Tag
Wer amerikanischer Präsident werden will, muss zumindest teilweise Einblick in seine Finanzen gewähren. Das trifft selbst auf Donald Trump zu. Deshalb wissen wir, dass der Ex-Präsident gemäss seinen Angaben allein im Februar 5,6 Millionen Dollar für Anwaltshonorare aufbringen musste. Das bedeutet, dass er pro Tag gegen 200’000 Dollar hinblättern musste.
Die juristischen Kosten für Trump sind für Normalsterbliche nicht mehr zu erfassen. Auch letztes Jahr verschlangen sie rund 53 Millionen Dollar. Und diese Kosten sind bloss die Spitze des Eisbergs. Dazu kommen noch Kautionen in Zivilprozessen, in denen der Ex-Präsident unterlegen ist.
Im Fall der Journalistin E. Jean Caroll, die er sexuell belästigt und verleumdet hat, sind dies mehr als 90 Millionen Dollar. Im Fall der Bilanzmanipulationen sind es gar 454 Millionen Dollar.
Trump selbst hat vor einem Jahr angegeben, er besitze mehr als 400 Millionen Dollar in Cash. Sein gesamtes Vermögen wird auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt. Das meiste davon ist jedoch illiquid, will heissen, es steckt in seinen Immobilien. Muss er diese verkaufen, dann muss er mit Ramsch-Preisen rechnen.
Die Anwaltshonorare und die Kautionen übersteigen Trumps Möglichkeiten. Am vergangenen Dienstag haben seine Anwälte daher mitgeteilt, der Ex-Präsident sei nicht in der Lage, die 454-Millionen-Dollar-Kaution aufzubringen, und das, obwohl er mehr als 30 Versicherungen angefragt habe. Am kommenden Montag läuft die Frist für die Kaution ab. Hat Trump bis dann keine Lösung gefunden, muss er damit rechnen, dass die Generalstaatsanwältin Letitia James damit anfängt, seine Vermögenswerte beschlagnahmen zu lassen. Und mit dieser Frau ist nicht zu spassen. Sie hat bereits durchblicken lassen, dass sie als Erstes einen Golfplatz und eine Liegenschaft ins Auge fassen werde.
Die Meinungen, ob tatsächlich schon nächste Woche Betreibungsbeamte mit Siegeln bei der Trump Organisation anklopfen werden, sind geteilt. Die Ansicht, dass der Ex-Präsident einmal mehr in letzter Sekunde einen Hasen aus dem Zylinder zaubern werde, ist weit verbreitet. Und so könnte dieser Hase aussehen:
- Das Berufungsgericht könnte die Summe der Kaution auf einen für Trump erträglichen Betrag senken.
- Trump könnte Bankrott anmelden. Das wäre für ihn nichts Neues, er hat dies in der Vergangenheit bereits sechs Mal getan. Diesmal jedoch scheint er sich dagegen zu sträuben. Weil dies seinen politischen Ambitionen schaden könnte, werde der Ex-Präsident diese Option nicht in Betracht ziehen, meldet die «Washington Post», die sich auf Insider beruft.
- Ein paar seiner Milliardärs-Kumpel leihen ihm den Betrag, lautet eine weitere Spekulation. In Betracht kommen einige, doch bisher hat keiner davon sich diesbezüglich festlegen wollen. «Die Antwort ist die, dass er (Trump) dafür bekannt ist, dass er seine Schulden nicht zurückzahlt», stellt Edward Luce in der «Financial Times» fest.
- In seinem Wahlkampf 2016 hat Trump regelmässig mit seinem Reichtum geprahlt und behauptet, er brauche kein Geld, weder von der Wall Street noch von anderen Mäzenen. Diese Aussage ist schlecht gealtert. Heute verschickt der Ex-Präsident täglich Bettelbriefe an seine Fans. Die reichen Sponsoren will er nun mit einem Diner ködern, an dem ein Platz am Tisch des Ex-Präsidenten mehr als 800’000 Dollar kostet.
- In der Verzweiflung plündert Trump auch die Kassen seiner eigenen Partei. Deshalb hat er seine Schwiegertochter Laura Trump, die Frau seines Sohnes Eric, an der Spitze des Republican National Committee installiert. Sie soll dafür sorgen, dass auch die Parteispenden zu einem guten Teil Trump zugutekommen.
- Am meisten Sorgen bereitet den Amerikanern die Option, dass ein ausländischer Geldgeber Trump aus der Patsche hilft. Am meisten genannt werden Mohammed bin Salman, der starke Mann in Saudi-Arabien, oder ein putinnaher russischer Oligarch. Rein juristisch gesehen steht dem nichts entgegen, aus der Sicht der nationalen Sicherheit wäre es jedoch ein Albtraum.
Was immer auch in den nächsten Tagen geschehen wird, es wird nicht nur von der Öffentlichkeit und den Medien mit Argusaugen verfolgt werden. Arthur Engoron, der die 454-Millionen-Busse verhängte, hat seinerseits eigens einen Wachhund, respektive eine Wachhündin, eingesetzt, um sicherzustellen, dass Trump keine Tricks machen kann.
Trump hingegen hofft, einen spektakulären Gewinn mit seiner sozialen Plattform Truth Social einheimsen zu können. Es geht um einen komplexen Deal, der dem Ex-Präsidenten quasi über Nacht sagenhafte 3,4 Milliarden Dollar in die Kasse zu spülen verspricht. Der Deal ist jedoch nicht nur komplex, sondern auch zwielichtig. Die Aktionäre sind zerstritten, und es steht noch nicht fest, ob der Deal überhaupt zustande kommt.
Selbst wenn dies der Fall sein sollte, muss Trump mindestens sechs Monate warten, bis er seine Anteile veräussern kann. Ob er dann ihren Papierwert auch realisieren kann, ist ebenfalls ungewiss. Die Aktien sind wahrscheinlich weit überbewertet. Truth Social hat letztes Jahr einen Verlust von 49 Millionen erzielt und ist keine ernsthafte Konkurrenz zu X und Facebook. Verhökert sie Trump zudem en bloc, entwertet er sie gleichzeitig massiv.
Der letzte Akt im Schmierentheater um die Finanzen von Donald Trump ist somit noch nicht über die Bühne gegangen. Der Ausgang bleibt ungewiss. Stay tuned.