International
Coronavirus

WHO: Chinas mangelnde Corona-Transparenz «unentschuldbar»

WHO: Chinas mangelnde Corona-Transparenz «unentschuldbar»

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat eine Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Chinas Kooperation bei der Erforschung des Coronavirus angemahnt.
06.04.2023, 20:0006.04.2023, 20:19
Mehr «International»

Die ranghöchste Covid-19-Expertin der WHO, Maria Van Kerkhove, kritisierte in einem Kommentar in der renommierten US-Fachzeitschrift «Science» etwa, dass chinesische Wissenschaftler Daten von Virenproben aus der Metropole Wuhan drei Jahre lang zurückgehalten hatten.

epa08525388 Maria van Kerkhove, Technical Lead of WHO's Health Emergencies programme, attends a press conference organized by the Geneva Association of United Nations Correspondents (ACANU) amid  ...
Maria Van Kerkhove kritisiert Chinas mangelnde Corona-Transparenz.Bild: keystone

«Die mangelnde Offenlegung von Daten ist einfach unentschuldbar», schrieb die Epidemiologin, die seit Bekanntwerden der ersten Infektionen in Wuhan die Weltöffentlichkeit über die Corona-Lage informiert. Die WHO erfuhr erst Mitte März dieses Jahres von bestimmten genetischen Informationen aus der zentralchinesischen Metropole, nachdem diese kurzzeitig auf einer internationalen Datenbank zugänglich waren.

Die Daten geben laut Van Kerkhove wichtige Hinweise auf die Bedeutung eines Marktes in Wuhan für die ursprüngliche Verbreitung des Virus. Nötig seien jedoch etwa noch Blutuntersuchungen von Arbeitern der Lebendtiermärkte in Wuhan oder der Ursprungsfarmen der Tiere.

Die WHO-Expertin forderte die sofortige Bereitstellung von relevanten Daten zum Ursprung des Virus. Je mehr Zeit verstreiche, desto schwerer werde die Forschungsarbeit, die für die Verhinderung künftiger Ausbrüche wichtig sei. «Die Zeit läuft davon», warnte sie.

Anfang März hatten Aussagen von FBI-Direktor Christopher Wray in den USA Spekulationen über eine Laborpanne in China als Ursprung des Coronavirus neu entfacht. Van Kerkhove betonte, dass alle Hypothesen zum Ursprung des Virus aufrechterhalten blieben, solange nicht genug Informationen vorlägen. China habe etwa Ergebnisse seiner Labor-Überprüfungen noch nicht bereitgestellt. Ausserdem habe die WHO noch immer keinen Zugriff zu Rohdaten über die ersten Corona-Fällen in China.

Seit Beginn der Pandemie hat China die Sorge, dass ihm die Schuld für den weltweiten Ausbruch zugeschoben wird. Regierung und Staatsmedien verfolgen seither eine massive Desinformationskampagne, die auf die Möglichkeit abhebt, dass das Virus auch aus dem Ausland gekommen sein könnte und nicht aus China stammte. Die Rivalität mit den USA und die Debatte über die Laborthese haben die Frage nach der Herkunft des Virus zunehmend politisiert. Erst im Jahr 2021 konnte eine gemeinsame Untersuchungskommission mit WHO-Experten nach Wuhan reisen. Eine Fortsetzung der Ermittlungen kam nicht zustande.

«Die WHO fordert China und alle Länder weiterhin auf, alle Daten über die Herkunft von Sars-CoV-2 unverzüglich auszutauschen», schrieb Van Kerkhove. «Die Welt muss sich von der Schuldzuweisungspolitik verabschieden.» Stattdessen solle sie alle diplomatischen und wissenschaftlichen Ansätze nutzen, um zusammenzuarbeiten, Lösungen zu finden und zukünftige Pandemien zu vereiteln. (oee/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
1 / 11
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
Sicht auf ein Plakat des BAG, am Montag, 19. Juli 2021, auf dem Bundesplatz in Bern. Das BAG informiert, dass die Impfkampagne voranschreite, zudem können sich Personen spontan gegen Covid-19 impfen lassen.
quelle: keystone / peter schneider
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
    2 Bestatter streiten sich um Leiche aus Bern – 1 Person verletzt
    In Rom wurde ein 45-Jähriger bei einem Streit verletzt. Er und sein 63-jähriger Mitarbeiter konnten sich nicht einigen, wer eine Leiche aus der Schweiz nach Neapel bringen darf.

    Die Auseinandersetzung zwischen dem 63-jährigen und dem 45-jährigen Bestatter fand im römischen Stadtteil Appio vor Passanten statt, wie italienische Medien mit Verweis auf «Il Messaggero» berichten. Alles nahm seinen Anfang, als zwei Särge in einem Lieferwagen bei einem Bestattungsinstitut in Rom eintrafen. Der eine Sarg stammte aus Bern, der andere aus Paris. Der Verstorbene aus der Schweiz sollte in Neapel beigesetzt werden, jener aus Frankreich in Ancona an der Adriaküste.

    Zur Story