UNO wirft Brasilien Folter in Gefängnissen vor
Der UNO-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Méndez, hat Brasilien vorgeworfen, in Strafvollzugsanstalten systematisch Folter anzuwenden. Méndez kritisiert eine Kultur der Straflosigkeit im Justizsystem.
«Wir haben viele glaubwürdige Zeugenaussagen von Menschen erhalten, die in der ersten Phase ihrer Inhaftierung unter Einsatz von Zwang oder gar unter Folter befragt wurden», sagte Juan Méndez am Freitag bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Brasília. Die Vielzahl der Fälle führe zu dem Schluss, dass es sich um ein «strukturelles» Problem handle, sagte der UNO-Berichterstatter.
Méndez hatte knapp zwei Wochen lang in fünf Bundesstaaten unangekündigt Gefängnisse, Polizeiwachen, Jugendhaftanstalten und psychiatrische Spitäler inspiziert. Zeugen hätten ihm dabei von Schlägen und Elektroschocks berichtet, sagte er. Auch sei ihr Kopf unter Wasser gedrückt worden.
«Die Fälle sind selten Gegenstand von Ermittlungen oder Anzeigen und noch seltener werden sie bestraft. Dies weist auf ein hohes Mass an Straflosigkeit hin», sagte Méndez. Mit mehr als 600'000 Häftlingen liegt Brasilien weltweit auf dem vierten Platz bei der Zahl der Gefangenen. (sda/afp)


