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Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha: Acht Zivilistin getötet

Thai people who fled clashes between Thai and Cambodian soldiers take shelter in Surin province, northeastern Thailand, Thursday, July 24, 2025. (AP Photo/Sunny Chittawil)
Thailand Cambodia
Menschen an der Grenze mussten wegen der Schusswechsel fliehen.Bild: keystone

Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert – acht Zivilisten getötet

Ein erbitterter Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert weiter. In der Grenzregion der beiden Ländern gab es in der Nacht auf Donnerstag (Schweizer Zeit) heftige Schusswechsel.
24.07.2025, 10:15
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Bei den schweren Kämpfen in der Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha sind Polizeiangaben zufolge mindestens acht thailändische Zivilisten getötet worden. Mindestens 13 weitere Menschen seien durch Artilleriefeuer und Raketen an fünf verschiedenen Orten verletzt worden, hiess es in einer Mitteilung der Polizeistation Kantharalak im Nordosten von Thailand.

Auf von der Polizei in sozialen Medien geteilten Bildern war zu sehen, wie von einer Tankstelle dichte schwarze Rauchwolken aufstiegen. Auch ein kleiner Supermarkt und ein Krankenhaus sollen angegriffen worden sein. Thailand hatte kambodschanische Truppen zuvor beschuldigt, Raketen des Typs BM-21 eingesetzt zu haben.

Die PTT-Tankstelle in Ban Phue.
Die PTT-Tankstelle in Ban Phue.bild: x.com

Der erbitterte Grenzstreit zwischen den Nachbarn war am Donnerstagmorgen eskaliert. Während die thailändische Armee betonte, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine Militärbasis in der nordöstlichen Provinz Surin eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben.

Die kambodschanische Zeitung «Phnom Penh Post» sprach von einem «eklatanten Akt militärischer Aggression, der den Frieden und die Stabilität in Südostasien bedroht» und betonte, es handele sich um einen «unprovozierten Angriff auf kambodschanische Truppen.» Die Zeitung «Bangkok Post» berichtete hingegen, kambodschanische Soldaten seien verantwortlich und hätten auch mit Raketenwerfern auf Thailand gezielt.

Worum geht es bei dem Streit?

Seit der Kolonialzeit schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Es geht dabei vor allem um den Tempel Prasat Preah Vihear aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. Das Weltkulturerbe sowie das umliegende Gebiet werden von beiden Ländern beansprucht.

Thailand soll derweil als Reaktion auf die morgendlichen Gefechte Kampfjets gegen kambodschanische Militärziele entlang der Grenze eingesetzt haben. Dabei sollen nach Angaben des örtlichen Militärkommandos zwei kambodschanische regionale Militärhauptquartiere getroffen worden sein. Eine Bestätigung aus Kambodscha gab es zunächst nicht.

In this Sunday, July, 2025, photo released by the Royal Thai Army, Thai soldiers inspect a border area in Ubon Ratchathani
Thailändische Truppen nahe der Grenze mit Minensuchgeräten.Bild: keystone

Bevölkerung sucht Schutz in Bunkern

Thailands Armee teilte mit, es habe sich zuvor um «gewalttätige und unmenschliche Taten der kambodschanischen Seite» gehandelt, die Raketen des Typs BM-21 auf ein Gemeindegebiet abgefeuert hätten. Dabei habe es drei Verletzte gegeben.

Berichten zufolge sollen sich Menschen in der Region teilweise in Bunkern in Sicherheit gebracht haben, nachdem lautes Artilleriefeuer zu hören gewesen sei. Auf im Internet verbreiteten Videos waren Explosionen zu sehen und laute Schussgeräusche zu hören. Laut der Zeitung «Khaosod» soll es zu Vorfällen an sechs verschiedenen Orten gekommen sein. Einer ereignete sich demnach nahe der Ruinen des bekannten Khmer-Tempels Prasat Ta Muen Thom, weitere an anderen Schlüsselpunkten des Konflikts.

Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet schrieb auf Facebook: «Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl, als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu reagieren.»

Erst kurz zuvor hatten beide Länder erklärt, ihre diplomatischen Beziehungen herabzustufen. Thailand rief seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies gleichzeitig den kambodschanischen Botschafter aus. Thailands Botschaft in Kambodscha empfahl thailändischen Staatsangehörigen, die sich dauerhaft oder vorübergehend in Kambodscha aufhalten und deren Aufenthalt nicht zwingend erforderlich ist, das Land so schnell wie möglich zu verlassen – «soweit dies sicher möglich ist».

Landminen explodiert

Zuletzt war der Disput eskaliert, nachdem es bereits Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden. Ende Juni hatte Thailand die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen.

Erst am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt worden. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben. (pre/sda)

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
24.07.2025 08:29registriert Januar 2024
Die Frage ist doch, was Hun Sen genau damit erreichen will. Militärisch hat Kambodscha den Thai nichts entgegenzusetzen. Dass Kamboscha's BIP nahezu zur Hälfte aus Einnahmen von Casinos und "Call Centern" besteht und durch policy changes der Thai nun gefährdet ist kann nicht der alleinige Grund sein. Auch wird Hun Sen ohne allfällige Unterstützungsversprechen durch China kaum so übermütig geworden sein einen offenen Konflikt mit den Thais anzuzetteln. Mal sehen ob bald chinesiche "Friedenstruppen" in der Grenzregion stationiert werden, erstaunen würde es keinen.
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Richie Sisaket
24.07.2025 06:47registriert Mai 2024
Diverse Explosionen in der Grenzregion. In Surin sind die ersten zivilen Toten zu beklagen. Ich hoffe die drehen nicht durch.
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kangfuzius
24.07.2025 07:55registriert Dezember 2022
Hauptstreitpunkt sind Tempelanlagen wie Preah Vihear, Ta Moan und Ta Krabei. 1962 sprach der Internationale Gerichtshof Preah Vihear und angrenzendes Land eindeutig Kambodscha zu, 2013 wurde dies bestätigt. Strittig bleibt jedoch ein etwa 4.5km² grosses Gebiet rund um Ta Moan und Ta Krabei, das in alten Karten unterschiedlich verzeichnet ist. Kambodscha kontrolliert die meisten Tempel, Thailand hält Teile der umliegenden Höhenzüge und Dörfer, was leider regelmässig zu Spannungen führt.
Hoffe mal dass das nicht ausartet
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