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Wichtiger Hafen in China schliesst wegen 1 Coronafall

Wichtiger Hafen in China schliesst wegen 1 Coronafall: Der Welt droht neues Lieferchaos

Die Lieferketten haben durch die Corona-Krise einen schweren Schlag bekommen. Nun sorgt eine Meldung für Aufregung: Ein wichtiges Hafenterminal in China hat dichtgemacht – mit womöglich drastischen Folgen.
13.08.2021, 10:51
Mauritius Kloft / t-online
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t-online

Erst vor wenigen Wochen versetzte eine Hafenschliessung in China zahlreiche Logistiker in Aufregung. Zwischen Ende Mai und Ende Juni war der Yantian Port im Osten von Shenzhen, einer der wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt, grösstenteils dicht. Dutzende Schiffe mussten in der Folge warten oder umgeleitet werden, Waren verspäteten sich wochenlang.

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Der Ningbo-Zhoushan-Hafen gilt als der drittwichtigste Hafen weltweit.Bild: keystone

Nun wartet eine weitere schlechte Nachricht für die Weltwirtschaft auf: Chinas Behörden haben einen Teil der Hafengruppe Ningbo Zhoushan, das Meishan-Terminal, dichtgemacht. Der Grund: Ein Hafenarbeiter wurde positiv auf Corona getestet, offenbar stehen fast 2000 Mitarbeiter unter Beobachtung.

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Ein Corona-Ausbruch war auch der Grund, warum die chinesischen Behörden den Yantian-Port für rund einen Monat schlossen. Seit Wochen hat China mit mehreren Corona-Ausbrüchen zu kämpfen, die das Land teils wieder lahmlegten – auch weil China mit vergleichsweise harten Massnahmen reagiert.

Logistiker warnen vor «massiven» Problemen

Die Hafengruppe Ningbo gilt als der drittwichtigste Hafen weltweit; das Meishan-Terminal ist immerhin für rund ein Fünftel der Verladekapazitäten zuständig. Vergangenes Jahr wurden dort rund 5.44 Millionen Standardcontainer umgeschlagen, wie der Deutsche Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) mitteilt. Zum Vergleich: Am Hamburger Hafen, dem grössten Hafen Europas, waren es vergangenes Jahr rund 8.5 Millionen Standardcontainer.

Die Befürchtung ist nun, dass die Lieferketten durch die Hafenschliessung nochmals durcheinander gewirbelt werden. Vom BME heisst es hierzu: «Die weitere Entwicklung im Hafenverbund Ningbo Zhoushan sollte konstant beobachtet werden. Eine anhaltende Schliessung könnte eine Dynamik entwickeln, welche die ohnehin schon angespannten Lieferketten und Warenströme zusätzlich belasten würde.»

epa09257510 Shipping containers are seen in the Ningbo Zhoushan Port in Ningbo, Zhejiang province, China, 09 June 2021. The Ningbo-Zhoushan is a port that claims to be the busiest in the world in term ...
Am Ningbo-Zhoushan-Hafen wurden vergangenes Jahr rund 5.44 Millionen Standardcontainer umgeschlagen. Bild: keystone

Auch der Logistikriese Hapag Lloyd warnt vor einem solchen Szenario. Sollte Meishan länger dicht bleiben, könne das zu «massiven Problemen» führen, so der Frachtkonzern. Bereits jetzt warten mehr als 40 Containerschiffe vor dem Hafen, berichten Branchendienste.

Was der Wirtschaft und Verbrauchern droht

Schon seit Beginn der Corona-Pandemie sind die weltweiten Lieferketten schwer durcheinandergeraten. Denn in Ostasien, aber auch in den USA erholt sich die Wirtschaft nach Corona deutlich stärker als etwa in Europa. Die Folge dieser Entwicklung: Viele Container stecken an Standorten fest, an denen sie niemand gebrauchen kann – und fehlen dadurch andernorts oder müssen teuer zurückgeschickt werden.

Besonders für Industrieunternehmen ist das seit Monaten ein Problem, weil wichtige Vorprodukte aus Asien fehlen oder deutlich teurer sind. Nach Angaben des Münchner Ifo-Institutes beklagen inzwischen 64 Prozent der befragten Industrie-Unternehmen Engpässe und Probleme bei Vorlieferungen als Hindernis für ihre Produktion. «Das könnte zu einer Gefahr für den Aufschwung werden», sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe unlängst. Bei den Maschinenbauern sehen sogar 70 Prozent ihre Produktion wegen Materialmangels deutlich erschwert.

Der geschlossene Hafen jetzt könnte daher auch für Verbraucher Folgen haben, vor allem in Form von Lieferverzögerungen. Besonders Elektroprodukte, aber auch Fahrräder, Spielzeug oder andere Non-Food-Produkte stammen aus China. Die Auswirkungen sind wenn aber erst in Wochen zu spüren. Und es bleibt abzuwarten, wie lange der Hafen tatsächlich dicht ist.

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70 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fools garden
13.08.2021 11:45registriert April 2019
Es geht nix mehr ohne China🤮
Ich bin alt genug um zu Wissen das dem nicht immer so war.
Der Mensch ist größten Teils satt im Westen und hat Angst zu verlieren. Wenn wir so weiterfahrein wird auch genau das geschehn,
und China tanzt uns derweil auf der Nase rum.
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Hans Guckindieluft
13.08.2021 12:31registriert März 2021
Nun ja, dieser Virus ist wie ein Sandkorn im Getriebe der Weltwirtschaft. Alles ist so effizient optimiert, keine Lagerhaltung mehr, alles on demand. Nun kommt ein solches Sandkorn daher und bringt alles zum Stillstand. Da stellt sich doch die berechtigte Frage, ob dieses System nicht völlig untauglich ist für Krisensituationen. Die Kosteneinsparungen in den letzten Dekaden, sind durch diesen externen Faktor vermutlich völlig verpufft. Müsste man da nicht über die Bücher gehen?
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_andreas
13.08.2021 11:14registriert April 2020
Da sieht man mal wieder wie abhängig der Westen von China ist. Mit der neuen Seidenstrasse wird das ganze dann in zukunft noch verstärkt.
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