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Bewaffneter mit Geisel auf Hamburger Flughafen – das wissen wir

epa10958706 Police secures a driveway at the airport in Hamburg, Germany, 04 November 2023, after an armed man broke through security and entered the grounds of the airport. Police assumes a 'sta ...
Einsatzkräfte riegeln eine Zufahrtsstrasse am Flughafen Hamburg ab, 4. November 2023.Bild: keystone

Bewaffneter hält Tochter als Geisel auf Hamburger Flughafen – das wissen wir

04.11.2023, 21:4805.11.2023, 10:49
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Update 8 Uhr
Der Flughafen Hamburg teilte um 8 Uhr morgens mit: «Die Lage am Airport ist unverändert, der Polizei-Einsatz dauert weiter an. Der Flugbetrieb bleibt bis auf Weiteres eingestellt. Die Polizei bittet alle Passagiere und Abholende, NICHT zum Flughafen zu kommen. Die Zufahrten sind weiträumig abgesperrt.»

Was ist passiert?

Dramatische Szenen am Hamburger Flughafen: Ein bewaffneter Mann durchbricht nach Angaben der Bundespolizei am Samstagabend gegen 20.00 Uhr mit einem Auto ein Tor, fährt auf das Vorfeld des Airports, schiesst in die Luft und wirft «eine Art Molotowcocktails» aus dem Wagen. Der Mann hat seine vierjährige Tochter mit im Auto – vorausgegangen war laut Polizei offenbar ein Sorgerechtsstreit mit der Mutter.

Der Flughafen wird sofort weiträumig gesperrt, die beiden Terminals werden geräumt. Alle Passagiere in den Flugzeugen werden aus den Maschinen geholt und in einem nahe gelegenen Flughafenhotel untergebracht. Insgesamt 3200 Passagiere seien betroffen gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend.

Wer ist der Täter?

Die Hamburger Polizei verhandelte die ganze Nacht mit dem Mann. «Wir haben eben guten Kontakt zu dem Täter zu bekommen», sagte eine Polizeisprecherin am späten Abend. Mit dem vermutlich 35-jährigen Mann werde auf Türkisch verhandelt.

«Wir setzen hier auf eine Verhandlungslösung», sagte sie der Deutschen-Presse-Agentur. Dass sich die Gespräche so lange hinzogen, bewertete sie positiv: «Das ist ein absolut gutes Zeichen», betonte sie. «Er ist uns zugewandt. Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv.» Bis 5 Uhr morgens gab es noch keinen Durchbruch.

Was ist der Hintergrund der Tat?

Die Ehefrau des Mannes, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich zuvor wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet, wie der Sprecher der Bundespolizei sagte. «Wir gehen derzeit davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund des Einsatzes ist», twitterte die Hamburger Polizei kurz vor Mitternacht. Eine Sprecherin der Polizei sagte am Morgen, die Mutter sei mittlerweile in Hamburg in der Nähe des Flughafens.

Man gehe davon aus, dass der Vater der Mutter das Kind «weggenommen» und möglicherweise unter Gewalteinwirkung ins Auto gesetzt habe, bevor er nach Hamburg und dort auf das Rollfeld des Flughafens fuhr, sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.

Gab es Verletzte?

Nein, die Polizei hatte kurz vor Mitternacht keine Erkenntnisse, dass jemand verletzt worden ist. Das gelte auch für den Täter und das Kind, das er bei sich habe. «Uns ist im Moment nicht bekannt, dass jemand verletzt ist», teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit.

Die Polizei sah zu dem Zeitpunkt auch keine akute Gefährdung von Dritten mehr. Das Flugzeug der Turkish Airlines, unter dem der Mann sein Auto abgestellt hatte, wurde geräumt, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es gebe keine Gefährdung Unbeteiligter mehr.

Wann öffnet der Flughafen wieder?

Das ist noch unklar. Am frühen Sonntag gab der Flughafen bekannt, dass der Flugbetrieb wegen der Geiselnahme auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe. «Es kommt zu Flugstreichungen und Verzögerungen über den gesamten Tag», teilte der Flughafen weiter mit. Die Polizei bitte, dass Fluggäste vorerst nicht zum Flughafen anreisen.

Die Airport-Sprecherin sagte, von der offiziellen Sperre des Flughafens um 20.24 Uhr bis Betriebsschluss um 23.00 Uhr wären normalerweise sechs Starts und 21 Landungen erwartet worden. Für den Sonntag waren ursprünglich insgesamt 286 Flüge mit rund 34'500 Passagieren geplant.

Warum war zuerst die Rede von Amok?

«Beängstigend», «gruselig» – so schildern Passagiere, die aus ihren Maschinen geholt wurden, ihre Eindrücke. Eine junge Frau, die am Samstagabend nach Mallorca fliegen wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: Sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen. Tatsächlich hatte der bewaffnete Mann bei seiner Fahrt auf dem Flughafen heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten.

Eine andere Frau, die ebenfalls nach Mallorca fliegen wollte, sagte, sie habe nur ihre Handtasche mitnehmen dürfen, als das Flugzeug geräumt wurde. Alle hätten sich dabei ruhig verhalten, aber es sei auch beängstigend gewesen, weil man nicht wusste, was los war.

Eine Passagierin schilderte, dass sie beim Einsteigen gesehen habe, dass es auf dem Vorfeld brannte. Zwei Minuten vor dem geplanten Start sei dann die Durchsage gekommen: «Verlassen Sie bitte ruhig das Flugzeug». Dann hiess es plötzlich, alle sollten sich jetzt beeilen.

Schon zuvor Sicherheitsvorfälle

Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg.

Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Der Flugbetrieb musste für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Tausende Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern, waren betroffen. Damals hatte es Forderungen nach einer Verstärkung der Sicherheit gegeben. (jaw/sda/dpa)

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