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Folter von Uiguren: Der brisante UN-Bericht zu China in 4 Punkten

Wie Chinas Regime Uiguren misshandelt – 4 Punkte zum brisanten UN-Bericht

Zehn Minuten vor dem Ende ihrer Amtszeit hat die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte den lang erwarteten Bericht zur Lage in Xinjiang veröffentlicht. China reagiert empört.
01.09.2022, 10:0701.09.2022, 14:47
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In der chinesischen Region Xinjiang sind nach Einschätzung des UN-Menschenrechtsbüros womöglich Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden an muslimischen Minderheiten, vor allem den Uiguren.

February 2, 2019 - Munich, Bavaria, Germany - Uyghur children in Germany protesting with the flag of East Turkestan, which is also known as the Xinjiang Autonomous Province. Over 400 primarily Turkish ...
Uigurische Kinder 2019 in München.Bild: imago stock&people

Zu diesem Schluss kommt die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, in ihrem seit Monaten mit Spannung erwarteten Bericht.

Ein Überblick:

Das steht im Bericht: «Bildungseinrichtungen» als Folterkammer

China unterhält sogenannte «Berufsbildungseinrichtungen». In diesen sei es «zu willkürlichen Inhaftierungen in grossem Umfang» gekommen, wie es in dem Bericht heisst. Die Einweisung sei «eine Form des Freiheitsentzugs» gewesen, wie der Bericht urteilt.

Den Menschen in den «Berufsbildungseinrichtungen» seien von 2017 bis 2019 und möglicherweise darüber hinaus fundamentale Rechte vorenthalten worden, schreibt die UN weiter.

Die Menschen, mit denen das Büro sprach, hätten berichtet, dass sie von Bewaffneten bewacht wurden und sie die Einrichtungen entgegen chinesischer Darstellung nicht nach freiem Willen verlassen konnten. Sie hätten keinen oder kaum Kontakt zu ihrer Familie gehabt und seien vor Gesprächen gezwungen worden, sich positiv zu äussern.

Die Beschreibungen der Befragten, die während der Recherchen der UN in den «Berufsbildungseinrichtungen» festgehalten wurden, hätten Muster von Folter oder anderen Formen grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Bestrafung aufgezeigt. Zudem habe es glaubhafte Berichte über Vergewaltigungen gegeben, aber das Ausmass sei nicht festzustellen gewesen.

Der Bericht urteilt:

«Das Ausmass der willkürlichen und diskriminierenden Inhaftierung von Angehörigen der Uiguren und anderen überwiegend muslimischen Gruppen (...) könnte internationale Verbrechen, insbesondere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darstellen.»

Wie viele Menschen sind betroffen?

Die genaue Zahl der Betroffenen sei nicht zu ermitteln gewesen. Das UN-Menschenrechtsbüro zitiert aber Quellen, die von bis zu einer Million Inhaftierten sprechen.

Das sagt China: Es geht um Terrorismusbekämpfung

Das chinesische Aussenministerium hat den Bericht bereits öffentlich verurteilt. Ein Sprecher forderte Ende letzten Monats das Büro der Hochkommissarin auf, «die ernsthaften Bedenken des chinesischen Volkes (…) zu respektieren, sich auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen und die Veröffentlichung einer Bewertung über Xinjiang abzulehnen, dass diese auf falschen Informationen und falschen Anschuldigungen beruht», wie die CNN schreibt.

Der Sprecher des chinesischen Aussenamtes in Peking, Wang Wenbin, nannte den Bericht am Donnerstag «falsch und illegal». Ziel des Westens sei es, China durch «politische Manipulation» zu isolieren. Dies sei jedoch zum Scheitern verurteilt, sagte Wang Wenbin weiter. Bei den von den USA und anderen Staaten immer wieder vorgebrachten Vorwürfen handele es sich um «die Lüge des Jahrhunderts».

