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Thailands Premierministerin Shinawatra verliert ihr Amt

epa12313949 Suspended Thai Prime Minister Paetongtarn Shinawatra greets as she arrives at the Constitutional Court in order to testify on a phone call controversy case with Cambodia's Hun Sen, in ...
Die Premierministerin Thailands war seit AUgust 2024 im Amt. Bild: keystone

Thailands Premierministerin Shinawatra verliert ihr Amt nach umstrittenem Telefonat

Nur ein Jahr nach ihrem Amtsantritt muss Thailands Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra schon wieder abtreten.
29.08.2025, 10:5729.08.2025, 12:51

Das Verfassungsgericht des Königreichs entschied, dass die 39-Jährige, die bereits Anfang Juli suspendiert worden war, in einem geleakten Telefongespräch gegen ethische Grundsätze verstossen habe und ihr Amt aufgeben müsse. Die Urteilsverkündung wurde live auf der Webseite des Gerichts übertragen.

Damit muss nun das gesamte Kabinett zurücktreten - es bleibt jedoch bis zur Bildung einer neuen Regierung geschäftsführend im Amt. Interims-Ministerpräsident Phumtham Wechayachai führt ebenfalls weiter die Amtsgeschäfte, bis das Parlament über einen neuen Regierungschef entscheidet. Ob dieser erneut aus Paetongtarns Partei Pheu Thai stammen wird, ist aber unklar. Mit Paetongtarn hat das Gericht insgesamt bereits fünf Regierungschefs innerhalb von 17 Jahren abgesetzt.

Paetongtarn sagte vor Journalisten, sie akzeptiere die Entscheidung des Gerichts. Sie bekräftigte, dass es ihr lediglich um die Wahrung des öffentlichen Interesses gegangen sei und sie die Bürger des Landes schützen wollte. Das Urteil werde politische Veränderungen in Thailand mit sich bringen, fügte sie hinzu.

Worum ging es vor Gericht?

Das Gericht hatte im Juni eine Petition von 36 Senatoren angenommen, die der Politikerin schwerwiegende ethische Verstösse vorwarfen. Paetongtarn war wegen einer geleakten Audio-Aufnahme eines Telefonats mit dem kambodschanischen Ex-Langzeitherrscher und heutigen Senatspräsidenten Hun Sen zunehmend unter Druck geraten. Vor der Suspendierung hatten Tausende Kritiker in Bangkok demonstriert und ihren Rücktritt gefordert.

In dem brisanten Telefonat Mitte Juni ging es um den seit langem schwelenden Konflikt an der etwa 800 Kilometer langen Grenze zwischen den Nachbarländern Thailand und Kambodscha. Zuletzt war der Disput dramatisch eskaliert, nachdem es Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Ende Juli wurde bei Verhandlungen in Malaysia schliesslich eine Waffenruhe vereinbart.

In ihrem Gespräch mit Kambodschas starkem Mann hatte Paetongtarn einen hochrangigen Militär in der Grenzregion als ihren «Gegner» bezeichnet und den mit ihrer Familie befreundeten Hun Sen als «Onkel» angesprochen. Gleichzeitig hatte sie sich ihm gegenüber sehr unterwürfig geäussert.

Das sorgte für grossen Wirbel. Obwohl sich Paetongtarn später entschuldigte, verliess die zweitgrösste Koalitionspartei Bhumjaithai aus Wut das Regierungsbündnis. Ihr Verhalten habe ethische Standards verletzt und ihre politische Unerfahrenheit gezeigt, urteilten die Richter.

Steinreiche Shinawatra-Dynastie

Als sie im vergangenen August vom Parlament zur neuen Regierungschefin gewählt wurde, kam damit erst zum zweiten Mal in der Geschichte Thailands eine Frau an die Macht. Auch war Paetongtarn mit damals 37 Jahren die jüngste Ministerpräsidentin aller Zeiten in dem südostasiatischen Land. Vor ihr hatten in der Vergangenheit schon ihr Vater Thaksin Shinawatra und dessen Schwester Yingluck Shinawatra die Regierung geführt. Beide wurden jeweils durch einen Putsch gestürzt.

epa12316331 Former Thai Prime Minister Thaksin Shinawatra waves after arriving at the Criminal Court to hear the court's decision on charges of insulting the monarchy, in Bangkok, Thailand, 22 Au ...
Vor Paetongtarn Shinawatra hatte ihr Thaksin Shinawatra die Regierung geführtBild: keystone

Thaksin ist einer der reichsten Männer des Landes. 2008 floh er wegen verschiedener juristischer Vorwürfe aus dem Land, um einer Haftstrafe zu entgehen. 2023 kehrte er zurück und wurde umgehend inhaftiert. König Maha Vajiralongkorn reduzierte Thaksins Haftstrafe wegen Korruption schliesslich auf ein Jahr. Im Februar 2024 wurde der Tycoon auf Bewährung vorzeitig aus der Haft entlassen. Erst vor einer Woche war er schliesslich vom Vorwurf der Majestätsbeleidigung freigesprochen worden. Im Falle eines Schuldspruchs hätten ihm bis zu 15 Jahre Haft gedroht. (sda/dpa)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lenggi
29.08.2025 12:47registriert November 2023
In Thailand regieren die Gerichte, und im Hintergrund das Militaer und Koenig. Eine gewaehlte Regierung darf immer nur so lange regieren, wie sie nach den Vorgaben von Armee und Monarchie regiert. Demokratie geht anders
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