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Kasachstan kommt nicht zur Ruhe: Fast 8000 Festnahmen bei Unruhen

Kasachstans Präsident: Ordnung im Land ist wieder hergestellt – 8000 Festnahmen

10.01.2022, 07:3710.01.2022, 13:38
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Bei den beispiellosen Ausschreitungen mit vielen Toten in der Republik Kasachstan in Zentralasien hat es fast 8000 Festnahmen gegeben. Das Innenministerium des Landes sprach am Montagmorgen von 7939 Menschen, die in Gewahrsam gekommen seien. Allein auf zwei Märkten in der von den Unruhen besonders betroffenen Millionenstadt Almaty im Südosten des Landes seien auf zwei Märkten 207 Personen festgenommen worden.

A crane loads a military truck, which was burned during clashes onto the platform in Almaty, Kazakhstan, Sunday, Jan. 9, 2022. Kazakhstan's health ministry says at least 164 people have been kill ...
Ein verbrannter Militär-Laster wird am Sonntag, 9. Januar, im Zentrum Almatys weggebracht.Bild: keystone

Ordnung im Land ist wieder hergestellt

Nach den schweren Unruhen hat sich die Lage in Kasachstan in Zentralasien nach Darstellung des Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew beruhigt. «In Kasachstan ist die vollständige Ordnung wieder hergestellt. Bedrohungen für die Sicherheit des Landes wurden abgewendet», sagte der Staatschef am Montag bei einer Sitzung des von Russland geführten Militärbündnisses OVKS. Der sogenannte Anti-Terror-Einsatz werde bald abgeschlossen.

In this image taken from video released by Kazakhstan's Presidential Press Service, Kazakhstan's President Kassym-Jomart Tokayev speaks during his televised statement to the nation in Nur-Su ...
Kassym-Schomart Tokajew.Bild: keystone

Bei der Video-Schalte der Staats- und Regierungschefs der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) nannte Tokajew die Unruhen einen «Putschversuch». Ziel sei eine Machtergreifung gewesen. Details nannte er zunächst nicht.

Es habe im Vorfeld geplante und abgestimmte Angriffe auf Gebäude von Regionalbehörden, der Strafverfolgungsbehörden und auf Gefängnisse gegeben, sagte Tokajew. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, die Lage sei nicht durch spontane Protestaktionen wegen der Treibstoffpreise verursacht worden, «sondern dadurch, dass zerstörerische Kräfte von aussen die Situation ausgenutzt haben».

Keine Ruhe

An diesem Montag galt in der Ex-Sowjetrepublik eine landesweite Staatstrauer. Alle Flaggen wurden laut der Staatsagentur Kazinform auf halbmast gesetzt. Am Sonntag gab es Verwirrung um die Zahl der Toten, die das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium mit mehr als 160 angegeben hatte. Diese Meldung wurde später ohne Angaben von Gründen gelöscht.

Kasachstan, das an Russland und China grenzt, kommt seit mehr als einer Woche nicht zur Ruhe. Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen in dem öl- und gasreichen Land schlug in Proteste gegen die Staatsführung um. Neben friedlichen Demonstrationen kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen, insbesondere in der Millionenstadt Almaty. Nach jüngsten offiziellen Angaben wurden landesweit mehr als 2000 Menschen verletzt.

Am Montag konnten die Menschen in der Wirtschaftsmetropole Almaty zunächst wieder das Internet nutzen, wie eine Bewohnerin der Deutschen Presse-Agentur in Moskau bestätigte. Über Tage wurde das Internet immer wieder abgeschaltet. So war es schwierig, unabhängige Informationen über die Lage in Kasachstan zu bekommen. (sda/dpa)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
10.01.2022 13:27registriert Juli 2014
"In Kasachstan ist die vollständige Ordnung wieder hergestellt", sagt er. "In Kasachstan ist die vollständige Unterdrückung wieder hergestellt", meint er.
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manuel0263
10.01.2022 12:33registriert Februar 2017
Die Ordnung ist wiederhergestellt...viele Oppositionelle sind eingesperrt. Wie auch in Russland, in der Türkei, in Hongkong etc. ...
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Zwergli_aus_den_Bergen
10.01.2022 08:20registriert August 2021
Ein Staatschef wird nicht mehr von Bevölkerung und eigenen Sicherheitskräften getragen und holt sich russische Truppen ins Land, zwecks «Stabilisierung» oder man kann auch sagen für den «Frieden». Eine Farce, wenn da nicht die Toten, die Gefangenen und all die Zerstörungen wären!!
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