35 Senatssitze werden bei den amerikanischen Zwischenwahlen im kommenden November neu vergeben. Doch die Zahl täuscht: Entscheidend werden bloss rund vier Sitze in umstrittenen Swing States sein. Einer davon ist derjenige von Pat Toomey im Bundesstaat Pennsylvania. Der Republikaner tritt altershalber zurück.
Die Nachfolge von Toomey ist für die Grand Old Party (GOP) von grösster Bedeutung. Um seine Nachfolge ist ein heftiger Streit entbrannt. Die morgen stattfindenden Vorwahlen erregen daher landesweites Interesse – und natürlich mischt auch Donald Trump kräftig mit. Aber der Reihe nach:
Der Favorit des Parteiestablishments für den frei werdenden Senatssitz ist David McCormick. Er ist Manager beim Hedgefonds Bridgewater Associates, steinreich und vertritt die klassischen Werte der GOP (Steuersenken, etc.). Ebenfalls am Start ist Dr. Mehmet Oz, ein populärer TV-Doktor. Die beiden liefern sich seit Monaten eine heftige Schlamm- und Geldschlacht, bei der jeder rund 50 Millionen Dollar aufgeworfen hat.
Trump hat sich selbstredend in diese Schlacht eingemischt. Obwohl beide Kandidaten sich als Trump-Fans geoutet haben, entschied sich der Ex-Präsident überraschenderweise für Dr. Oz und sicherte ihm seine Unterstützung zu. Seine Begründung ist eines ehemaligen Reality-TV-Stars würdig: «Wenn du dich 18 Jahre lang am TV halten konntest, ist das wie eine Meinungsumfrage», so Trump. «Es zeigt, dass die Menschen dich mögen.»
Nun, vielleicht auch nicht. Der Hedgefonds-Manager und der TV-Doktor liegen in Umfragen etwa gleich auf. Trumps Unterstützung hat Dr. Oz zwar Schub verliehen. Es ist ihm jedoch nicht gelungen, sich entscheidend von den anderen Kandidaten abzusetzen. Das hat zwei Gründe: Der TV-Doktor hat die längste Zeit nicht in Pennsylvania, sondern in New Jersey gelebt. Zudem ist der türkisch-stämmige Mann Muslim. Beides kommt in Pennsylvania nicht so gut an. Dr. Oz gilt als Retorten-Kandidat.
Die Schlammschlacht zwischen McCormick und Dr. Oz hat bei beiden Favoriten Spuren hinterlassen. Davon profitiert Kathy Barnette, eine 51-jährige Schwarze, die bisher in der Kategorie «ferner liefen» zu finden war. Nun ist sie in den Umfragen gleichauf mit McCormick und Dr. Oz. Das wiederum stürzt die GOP in grösste Nöte.
Barnette stammt aus ärmsten Verhältnissen. Sie bezeichnet sich selbst als Produkt einer Vergewaltigung. Ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt gerade mal elf Jahre alt. Aus diesem Grund ist sie eine strikte Abtreibungs-Gegnerin und politisiert am äussersten rechten Rand der GOP. Selbstverständlich ist auch sie eine glühende Trump-Verehrerin. Via Militär machte Barnette später Karriere und wurde unter anderem Kommentatorin bei Fox News.
Dort war sie lange auch ein gern gesehener Gast – bis die jüngsten Umfrage-Ergebnisse bekannt wurden. Nun wird sie von Fox News regelrecht niedergemacht. Sean Hannity hat ihr letzte Woche fast seine gesamte Sendezeit gewidmet, um seine Zuschauer vor ihr zu warnen.
Barnette gilt als nicht wählbar. Sie ist nicht nur eine militante Abtreibungs-Gegnerin, sondern hat sich auch als Hetzerin gegen den Islam profiliert. So hat sie beispielsweise Tweets in der Art «Pädophilie ist das Herzstück des Islam» abgesetzt und Barack Obama immer wieder als Muslim bezeichnet. Zudem gibt es auch jede Menge antisemitischer Tweets von ihr.
Vor zwei Jahren kandidierte Barnette für das Abgeordnetenhaus und wurde dabei von ihrem demokratischen Gegner haushoch geschlagen. Das werde sich wiederholen, sollte sie die Vorwahlen für den Senat gewinnen, befürchten die Strategen der GOP. Ebenso Trump: «Kathy Barnette wird niemals in der Lage sein, gegen einen radikalen Linken der Demokraten zu gewinnen», erklärt der Ex-Präsident. «Sie hat viele dunkle Flecken in ihrer Vergangenheit, die noch nie wirklich überprüft worden sind.»
So weit so schlecht. Doch nun hat Trump noch alles verschlimmbessert. Er hat am Wochenende Doug Mastriano seine Unterstützung zugesagt. Dieser will nächster Gouverneur von Pennsylvania werden. Auch Mastrinao politisiert am äussersten rechten Rand der GOP, ist Evangelikaner, geniesst die Unterstützung von QAnon und protestierte gar am 6. Januar vor dem Kapitol, will aber die Demonstration vor dem Sturm verlassen haben.
Trumps Unterstützung für Mastriano ist so etwas wie eine Panik-Reaktion. Auch dieser ist keineswegs der Wunschkandidat der Parteiführung, doch auch er liegt in den Umfragen vorn. Zudem hat er sich mit Barnette verbündet, die beiden kandidieren gewissermassen im Doppelpack. Mit der Unterstützung Mastrianos hilft Trump somit indirekt auch Barnette, die er offiziell verhindern will.
Das Vorgehen des Ex-Präsidenten in Pennsylvania als taktisch ungeschickt zu bezeichnen, ist masslos untertrieben und zeigt, dass die Demokraten eine grosse Hoffnung haben, ein Debakel bei den Zwischenwahlen zu vermeiden. Diese Hoffnung trägt einen Namen: Donald Trump.
Mag sein dass Trumps Kandidaten - sofern sie die Vorwahlen gewinnen - in kompetitiven Statten wie PA den Demokraten unterliegen, aber insgesamt treiben solche Leute die Republikaner immer weiter nach rechts. Und es gibt leider genügend Wahlkreise in den USA, in denen ein Kartoffelsack die Wahl gewinnt, solange es ein republikanischer Kartoffelsack ist.