In der Thurgauer Gemeinde Wigoltingen steigt am Freitag eine 1.-August-Feier. Diese sorgt schon im Vorfeld für Diskussionen, wie das «Thurgauer Tagblatt» schreibt. Grund dafür ist ein Satz, der auf der offiziellen Einladung steht: «Auf Sie warten eine spannende Festrede von Dr. Markus Krall».
Bei Krall handelt es sich um eine umstrittene Persönlichkeit. Der gebürtige Deutsche ist Autor und Volkswirtschaftler, laut der «NZZ» aber auch einer der «Wortführer der rechtslibertären Szene». Laut deutschen Medienberichten pflegt er Kontakte in der Reichsbürger-Szene und bezweifelt den Klimawandel sowie die Coronapandemie. Seit 2024 lebt er im Kanton Thurgau – gemäss eigenen Angaben, weil er vom deutschen Staat wenig hält. Seinen genauen Wohnort verrät er nicht, aus Angst vor einem Angriff der Antifa, wie er selbst sagt.
Nun darf er zum 1. August eine Rede in Wigoltingen halten. Eingeladen hat ihn der Gemeinderat von Wigoltingen, Karl Zwick. Auf Anfrage des «Thurgauer Tagblatt» sagt dieser, er habe von der Gemeinde den Auftrag erhalten, einen Redner zu organisieren. Er habe sich gefragt, wer bei dieser Gelegenheit zum Nachdenken anregen und gleichzeitig unterhalten würde. Da er Markus Krall persönlich verfolge, habe er gefunden, dass dieser die Kriterien hervorragend erfülle.
Marina Bruggmann, Präsidentin der Thurgauer SP, findet Kralls Auftritt am Schweizer Nationalfeiertag «ein absolutes No-go». Sie findet, eine Bundesfeier müsse für demokratische Werte stehen und habe somit keinen Platz für Redner, die diese infrage stellen.
Sie habe nicht gegen kritische Redner einzuwenden, so Bruggmann, doch Bundesfeiern seien Bekenntnisse zur demokratischen Ordnung in der Schweiz. Da jemanden einzuladen, der dem Staat gegenüber kritisch und ablehnend sei, untergrabe die Glaubwürdigkeit des Anlasses und setzte ein falsches Zeichen, sagt sie dem «Thurgauer Tagblatt».
Der parteilose Wigoltinger Gemeinderat Karl Zwick sagt, er verstehe den Widerstand der SP-Präsidentin nicht. Er findet, der 1. August sei genau der richtige Moment, um über die Macht des Staates zu reflektieren. Und Markus Krall somit der perfekte Redner, da er die Schweiz von aussen und von innen kenne. Zur Kritik zu Kralls Person findet Zwick: «Im Internet steht viel über Leute, die sich zu schwierigen Themen äussern». Er findet, man solle sich anhören, was Krall sagt, anstatt alles zu glauben, was auf Wikipedia stehe.
Der Gemeinderat bestätigt auf Anfrage der «Thurgauer Zeitung» aber, dass sich auch Bürger der Gemeinde Wigoltingen beschwert hätten. Trotzdem sehe er keinen Grund, die Wahl des Redners zu überdenken. Gemeinderat Zwick beruft sich dabei auf die freie Meinungsäusserung. Im Gemeinderat habe zudem niemand Bedenken geäussert.
Angst vor Ausschreitungen habe der Gemeinderat keine. Aber Respekt vor Störaktionen sei durchaus da. Etwa solche, wie zuletzt beim ARD-Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel passiert sind.
Auf Anfrage des «Thurgauer Tagblatt» sagt Krall, dass er von der Anfrage der Thurgauer Gemeinde angenehm überrascht gewesen sei. An der Feier wolle er über den freiheitlichen Gründungsmythos der Schweiz und den Kontrast zu Deutschland sprechen. Er glaubt, so eine zusätzliche Perspektive anbieten zu können.
Staatsfeindlich sei er nicht eingestellt. Krall sagt selbst, er sei als überzeugter Anhänger des Libertarismus staatskritisch. Er plädiert für möglichst viel Macht für das Individuum und die Gemeinden. Krall bestätigt gegenüber dem «Thurgauer Tagblatt», dass er den Klimawandel «aus wissenschaftlichen Gründen» für falsch halte. Bezüglich der Coronapandemie fordert er Aufklärung, da die Regierung das Volk wissentlich belogen habe. Eine Nähe zu Reichsbürgern bezeichnet er als «bösartige Erfindung der Linkspresse in Deutschland». (nib)
Die Beweise für seine nicht beweisbare Haltung nimmt er dann bestimmt mit. ;)