Die chinesische Regierung bestreitet nicht, dass «Bildungseinrichtungen» bestehen: In einem Weissbuch vom August 2019 über «Berufliche Bildung und Ausbildung in Xinjiang» erklärte die Regierung, wofür diese aussergerichtlichen Anstalten geführt werden:

«Terrorismus und Extremismus sind die gemeinsamen Feinde der Menschheit (...). Es ist die grundlegende Aufgabe jeder verantwortungsbewussten Regierung, zu handeln, um den bösartigen Tumor des Terrorismus und Extremismus, der das Leben und die Sicherheit der Menschen bedroht, zu beseitigen.»

Aber warum wird Xinjiang explizit genannt als Ort dieser «Bildungseinrichtungen» im Weissbuch der chinesischen Regierung? Xinjiang ist die Heimat der muslimischen Minderheit der Uiguren und eine autonome Region im China. Im Weissbuch der chinesischen Regierung heisst es, dass Xinjiang ein Zentrum des Terrorismus sei. Darum seien dort «im Einklang mit dem Gesetz» Bildungszentren eingerichtet worden, um «die Entstehung und Verbreitung von Terrorismus und religiösem Extremismus» zu verhindern. In den Anstalten würden entsprechend «drei Kategorien» von Menschen untergebracht:

  1. Personen, die wegen terroristischer Straftaten verurteilt wurden, die aber auch nach Beendigung ihrer Strafe «eine potenzielle Bedrohung für die Gesellschaft darstellten».
  2. Personen, die zur Teilnahme an terroristischen Aktivitäten angestiftet wurden und an nicht schwerwiegend terroristischen oder extremistischen Aktivitäten teilgenommen haben.
  3. Personen, die zur Teilnahme an terroristischen oder extremistischen Aktivitäten angestiftet wurden, aber keinen tatsächlichen Schaden verursachten.

Zu diesen Aussagen im Weissbuch moniert das UN-Menschenrechtsbüro, dass die chinesischen Definitionen von Terrorismus und Extremismus, mit denen Peking seine Vorgehensweise in der Region rechtfertige, viel zu vage seien.

FILE - A woman wears a face mask reading 'Free Uyghurs' as she attends a protest during the visit of Chinese Foreign Minister Wang Yi in Berlin, Germany, Tuesday, Sept. 1, 2020. Experts at t ...
Eine Frau verdeckt an einer Kundgebung für Uiguren ihr Gesicht mit den Worten «Befreit die Uiguren!!», Berlin 2020.Bild: keystone

Im Weissbuch der chinesischen Regierung heisst es weiter, dass man versuche, bei den betreffenden Personen ein Gleichgewicht zu finden zwischen harter Bestrafung für schwere Straftaten sowie Mitgefühl, Milde, Bildung und Rehabilitation in minderschweren Fällen. Entsprechend bestreitet China sämtliche Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen, dass in den Bildungseinrichtungen Minderheiten gefoltert würden und weist dies als Lügen zurück.

Das UNO-Menschenrechtsbüro kritisiert die chinesische Regierung dafür und schreibt:

«Das pauschale Leugnen aller Anschuldigungen durch die Regierung sowie (...) Angriffe auf diejenigen, die über ihre Erfahrungen berichtet haben, haben die Demütigung und das Leid der Überlebenden noch verstärkt.»

Warum wurde der Bericht so verzögert veröffentlicht?

Der Bericht wurde am Mittwochabend um kurz vor Mitternacht veröffentlicht – zehn Minuten vor dem Ende der Amtszeit von der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet.

Vier Jahre, nachdem ein Expertenkomitee der Vereinten Nationen auf «glaubwürdige Berichte» aufmerksam machte, wonach mehr als eine Million Uiguren und andere muslimische Minderheiten in Xinjiang in Lagern zur «Umerziehung» und Indoktrination interniert würden.

