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Syrien

Suweida: Syrische Soldaten sollen Massaker in Spital verübt haben

KEYPIX - Morgue workers place the bodies of unidentified people killed during clashes between Bedouin clans and Druze militias, into plastic bags outside the National Hospital in Sweida, Syria, Monday ...
Bei dem Krankenhaus in Suwaida wurden Dutzende Leichen gefunden.Bild: keystone

«Patienten in Betten erschossen»: Syrische Soldaten sollen Massaker in Spital verübt haben

Bei den Kämpfen in Syrien vor wenigen Tagen kam es zu einem Massaker in einem Spital in Suweida. Die syrische Regierung beschuldigte militante Banden – doch ein BBC-Bericht rückt nun auch die reguläre syrische Armee ins Zwielicht.
23.07.2025, 08:1323.07.2025, 08:17
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Die syrischen Regierungstruppen werden beschuldigt, massgeblich an dem Massaker im Nationalkrankenhaus in Suweida beteiligt gewesen zu sein. Das berichtet ein BBC-Journalist, der vor Ort war. Zahlreiche Mitarbeiter des Spitals sagten ihm gegenüber, dass Patienten direkt auf den Stationen getötet wurden – und dass die Gewalt von Angehörigen der regulären syrischen Armee verübt wurde.

Wissam Massoud, ein Neurochirurg im Krankenhaus, sagte:

«Es war ein Massaker. Die Soldaten kamen hierher und sagten, sie wollten Frieden bringen, doch sie töteten Dutzende von Patienten, von ganz Jungen bis ganz Alten.»

Auf einem Video, das der Arzt dem Journalisten geschickt hatte, ist zu sehen, wie eine Frau durch das Spital führt. Dutzende Tote liegen blutverschmiert und in ihre Bettlaken eingewickelt am Boden. Die Aufnahme soll direkt nach der Razzia im Spital entstanden sein.

Alle Spitalmitarbeitenden, Ärzte, Pflegepersonal und Freiwillige würden dasselbe berichten: Dass syrische Regierungstruppen das Krankenhaus gestürmt und es aktiv auf Angehörige der drusischen Minderheit abgesehen hätten. Ein Mann, der als Freiwilliger im Spital arbeitete, sagte:

«Sie drangen ins Krankenhaus ein. Sie begannen, alle zu erschiessen. Sie erschossen die Patienten im Schlaf in ihren Betten.»

Vor etwas mehr als einer Woche brachen bei Suweida, einer mehrheitlich von der Minderheit der Drusen besiedelten Region in Syrien, Kämpfe zwischen islamistischen Beduinenstämmen, drusischen Milizen und syrischen Regierungstruppen aus. In der Folge intervenierte auch die israelische Armee. Diese steht auf Seite der Drusen, da Teile der Bevölkerungsgruppe auch in Israel leben und dort gut integriert sind.

Seit Montagmorgen hat sich die Lage ein wenig beruhigt, nachdem syrische Regierungstruppen die Stadt umstellt hatten und dies von Israel gebilligt wurde. Dennoch ist Situation weiter höchst angespannt, ein neuerlicher Gewaltausbruch nicht auszuschliessen.

Die syrische Übergangsregierung von Interimspräsident Ahmed al-Scharaa hat in einer Stellungnahme erklärt, dass man Berichte über «schockierende Verstösse» durch Personen in Militäruniformen erhalten habe. Sämtliche Vorwürfe sollen umfassend untersucht werden.

Alle Seiten beschuldigen sich gegenseitig, in Suweida Gräueltaten begangen zu haben. Weiter ist unklar, wie viele Menschen bei den Kämpfen ums Leben kamen. Die Schätzungen variieren, teils ist die Rede von 100 bis 400 Toten, doch es gibt Befürchtungen, dass die tatsächliche Zahl weit höher ist. (con)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
23.07.2025 09:28registriert Januar 2024
Das Problem hier ist, die reguläre Syrische Armee der aktuellen Regierung besteht aus militanten Banden. Es sind die ehem. islamistischen Banden, welche gegen Assad, gegen die Kurden und auch gegen die FSA gekämpft haben und kaum besser als der IS sind/waren. Das islamistische und extreme Gedankengut und die Verachtung ggü religiösen und ethnischen Minderheiten im Land sind noch exakt dieselben, wie während des Krieges. Zu glauben, dass die mit einem Regierungs- und Uniformenwechsel dann plötzlich ihre Einstellung ändern und ihrem Hass abschwören ist schlicht aus Hoffnung geborene Naivität.
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käptn neemo
23.07.2025 09:22registriert Dezember 2024
Verstehe nicht ganz wie eine Baerbock zu dem Putschführer gehen konnte und mit dem Gespräche halten konnte. Sorry, aber hier mal wieder das beste Beispiel, Minderheiten müssen stark bewaffnet sein, damit sie sich in ihren Clans selber schützen können. Stichwort Drusen und Kurden um nur zwei mit Legitimen Interessen zu nennen. Als drittes Beispiel kommen dann die Alawiten, al Assad war alawite, als er geflohen ist, ist das Syrische Militär (vorwiegend Alawiten) auch gleich mitkollabiert und in die Heimatgeflüchtet um diese zu schützen. Also auch dieses Beispiel steht korrekt.
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Amarillo
23.07.2025 11:03registriert Mai 2020
Man kann noch so sehr um den heissen Brei herum reden: Ob nun "syrische Armee" oder "Beduinen" oder "militante Banden" - es handelt sich in allen Fällen um islamistische Fanatiker, welche die Gelegenheit nutzen, mit Andersgläubigen abzurechnen. Die Einen versuchen, den Drusen irgendwie zu helfen bzw. diese zu schützen, die Anderen verurteilen routiniert jede Gewalt, üben sich im Korrektsprech, und fordern die Erstgenannten auf, zu deeskalieren. Die meisten Opfer kann man leider nicht mehr fragen, was ihnen mehr geholfen hätte...
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