Die nordchinesische Metropole Xi'an ist nicht nur die Heimat der weltberühmten Terrakotta-Krieger, sondern auch von mehr als 13 Millionen Menschen. Und über sie alle wurde ein Lockdown verhängt. Denn Xi'an leidet unter dem schwersten Corona-Ausbruch in China seit 21 Monaten.
Ende 2019 verbreitete sich das Corona-Virus mutmasslich von der zentralchinesischen Stadt Wuhan aus in die ganze Welt.
Seit Pandemiebeginn wurden in China offiziell insgesamt rund 130'000 Infektionen und 4636 Corona-Tote registriert. Zum Vergleich: In der Schweiz wurden seit dem 24. Februar 2020 rund 1'260'000 Infektionen und 11'800 Todesfälle gemeldet.
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Mittlerweile verfolgt China eine Null-Covid-Strategie: Nach offiziellen Angaben gab es in der Volksrepublik seit mehr als einem Jahr nur zwei Corona-Tote. Das tägliche Leben und die Wirtschaft gelten als normalisiert.
Das chinesische Rezept zur Eindämmen des Corona-Virus: Eine rigide Massnahmenpolitik. Was der Corona-Ausbruch in Xi'an für China und die Menschen bedeutet in 6 Punkten:
Am Montag stieg die Zahl der Neuinfektionen in Xi'an nach Behördenangaben auf rund 650 Fälle. Dies sei ein Anstieg von 150 Fällen seit dem 9. Dezember.
Verglichen mit den Fallzahlen in der Schweiz, ist das nichts. Doch für China und seine Null-Covid-Strategie gleichen diese Fallzahlen einer Katastrophe. Denn nur wenige Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Peking, die ab Anfang Februar ausgetragen werden sollen, steht das Reich der Mitte auch international unter besonderem Druck, den Ausbruch in den Griff zu bekommen.
Die Behörden gehen davon aus, dass das Virus in einem Flugzeug aus Pakistan am 4. Dezember nach Xi'an gelangte. Mindestens sechs Passagiere von diesem Flug waren mit der Delta-Variante infiziert.
Ein Bestandteil der chinesischen Null-Covid-Strategie ist es, dass die Behörden bemüht sind, die Übertragungsketten exakt nachzuverfolgen, um Ausbrüche rasch zu beenden. Trotzdem scheint es bis jetzt noch nicht geklärt zu sein, wie sich das Virus in Xi'an genau verbreitete.
Der zentralistische, autoritäre Parteistaat China reagierte umfassend auf den Corona-Ausbruch – über Xi'an wurde ein Lockdown verhängt. Und zwar die zweithöchste Kategorie der chinesischen Abriegelung: die «controlled area».
Der Fall Xi'an ist bereits das vierte Mal, dass in China die «controlled area» ausgerufen wird. Allerdings galt dies bis anhin nur für bestimmte Quartiere oder Gebiete, in denen die Fallzahlen in die Höhe schossen – und nicht für eine ganze Metropole.
«Controlled area» bedeutet in Xi'an, dass alle nicht lebenswichtigen Geschäfte und Betriebe geschlossen sind. Allerdings darf pro Haushalt alle paar Tage eine Person das Haus verlassen, um lebensnotwendige Besorgungen zu machen.
Schulen sind geschlossen – der Unterricht läuft online und am TV weiter. Insgesamt sollen davon 3574 Schulen und insgesamt mehr als 2 Millionen Schüler und Lehrpersonen betroffen sein.
Die Behörden in Xi'an haben das Reisen stark eingeschränkt: Inlandflüge wurde am Donnerstag storniert, Bahnhöfe laut Medienberichten verbarrikadiert und der Verkehr auf U-Bahn-Linien ausgedünnt. Autos werden durch die Polizei kontrolliert. Die Stadt kann nur mit einer Bewilligung der Lokalregierung verlassen werden.
Diese Massnahmen wurden im Verlauf des Lockdowns sogar noch verschärft: Wie die Stadtverwaltung mitteilte, dürfen Privatfahrzeuge nur noch in der Stadt unterwegs sein, wenn ihre Fahrer direkt an der Eindämmung des lokalen Ausbruchs beteiligt seien.
Die NZZ schreibt, dass sich Lastwagenfahrer per Messenger-dienst «WeChat» bei der Verkehrspolizei um eine Ausnahmegenehmigung für Fahrten ausserhalb Xians bewerben müssen.
Am Montag wurden alle Einwohner Xi'ans angehalten, zu Hause zu bleiben, denn stadtweit wurde ein Massentest durchgeführt – bereits der dritte seit dem 21. Dezember.
Nach Angaben der staatlichen Zeitung «China Daily» wurden mittlerweile mehr als 30'000 Menschen, von denen die Behörden annehmen, dass sie mit einem bestätigten Corona-Fall in Kontakt gekommen waren, in Hotels unter staatliche Quarantäne gestellt – mindestens drei Infektionsketten konnten erkannt werden.
Am Montag vermeldete die propagandistische Zeitung Global Times aufgrund der Resultate der Massentestes: «Der Ausbruch wird möglicherweise Ende Januar unter Kontrolle sein» – also gerade rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Winterspiele.
Die neue Omikron-Variante wurde in Xi'an noch nicht nachgewiesen. Allerdings meldeten mindestens drei chinesische Städte mittlerweile Omikron-Fälle, wobei es keine lokalen Verbreitungen gegeben habe, sondern alle Fälle durch Einreisende eingeschleppt worden seien.
Sollte sich Omikron verbreiten, könnte China ein Problem bekommen, denn eine Vergleichsstudie aus Hongkong hat ergeben, dass der chinesische Totimpfstoff CoronaVac bei der Omikron-Variante versagt. Wobei die Studie erst als PrePrint vorliegt und lediglich eine kleine Probandengruppe getestet wurde.
(yam)
Steht die Schweiz vor den Weltcups in Adelboden & Wengen auch unter internationalem Druck die Situation in den Griff zu bekommen?
wir haben ja nur eine der höchsten Inzidenzen in Europa..