Der Bericht sollte ursprünglich im vergangenen Jahr veröffentlicht werden. Bachelet zögerte aber, weil noch chinesische Berichte geprüft werden mussten und die Hochkommissarin monatelang mit China darüber verhandelte, ins Land reisen zu können. Sie habe dabei immer auf Dialog gesetzt, teilte sie am Mittwochabend mit, aber:

«Dialog (...) bedeutet nicht, dass ich etwas dulde, übersehe oder die Augen verschliesse.»
epa10125848 United Nations High Commissioner for Human Rights Michelle Bachelet addresses the media in Dhaka, Bangladesh, 17 August 2022. Bachelet arrived to Bangladesh on a four-day visit to meet wit ...
Michelle Bachelet stand unter enormem Druck, was die Veröffentlichung des Berichts anging.Bild: keystone

Seit Jahren hat China erheblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie die Vereinten Nationen mit den Vorwürfen schwerer Menschenrechtsverletzungen gegen Uiguren und andere muslimische Minderheiten des Landes umgehen. Denn China würde sein wirtschaftliches und politisches Gewicht einsetzen, um sich gegen eine wachsende Zahl von journalistischen Berichten, akademischen Untersuchungen und Aussagen von Überlebenden zur Wehr zu setzen, kritisiert CNN. Ein westlicher Diplomat, der in Genf tätig ist, verriet CNN:

«Es gibt viele Länder, die durch die chinesischen Reaktionen beunruhigt werden oder der chinesischen Lobbyarbeit zum Opfer fallen.»

Darum überrascht es auch nicht, dass Bachelet unter immensem Druck war, wie sie vergangene Woche berichtete. Während viele Regierungsvertreter mit wachsender Ungeduld auf die Veröffentlichung gepocht hätten, habe sie auch einen Brief von rund 40 Regierungen erhalten, die sie drängten, von der Veröffentlichung abzusehen. Einzelne Länder nannte sie nicht.

Bachelet war seit 2018 im Amt. Sie bewarb sich nicht um eine zweite Amtszeit. UN-Generalsekretär António Guterres hat noch keine Nachfolgerin oder einen Nachfolger benannt.

(yam, mit Material der sda/dpa)

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Die unterdrückten Uiguren in China
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Die unterdrückten Uiguren in China
In der Region Xinjiang im Westen Chinas, wo die muslimische Minderheit der Uiguren lebt, kommt es immer wieder zu Unruhen.
quelle: x01481 / kyodo
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Internierung von Uiguren
Video: srf
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56 Kommentare
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N. Y. P.
01.09.2022 05:21registriert August 2018
..habe sie auch einen Brief von rund 40 Regierungen erhalten, die sie drängten, von der Veröffentlichung abzusehen. Einzelne Länder nannte sie nicht.

Hmmm.. 🤔

..welches Land mir da einmal mehr wohl in den Sinn kommt? Es ist ein Land, das chinesischen Agenten offiziell ! erlaubt hat, in ihrem Land "Jagd" auf ihre eigenen Landsleute zu machen. Übung musste Wochen später natürlich abgebrochen werden.

@Schweiz

So, jetzt den Zweihänder hervornehmen. Lasst ein diplomatisches Erdbeben erzittern. Schreibt eine Protestnote.
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saukaibli
01.09.2022 09:16registriert Februar 2014
Leider nichts Neues, dass in Xinjiang Menschenrechte mit Füssen getreten werden. Dass Bachelet den Bericht 10 Minuten vor dem Ende ihrer Amtszeit veröffentlichst, spricht ebenfalls Bände. China hätte sonst sowieso so viel Druck gemacht, dass sie rausgeworfen worden wäre.
Was jetzt öffentlich gemacht werden muss, ist, welche Firmen in der Region produzieren, damit man diese boykottieren kann. Immerhin werden dort Uiguren schon lange als Arbeitssklaven missbraucht und das ist nicht nur ein Schlagwort.
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Janster
01.09.2022 09:15registriert März 2021
ich lese gerade ein Buch namens China Protokolle. Das ist echt schwer verdauliche Kost. Was da beschrieben wird ist kaum zu glauben. Und all das passiert auf staatliche Anordnung hin.
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