Die syrischen Regierungstruppen werden beschuldigt, massgeblich an dem Massaker im Nationalkrankenhaus in Suweida beteiligt gewesen zu sein. Das berichtet ein BBC-Journalist, der vor Ort war. Zahlreiche Mitarbeiter des Spitals sagten ihm gegenüber, dass Patienten direkt auf den Stationen getötet wurden – und dass die Gewalt von Angehörigen der regulären syrischen Armee verübt wurde.
Wissam Massoud, ein Neurochirurg im Krankenhaus, sagte:
Auf einem Video, das der Arzt dem Journalisten geschickt hatte, ist zu sehen, wie eine Frau durch das Spital führt. Dutzende Tote liegen blutverschmiert und in ihre Bettlaken eingewickelt am Boden. Die Aufnahme soll direkt nach der Razzia im Spital entstanden sein.
Alle Spitalmitarbeitenden, Ärzte, Pflegepersonal und Freiwillige würden dasselbe berichten: Dass syrische Regierungstruppen das Krankenhaus gestürmt und es aktiv auf Angehörige der drusischen Minderheit abgesehen hätten. Ein Mann, der als Freiwilliger im Spital arbeitete, sagte:
Vor etwas mehr als einer Woche brachen bei Suweida, einer mehrheitlich von der Minderheit der Drusen besiedelten Region in Syrien, Kämpfe zwischen islamistischen Beduinenstämmen, drusischen Milizen und syrischen Regierungstruppen aus. In der Folge intervenierte auch die israelische Armee. Diese steht auf Seite der Drusen, da Teile der Bevölkerungsgruppe auch in Israel leben und dort gut integriert sind.
Seit Montagmorgen hat sich die Lage ein wenig beruhigt, nachdem syrische Regierungstruppen die Stadt umstellt hatten und dies von Israel gebilligt wurde. Dennoch ist Situation weiter höchst angespannt, ein neuerlicher Gewaltausbruch nicht auszuschliessen.
Die syrische Übergangsregierung von Interimspräsident Ahmed al-Scharaa hat in einer Stellungnahme erklärt, dass man Berichte über «schockierende Verstösse» durch Personen in Militäruniformen erhalten habe. Sämtliche Vorwürfe sollen umfassend untersucht werden.
Alle Seiten beschuldigen sich gegenseitig, in Suweida Gräueltaten begangen zu haben. Weiter ist unklar, wie viele Menschen bei den Kämpfen ums Leben kamen. Die Schätzungen variieren, teils ist die Rede von 100 bis 400 Toten, doch es gibt Befürchtungen, dass die tatsächliche Zahl weit höher ist. (con)