International
Brasilien

Bolsonaro beschimpft Ex-Justizminister – weil dieser gegen ihn aussagt

Bolsonaro beschimpft Ex-Justizminister als «Judas» – weil dieser gegen ihn aussagt

03.05.2020, 08:51
Mehr «International»
Brazil's President Jair Bolsonaro speaks to his Justice Minister Sergio Moro during a presidential decree signing ceremony that proposes to make it easier for authorities to sell goods seized fro ...
Da hatten es die beiden noch besser: Präsident Bolsonaro (l.) und Ex-Justizminister Sergio Moro.Bild: AP/AP

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat seinen ehemaligen Justizminister Sergio Moro öffentlich als «Judas» bezeichnet. «Der Judas, der heute aussagen wird, hat eingegriffen, damit nicht ermittelt wird?»

Dies schrieb der Rechtspopulist am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. Er spielte damit auf den Messerangriff gegen seine Person im Wahlkampf 2018 an, für den die Bundespolizei einen Einzeltäter ausgemacht hatte.

Als Bolsonaro kurz nach seiner Wahl im Oktober 2018 den prominenten Untersuchungsrichter Moro in sein Kabinett holte, galt dies noch als Coup. Moro hatte die Ermittlungen zu dem grössten Korruptionsskandal Lateinamerikas («Lava Jato») massgeblich vorangetrieben. Im Jahr 2017 verurteilte er den linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, der in den Umfragen führte, in erster Instanz wegen Bestechlichkeit zu einer Freiheitsstrafe und machte damit den Weg für Bolsonaro frei.

Belasten von Söhnen

Inzwischen sind die Fronten zwischen den ehemals Verbündeten verhärtet. Moro sagte vor der Bundespolizei in Curitiba ab Samstagnachmittag (Ortszeit) acht Stunden lang zu seinen Vorwürfen gegen Bolsonaro aus. Der Minister hatte vor knapp einer Woche seinen Rücktritt erklärt, weil Bolsonaro den Chef der Bundespolizei und Vertrauten Moros, entlassen hatte.

Moro warf Bolsonaro vor, illegal Einfluss auf die Bundespolizei nehmen zu wollen. Deren Untersuchungen könnten zwei politisch aktive Söhne Bolsonaros belasten. Ein Richter am Obersten Gericht genehmigte darauf Ermittlungen gegen Bolsonaro, die theoretisch zu einem Amtsenthebungsverfahren führen könnten.

Er hatte die Frist, in der Moro aussagen musste, zunächst auf 60 Tage angesetzt, verkürzte sie aber auf Antrag der Opposition auf fünf Tage. Unterstützer beider Seiten hatten sich seit dem Morgen vor dem Gebäude der Bundespolizei versammelt. Zwischen den beiden Gruppen kam es mehrfach zu Handgemengen, die Polizei griff ein. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
12 Zitate, die eigentlich alles über Brasiliens neuen Präsidenten Bolsonaro sagen
1 / 14
12 Zitate, die eigentlich alles über Brasiliens neuen Präsidenten Bolsonaro sagen
«Wenn diese Leute hier bleiben wollen, müssen sie sich unserem Recht unterwerfen. Oder sie verlassen das Land oder gehen ins Gefängnis. Diese roten Typen werden aus unserem Vaterland verbannt.»
quelle: ap/ap / silvia izquierdo
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Brasiliens indigene Völker kämpfen um ihren Lebensraum
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mãozinha
03.05.2020 16:17registriert April 2020
Armes Brasilien!
Das hat dieses Volk nicht verdient.
Bolsonaro beschimpft Ex-Justizminister als «Judas» – weil dieser gegen ihn aussagt
Armes Brasilien!
Das hat dieses Volk nicht verdient.
1106
Melden
Zum Kommentar
avatar
Saraina
03.05.2020 10:33registriert August 2016
Wenn man ein Land wie eine Gang führt...
1025
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
03.05.2020 12:38registriert März 2019
Ein Präsident wie aus dem Bilderbuch.

Läßt den Regenwald abholzen wie nur was. Unsere Ressource, geht die Welt nix an!
Indigene gehören seiner Ansicht auch weg. Schluß mit dem Reservat-Unfug? Unser Kapital braucht diesen Boden, um zu wachsen!
Wenn Schlackelawinen von Bergbauunternehmen Todesopfer fordern: Pech gehabt, wer dort arbeiten und leben muß! Wir haben ja genug Bevölkerung!
Wenn das Coronavirus wütet: Macht nix, es bleiben immer noch genug übrig!
10010
Melden
Zum Kommentar
16
Die russische Wirtschaft brummt – aber nicht mehr lange, sagen Experten
Russlands Wirtschaft konnte im Jahr 2023 um 3,6 Prozent wachsen. Prognosen zufolge soll es auch in diesem Jahr ein Wachstum von über 3 Prozent geben. Läuft die russische (Kriegs-)Wirtschaft wirklich so gut? Und wenn ja, wie lange noch? Das sagen Experten dazu.

In den zwei Jahren nach dem Einmarsch von Wladimir Putin in die Ukraine hat die russische Wirtschaft wiederholt den Unkenrufen getrotzt. Ein finanzieller Zusammenbruch, der im Frühjahr 2022 allgemein vorausgesagt wurde, ist bisher nicht eingetreten.

Zur Story