Der belarussische Künstler und Regimekritiker Ales Puschkin ist unter ungeklärten Umständen im Gefängnis gestorben. Das teilten Puschkins Ehefrau auf Facebook sowie die belarussische Menschenrechtsorganisation «Wjasna» am Dienstag mit. Demnach starb der 57-jährige Künstler in der Haftanstalt der belarussischen Stadt Grodno. Es habe zuvor noch Versuche gegeben, ihn wiederzubeleben.
Puschkin hatte seit rund 20 Jahren mit spektakulären Kunstaktionen die Gewalt der Regierung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko angeprangert. 1999 kippte er nach Angaben des unabhängigen Internetportals Mediazona einen Karren mit Mist vor dem Amtssitz von Lukaschenko aus. Dafür wurde er zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
In 1999, Ales Pushkin held his most famous performance called "Pus for the president". He overturned a cart with manure in front of the Lukashenka administration. For this performance, the artist was sentenced to two years of probation. pic.twitter.com/RZeAGh7TUE
— Hanna Liubakova (@HannaLiubakova) July 11, 2023
Puschkin war 2021 festgenommen und 2022 zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Der Vorwurf in dem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit lautete Missbrauch von Staatssymbolen und Aufstachelung zum Hass. Für Aufsehen hatte Puschkin nach Angaben von «Wjasna» bei der Verkündung des Urteils gesorgt, als er sich auszog und Schnitte in Form eines Kreuzes auf seinem Bauch zeigte. Diese habe er sich während der Untersuchungshaft zugefügt.
Puschkin verbüsste nach Angaben der Menschenrechtsaktivisten nach dem Urteil eine mehrmonatige Lagerhaft und wurde in Einzelhaft verlegt, bevor er Ende 2022 in das Gefängnis in Grodno überführt wurde.
In seinem Heimatdorf hatte Puschkin zudem in einer Kirche Lukaschenko vor dem Gericht Gottes ins Bild gesetzt, wie der Kultursender 3sat in einer Dokumentation über die Protestbewegung in Belarus berichtete. Auf Puschkins Instagram-Kanal sind Protestaktionen des Künstlers zu sehen. (sda/dpa)