In der vergangenen Woche sind in Usbekistan mindestens 18 Menschen getötet und 243 bei Unruhen verletzt worden, wie die Behörden des Landes mitteilten. Zu den Unruhen kam es in der Provinz Karakalpakstan, da in der neuen usbekischen Verfassung die Souveränität der autonomen Republik nicht mehr explizit erwähnt wird.
Die Sicherheitskräfte nahmen bei der Auflösung der Proteste am vergangenen Freitag 516 Personen fest, haben aber viele von ihnen inzwischen wieder freigelassen, teilte die Pressestelle der Nationalgarde bei einer Pressekonferenz mit.
Once again I recommend looking at Central Asia. Protests in Uzbekistan's Karakalpakia do not wind down and the pro-independent sentiments intensify. All this is a highly unwanted development for the Kremlin against the background of the war in Ukraine. pic.twitter.com/sCdbGxA6by
— Ruslan Trad (@ruslantrad) July 3, 2022
Bruce Pannier, ein auf Zentralasien spezialisierter Journalist, erklärte gegenüber Al Jazeera, dass die Region eine Reihe von Privilegien geniesse, darunter die Möglichkeit, Wahlen abzuhalten oder sich von Usbekistan abzuspalten.
Offiziellen Berichten zufolge marschierten die Demonstranten am vergangenen Freitag durch die Provinzhauptstadt Nukus und versuchten, die örtlichen Regierungsgebäude in ihre Gewalt zu bringen. Damit lösten sie den schlimmsten Gewaltausbruch seit fast zwei Jahrzehnten in dem zentralasiatischen Land aus. «Es gab Angriffe auf staatliche Gebäude und überwachte Objekte. Leider gibt es Opfer unter der Zivilbevölkerung und unter den Beamten der Sicherheitsorgane», sagte der usbekische Präsident des zentralasiatischen Landes, Schawkat Mirsijojew, am Sonntag nach Angaben seines Pressedienstes.
Der Präsident verkündete in der Folge einen Monat lang den Ausnahmezustand über die nordwestliche Provinz, in der die Karakalpaken leben, eine ethnische Minderheit, deren Sprache dem Kasachischen näher steht als dem Usbekischen.
Eine Gruppe von Oppositionspolitikern und -aktivisten, die sich selbst als Exilregierung von Karakalpakstan bezeichnen, veröffentlichte nun einen Appell an Mirsijojew, wie Reuters schreibt. Darin forderten sie die Freilassung der verhafteten Demonstranten, die Auflösung der Regierung von Karakalpakstan und die Abhaltung von Neuwahlen sowie eine Überprüfung des Vorgehens der Strafverfolgungsbehörden. Weiter klagen sie die Diskriminierung ihrer Sprache und das «Verschweigen und Verfälschen» der Geschichte der Region an.
Usbekistan ist eine streng kontrollierte, ehemalige Sowjetrepublik. In Karakalpakstan ist das Internet seit der Veröffentlichung des Änderungsentwurfs in der vergangenen Woche in erheblichem Umfang ausgefallen.
(yam, mit Material der sda)