Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in vier Gefängnissen im Norden Brasiliens sind binnen zwei Tagen mindestens 55 Häftlinge getötet worden. Am Montag seien mindestens 40 Leichen entdeckt worden, teilten die Behörden im Bundesstaat Amazonas mit.
Zuvor hatten sie die Zahl mit 42 angegeben. Die Leichen wiesen «Anzeichen eines Erstickungstodes» auf. Weitere Details gab es zunächst nicht.
In einer der Haftanstalten, im Anísio-Jobim-Gefängnis nahe der Stadt Manaus, waren bereits am Sonntag 15 Insassen getötet worden, einige von ihnen wurden erwürgt. Die Gefängnisbehörden berichteten von Kämpfen, die ausgebrochen waren. Bei einem Aufstand in demselben Gefängnis waren im Januar 2017 insgesamt 56 Menschen getötet worden.
Mindestens 25 Menschen starben am Montag nach Behördenangaben im Antonio Trindade Gefängnis nahe Manaus. Die Haftanstalten befinden sich im Bundesstaat Amazonas.
Durch rasches Eingreifen der Militärpolizei seien «fast 200 mögliche Opfer» verhindert worden, teilte die Strafvollzugsbehörde mit. Die Regierung des Präsidenten Jair Bolsonaro habe zusätzliche Sicherheitskräfte nach Manaus entsandt, erklärte am Montag der Gouverneur von Amazonas, Wilson Lima, nach einem Treffen mit Justizminister Sérgio Moro.
Brasilien hat weltweit die drittgrösste Gefangenenpopulation der Welt. Im Juni 2016 sassen in den Gefängnissen Brasiliens 726'712 Häftlinge ein - ungefähr doppelt so viele, wie es Haftplätze gab.In den überfüllten Haftanstalten gibt es immer wieder tödliche Auseinandersetzungen, Meutereien und Ausbruchsversuche. Oft werden Haftanstalten faktisch von Drogenbanden kontrolliert.
Im September hatten schwer bewaffnete Männer ein Gefängnis im Nordosten Brasiliens angegriffen, das Tor aufgesprengt, einen Polizisten erschossen und 92 Insassen zur Flucht verholfen. Im April 2018 war es in einem Gefängnis nahe der Stadt Belém im nördlichen Bundesstaat Pará zu Kämpfen zwischen Wachleuten und schwer bewaffneten Häftlingen und Helfern von aussen gekommen. Es gab 21 Tote. (sda/ap/afp/dpa)