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Sabotage in Belarus: «Wir haben uns für Kamikazedrohnen entschieden»

Video: twitter/Hajun_BY

Belarus-Partisan nach Angriff auf Russen-Jet: «Haben uns für Kamikazedrohnen entschieden»

Hinter dem Angriff auf ein russisches Aufklärungsflugzeug in Belarus stecken offenbar Partisanen. Jetzt spricht einer der mutmasslichen Drahtzieher.
02.03.2023, 13:5602.03.2023, 15:44
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Ein Artikel von
t-online
russisches Spionageflugzeug von Partisanen beschädigt
Russisches Aufklärungsflugzeug vom Typ A-50 auf dem Flugplatz Matschulischtschy in Belarus: «Wir werden sehen, ob es irgendwann noch mal abhebt oder nicht.»bild: twitter/@Hajun_BY

Schon bei der Verteidigung von Kiew zu Beginn des russischen Angriffskrieges spielten belarussische Partisanen eine wichtige Rolle. Während des «Schienenkrieges» im Frühjahr 2022 sabotierten Gegner des Lukaschenko-Regimes wichtige Bahnstrecken im Land und verhinderten so die Eroberung der ukrainischen Hauptstadt durch Putins Truppen, die von Belarus aus in die Ukraine einfielen. Auch der jüngste Anschlag auf ein russisches Spezialflugzeug in Belarus geht offenbar auf das Konto von Untergrundkämpfern.

«Wir haben uns für Kamikazedrohnen entschieden. Es gab zwei Explosionen, bei denen der vordere Teil des Flugzeugs und der mittlere Teil des tellerförmigen Radars schwer beschädigt wurden», sagte der belarussische Oppositionelle Aliaksandr Azarau jetzt n-tv. Seine in Warschau ansässige Organisation BYPOL habe den Schlag gegen die Maschine vom Typ Berijew A-50 gemeinsam mit Partisanen in Belarus vorbereitet, so Azarau. «Diese Maschine ist einzigartig und sehr teuer, sie kostet rund 330 Millionen US-Dollar. Wegen der Sanktionen ist es nahezu unmöglich, sie wieder instand zu setzen.»

«Die A-50 ist eine Art fliegendes Hauptquartier»

Tatsächlich hatten belarussische Ermittler Steuerungsausrüstung für Drohnen nahe dem Flugplatz Matschulischtschy entdeckt, wo die A-50 stationiert ist. Die Angreifer sollen Belarus inzwischen verlassen haben. Nach Angaben Azaraus ist die Maschine ausser Betrieb und wird nicht wieder fliegen können – klar ist das aber nicht. Auf Satellitenbildern von Dienstag sind zwar Schäden an der Maschine zu erkennen; wie erheblich die Schäden sind, lässt sich darauf allerdings nicht erkennen:

In diesem am Mittwoch vom belarussischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Video scheint die Maschine weitgehend intakt – aufgenommen wurde es allerdings bei Dunkelheit:

Video: twitter/Hajun_BY

«Wir werden sehen, ob es irgendwann noch mal abhebt oder nicht. Wir werden beobachten, was mit ihm geschehen wird, wohin es gebracht wird», sagt Aliaksandr Azarau. Der Schaden für die russische Kriegsführung könnte enorm sein, sollte sich seine Einschätzung bewahrheiten: «Die A-50 ist eine Art fliegendes Hauptquartier», erklärt Azarau. «Dieses Flugzeug überwachte das Territorium der Ukraine und der EU-Länder und übertrug Koordinaten der potenziellen Ziele an Kampfjets, die dann diese Ziele angriffen.»

Azarau zufolge hat Russland nur vier solcher Maschinen, andere Quellen wie das britische Verteidigungsministerium sprechen von sechs einsatzfähigen russischen A-50 inklusive der nun beschädigten. Den Partisanen zufolge hat Russland jetzt Spezialtechnik nach Belarus geschickt, um die getroffene A-50 auseinanderzubauen. «Es gibt auch Informationen, wonach andere russische Flugzeuge, die in Belarus stationiert sind, das Land verlassen haben und auf russische Flugplätze verlegt wurden», sagt Azarau.

Seine Organisation BYPOL hatte sich nach dem Wahlbetrug des Lukaschenko-Regimes 2020 und der anschliessenden Niederschlagung der Proteste in Belarus gegründet. Ziel ist der Sturz der von Russland gestützten Regierung in Minsk. «Lukaschenko ist ein Verbrecher, und jeder Belarusse hat laut Verfassung das Recht, ein Verbrechen, dessen Zeuge er geworden ist, zu stoppen», erklärt Aliaksandr Azarau. «Ausserdem befinden sich in unserem Land russische Soldaten, die unser Territorium für Angriffe auf die Ukraine benutzen. Wir sind keine Verbündeten Russlands. Wir stehen auf der Seite der Ukraine. Russland hat die Ukraine überfallen und deswegen helfen wir ihr, wie die ganze zivilisierte Welt.»

(t-online/cpf)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Martin Baumgartner
02.03.2023 14:35registriert Juni 2022
Respekt den Mitgliedern der BYPOL! Sie riskieren ihr Leben für ein freies Weissrussland.
Vielleicht bleibt Alexander Lukaschenko besser gleich in China oder sonst wo der Pfeffer wächst. Denn jetzt bekommt er und sein Gebieter ihre eigenen Methoden zu spüren.
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stormcloud
02.03.2023 14:57registriert Juni 2021
Mutige Leute. Sie haben meinen Respekt!
Ich wünsche Belarus endlich die Freiheit ohne Lukaschenko und Putins' schlechtem Einfluss..
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Sarkasmusy
02.03.2023 15:18registriert Dezember 2020
👍 Nur weiter so! Viel Glück!
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