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Coronavirus: USA erproben neuartige Covid-Behandlung mit Blutplasma

USA erlauben Covid-19-Behandlung mit Blutplasma – 5 Dinge, die du dazu wissen musst

24.08.2020, 06:3224.08.2020, 07:45
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Die US-Regierung erteilt eine Notfallgenehmigung für die Behandlung der Erkrankung Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Bei der sogenannten Immunplasma-Therapie bekommen Patienten Plasma von Menschen, die nach einer natürlichen Infektion Antikörper gebildet hatten. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Notfallgenehmigung als «sehr historischen Durchbruch».

Ist die Notfallgenehmigung denn wirklich historisch?

Die Behandlungsmethode mit Plasma ist in den USA aber bereits weit verbreitet. Von einem Durchbruch zu sprechen, scheint daher eher übertrieben. Im Rahmen einer klinischen Sondergenehmigung haben bereits rund 70'000 Menschen Plasma erhalten, wie die zuständigen Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) erklärte. Die Notfallgenehmigung entspricht zudem keiner formellen Zulassung, für die wesentlich höhere Hürden gelten. Auch ist das Plasma-Angebot begrenzt, da es nur aus Blutspenden Genesener gewonnen werden kann.

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Der Schritt der FDA mache vor allem den Handel mit Plasma einfacher und dürfte Herstellern helfen, ihre Kosten zu decken, wie der frühere FDA-Chef Scott Gottlieb vorab dem Fernsehsender ABC sagte. Es handle sich aber insgesamt nur um einen kleinen Schritt, sagte er.

Wie gut schlägt die Therapie an?

Plasma wird seit über 100 Jahren genutzt und gilt als sicher für Patienten. Bislang noch unklar ist aber, wie wirksam Plasma tatsächlich ist, um die Covid-Sterblichkeitsrate zu senken. Der Chef der FDA, Stephen Hahn, sprach von begrenzten, aber bislang «vielversprechenden» Daten zur Wirksamkeit.

In den USA haben Forscher Daten aus der Anwendung der Mayo Clinic zu 35'000 zumeist schwer erkrankten Patienten erfasst. Ihre bislang unveröffentlichte Studie zeigt, dass Patienten, die drei Tage nach einer Covid-Diagnose eine Transfusion bekamen, eine etwas geringere Sterblichkeitsrate hatten als jene, die später behandelt wurden. Allerdings gab es bei der Studie keine Kontrollgruppe, die Ergebnisse sind also nur sehr begrenzt aussagekräftig. Weitere Studien, bei denen ein Teil der Probanden nur ein Placebo bekommt, laufen noch.

Trump hat auch etwas dazu gesagt, oder?

Ja. Trump sprach bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus von einer «wirkmächtigen Therapie» mit einer «unglaublichen Erfolgsrate». Seine Aussagen waren aber nicht von der schriftlichen Genehmigung der FDA gedeckt, die angesichts der bislang unzureichenden Datenlage vorsichtig von einer möglichen positiven Wirkung sprach.

Trump dürfte die Ankündigung vom Sonntagabend (Ortszeit) trotzdem sehr gelegen kommen: Am Montagabend beginnt der Parteitag der Republikaner, bei dem er diese Woche offiziell als Kandidat für die Wahl im November nominiert werden soll.

Trump war am Wochenende in die Kritik geraten, weil er Druck auf die FDA machte, Behandlungsmöglichkeiten und Impfungen möglichst schnell zu genehmigen.

Wie funktioniert eine Plasma-Behandlung?

Die Idee hinter der Plasma-Behandlung ist bestechend: Weil es noch keinen Impfstoff gibt, der die Bildung von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 anregt, verabreicht man Patienten Antikörper von Menschen, die diese nach einer natürlichen Infektion gebildet haben.

Die Behandlung mit Plasma, dem sogenannten Rekonvaleszenten-Plasma, hat folgenden biologischen Hintergrund: Im Verlauf einer Infektion bildet das Immunsystem eines Menschen unter anderem Antikörper, um den eingedrungenen Erreger zu beseitigen. Diese Antikörper bleiben nach einer Infektion zumindest eine Weile im Körper erhalten. Man kann also aus dem Blut Genesener die Antikörper gewinnen und diese dann akut Erkrankten verabreichen – damit sie auch bei ihnen das Virus bekämpfen und die Schwere der Erkrankung abmildern.

Wie ist die Lage in den USA eigentlich?

Nun, die Corona-Pandemie ist in den USA weiterhin völlig ausser Kontrolle. Die Behörden haben bisher rund 5.7 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 gemeldet. Fast 177'000 Menschen starben.

(sda/dpa)

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